Kirchengemeinden uneins über Ostergottesdienste

Leicht haben es sich die Kirchenvorstände im Landkreis Heidekreis wie hier in Schneverdingen an der Eine-Welt-Kirche nicht gemacht, sich für oder gegen Präsenzgottesdienste zu entscheiden. Foto: grö

Leicht haben es sich die Kirchenvorstände im Landkreis Heidekreis wie hier in Schneverdingen an der Eine-Welt-Kirche nicht gemacht, sich für oder gegen Präsenzgottesdienste zu entscheiden. Foto: grö

So viele verschiedene Angebote zu Ostern gab es in den Kirchengemeinden des nördlichen Heidekreises wohl noch nie. In der einen Gemeinde werden Präsenzgottesdienste gefeiert, in der anderen wird es auch in diesem Jahr nur digitale Formate geben. Einige analoge Gottesdienste finden nur statt, wenn ein festgelegter Inzidenzwert nicht überschritten wird. Mal muss man sich für eine Teilnahme anmelden, mal ist das nicht notwendig.

Ein Flickenteppich? Diesen Begriff verwendet Beate Stecher nicht. Die Pastorin der Schneverdinger Gemeinde Peter und Paul, deren Kirchenvorstand verfügt hat, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten, spricht lieber davon, dass Kirchengemeinden sich „bunt gestreut und in aller Freiheit“ für den einen oder anderen Weg entschieden haben. Richtig oder falsch gebe es nicht.

Es herrscht Unsicherheit

Leicht haben es sich die verschiedenen Kirchenvorstände jedenfalls nicht gemacht. Auf lokaler Ebene lässt sich nachzeichnen, was zuletzt schon auf der großen politischen Bühne zu beobachten gewesen ist: Unsicherheit. Kurz sah es nach einem generellen Gottesdienstverbot aus, was unverzüglich Kritik nach sich zog. „Wir legen Wert darauf, dass die Wahl der Formate und die konkrete Ausgestaltung der Gottesdienste weiter in der Eigenverantwortung der Kirchen bleibt“, hieß es etwas pikiert in einer gemeinsamen Erklärung der niedersächsischen Bischöfe. Ostern ist das höchste Fest der Christen. Andererseits lässt ein Virus „nicht mit sich verhandeln“, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag im ARD-Talk bei Anne Will noch einmal bekräftigte.

Der Ball liegt nun wieder im Spielfeld der einzelnen Kirchengemeinden, und die meisten im Nordkreis haben sich in dieser Zwickmühle für Präsenzgottesdienste entschieden. „Das hat sich gut eingespielt“, sagt etwa Pastor Kai-Uwe Scholz von der Markusgemeinde in Schneverdingen mit Blick auf bisherige Erfahrungen in der Pandemie. Abstände könnten im Gotteshaus gut eingehalten werden, Besucher verhielten sich angemessen. Wer dennoch lieber nicht kommen möchte, kann sich ersatzweise die Worte und Musik zum Osterfest anhören, die von der Gemeinde ab Ostersonntag auf der eigenen Facebook-Seite veröffentlicht werden. Eine Konstante in der Vielfalt der Konzepte: Gemeinden, die über Ostern Präsenzgottesdienste feiern, bieten im Regelfall ergänzend digitale Angebote an. So halten es zum Beispiel auch die evangelischen Kirchengemeinden in Munster und Bispingen, die inzwischen beide einen eigenen YouTube-Kanal unterhalten.

„Wir hatten Präsenzgottesdienste geplant, diese aber wegen der steigenden Coronazahlen wieder abgesagt“, erläutert Pastorin Kathrin Burgwal den Stand in der Soltauer Lutherkirchengemeinde. Auch in Wietzendorf wurden entsprechende Pläne aufgrund hoher Inzidenz wieder verworfen.

„Balsam für die Seele“

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben in der Debatte um die Verantwortbarkeit von Präsenzgottesdiensten trotz steigender Coronazahlen eine klare Haltung. „Mit den schon absolvierten Impfungen der alten Menschen, dem Beheben der Impf- und Testprobleme und guter Organisation sollte es klappen, wieder Zusammenkünfte von mehr Menschen als bislang zu ermöglichen“ erklärte Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Das wäre „Balsam für die Seele“, so der Geistliche. Und in einer Erklärung der katholische Deutsche Bischofskonferenz heißt es: „Bereits zu Weihnachten haben wir gezeigt, wie mit Umsicht und Vorsicht Gottesdienste gefeiert werden können. Darauf wollen wir auch Ostern nicht verzichten“.