Unpraktikable Testsets erschweren Schulen Kampf gegen Corona
Regelmäßige Corona-Tests in Verbindung mit den üblichen Hygieneregeln sollen gewährleisten, dass teilweiser Präsenzunterricht an allgemeinbildenden Schulen auch in Zeiten steigender Inzidenz möglich bleibt, solange festgesetzte Grenzwerte nicht überschritten werden. Es ist ein Kompromiss zwischen Öffnung und Lockdown, der Schulen schützen soll, sie aber gleichzeitig auch vor große logistische Herausforderungen stellt. Eine Kraftanstrengung, die sich lohne, sagt Kultusminister Grant Hendrik Tonne und führt ein starkes Argument ins Feld: das Kindeswohl. Denn die negativen Folgen von Schul- und Kitaschließungen seien für die betroffenen Mädchen und Jungen „immens“, so der SPD-Mann.
Dem würde Mani Taghi-Khani nicht widersprechen. Trotzdem ist der Leiter der KGS Schneverdingen unzufrieden. Grund seines Grolls ist die jüngste Lieferung von Corona-Testkits. „Das ist wirklich eine Unverschämtheit“, macht Taghi-Khani seinem Unmut Luft. Denn: Ohne vorherige Ankündigung gab es zwischen der ersten und der zweiten Lieferung von Testutensilien eine entscheidende Veränderung. Die neuen Testsets eines anderen Herstellers werden nämlich nicht mehr portioniert geliefert, sondern in Einzelteilen.
Zweimal wöchentlich händisch rund 7.500 Corona-Testsets zusammenstellen
Jede Schülerin und jeder Schüler benötigt sechs einzelne Komponenten, um wie vorgesehen zu Hause einen Corona-Selbsttest vornehmen zu können. Ebenso benötigen die Mitarbeiter Testutensilien. Für die KGS Schneverdingen, eine der größten allgemeinbildenden Schulen im Land Niedersachsen, bedeutet das: zweimal wöchentlich per Hand rund 1.750 Corona-Testkits zusammenzustellen.
Und die Anwendungshinweise für die Schulen machen die herausfordernde logistische Aufgabe sogar noch etwas diffiziler. „Vor Ausgabe an die Schüler sollte seitens der Schule vorab das lange Abstrichstäbchen und die alte Gebrauchsanweisung aus den Testverpackungen entnommen und durch die neue Gebrauchsanleitung und das kurze Abstrichstäbchen ersetzt werden“, heißt es dort. Und weiter: „Es sind pro Karton vor Ausgabe jeweils 240 weitere Kopien der neuen Gebrauchsanleitung zu fertigen, um jedem Schüler eine korrekte Gebrauchsanleitung in Papierform mitgeben zu können oder die Gebrauchsanleitung ist den Schülern digital zur Verfügung zu stellen.“ „Das ist definitiv nicht zu leisten“, klagt KGS-Leiter Taghi-Khani.
Mit den neuen Corona-Testsets irgendwie klarkommen müssen bislang die Gesamtschulen und Berufsbildenden Schulen (BBS) in Niedersachsen. Im Heidekreis sind somit außer der KGS Schneverdingen auch die KGS Schwarmstedt sowie die BBS Soltau und Walsrode betroffen. BBS-Schulleiterin Gaby Tinnemeier berichtet, dass in ihrer Einrichtung zweimal wöchentlich rund 2.500 Corona-Testkits händisch portioniert werden müssten. Wie das logistisch bewältigt werden kann, sei noch unklar. „Aber wir werden einen Weg finden“, bleibt Tinnemeier trotz allem optimistisch.