Nach Britenabzug: Umwandlung braucht Zeit
Sechs Jahre hat Thomas Rekowski als Konversionsmanager die Umwandlung des durch die Briten militärisch genutzten Gebiets in Bad Fallingbostel und in Bergen hin zur zivilen Nutzung mit begleitet. Jetzt hat ihn die Stadt Bad Fallingbostel fest eingestellt. Bürgermeisterin Karin Thorey ist froh, dass das geklappt hat. Sein Fachwissen sei auch in Zukunft vonnöten.
Stolz ist Thorey auf das, was in den Jahren nach dem Abzug der britischen Soldaten geschafft wurde. Manches hatte sie sich aber schneller erhofft und weniger aufwendig vorgestellt, wie sie kürzlich dem Wirtschaftsausschuss des Landkreises erklärte. Erhebliche Hindernisse galt es für die Stadt zu bewältigen. Aber letztlich, so sagt sie, lohne sich die Umwandlung nicht nur, um Entwicklungschancen zu nutzen, sondern auch um soziale Verwerfungen zu verhindern.
Konversionsgebiete sind das ehemalige Camp Fallingbostel als Teil des Nato-Truppenübungsplatzes – 32,7 Hektar davon werden nach harten Verhandlungen zu einem Industriegebiet umgewandelt – sowie die Wohngebiete Weinberg und Wiethop. 1100 Wohnungen standen 2015 nach dem Truppenabzug leer, mehr als 870 sollten angekauft, gut 650 abgerissen werden. Bei 400 Wohnungen ist das bisher gelungen, 256 fehlen noch. Förder- und Eigenmittel flossen auch in die Sanierung der Innenstadt.
Insbesondere die verschiedenen Eigentümer hätten die Stadt vor erhebliche Schwierigkeiten gestellt: „Wir brauchten jede Wohnung eines Blocks im Eigentum, sonst kann man nicht abreißen.“ Was Thorey an Beispielen schildert klingt teils nach mühevoller Detektivarbeit, weil Wohnungen zunächst aus Holland in einen belgischen und später in einen luxemburgischen Fonds verschoben wurden. Hinzu kamen Wucherpreise. Und dann seien da noch die Zuzüge, die eine Maklerin deutschlandweit organisierte, um den Leerstand zu füllen. Vor allem Familien, die Sozialhilfe bezögen, meldeten sich in der Stadt an. Dass zum Teil nicht alles rechtens gewesen sei, brachte eine Räderwerk-Aktion mit Polizei und weiteren Behörden im Oktober 2020 ans Tageslicht, die bis zu 19 Menschen in einer Wohnung entdeckten. Die Idee soziale Missstände durch Ankauf, Abriss und Umwandlung erst gar nicht entstehen zu lassen, habe sich im Laufe der Zeit bestätigt, so Thorey.
Nächstes Ziel ist nun der Bau einer Kindertagesstätte auf der freigeräumten Fläche am Wiethop, auf dem Abrissgelände am Weinberg soll unter anderem ein kleines Gewerbegebiet entstehen.
Stadtumbau ohne Fördermittel nicht zu stemmen
„Wir sind dankbar für jeden Euro, sonst könnten wir den Stadtumbau nicht stemmen, sonst hätten wir mehr von den Problemen“, so Bad Fallingbostels Bürgermeisterin Karin Thorey jetzt gegenüber dem Wirtschaftsausschuss des Landkreises. Rund 12 Millionen Euro fließen jeweils zu einem Drittel von Land, Landkreis und Kommune in das Konversionsprojekt. Außerdem profitiert die Kommune von Mitteln aus dem Bund- Länder-Fördertopf „Stadtumbau West“. Über zehn Jahre stehen daraus 18 Millionen Euro zur Verfügung – inklusive des Eigenanteils Bad Fallingbostels von sechs Millionen Euro.
Dass nicht nur der Ankauf, sondern auch der Abriss viel Geld kostet, macht eine Beispielrechnung der Bürgermeisterin deutlich: Gut 1,2 Millionen Euro kostete der Abriss und die Entsorgung von neun Wohnblocks mit 62 Wohneinheiten am Weinberg.