Auch das Gymnasium benötigt Sozialarbeit
Sozialarbeit gibt es bereits an Grund- oder an Oberschulen – jetzt auch am Gymnasium Soltau. In Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum Youze sowie dessen Leiterin Carina Zottl ist dieses Angebot an die Schülerinnen und Schüler zunächst für eineinhalb Jahre gesichert.
„Bei fast 1100 Schülern wird deutlich: Wir haben einen erheblichen Bedarf“, erklärt Schulleiter Volker Wrigge. Und diesen nicht erst im Zuge der Corona-Krise. Seit Jahren stellt er regelmäßig Anträge auf Zuweisung einer Sozialarbeiter-Stelle. Bislang wurde dem Ansinnen nicht nachgekommen.
Dank des in Coronazeiten vom Land Niedersachsen aufgelegten Förderprogramms „Startklar in die Zukunft“ wurde die soziale Arbeit jetzt ohne bürokratische Hürden ermöglicht. 70000 Euro stehen für 18 Monate zur Verfügung. Mit dem Geld finanziert das Gymnasium keine extra Stelle, sondern geht eine Kooperation mit Zottl ein. „Es ist ein gutes Programm, das zur rechten Zeit aufgelegt wurde und das wir gerne nutzen wollen.“
Die Inhalte der sozialen Arbeit hat Zottl in dieser Woche dem Kollegium vorgestellt und positive Rückmeldungen erhalten. „Die Lehrkräfte sind dafür nicht ausgebildet und freuen sich über die Unterstützung bei oft schwierigen Situationen“, erklärt Wrigge. Die heile Welt gibt es am Gymnasium nur vordergründig, auch an dieser Schulform gebe es individuelle Probleme der Schüler, der Klassen, der Elternhäuser, des sozialen Umfelds, denen man im Rahmen des Unterrichts nicht gerecht werden könne.
Auf drei Säulen steht nun die Sozialarbeit an der Schule. Vormittags ist Erziehungswissenschaftlerin Maren Weder im sogenannten Ankerraum vor Ort und Ansprechpartnerin für alle Sorgen und Nöte. Hinzu kommt die sogenannte Freiraum-AG.
In der Arbeitsgemeinschaft soll immer freitags ganz individuell auf die Probleme der Kinder und Jugendlichen eingegangen werden, die gerne eine Freundin oder einen Freund mitbringen können. Dritter Baustein sind Klassen- und Gruppentrainings, je nach Bedarf anberaumt.
Dafür will Zottl weitere Kooperationspartner einbinden wie Pro Familia oder die Polizei mit den jeweiligen Beratungsteams.
Kennengelernt haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Youze einige Schüler des Gymnasiums bereits. Anfang des Schuljahres gab es für die 5. und 6. Klassen ein Piratencamp – schon da zur Schulung sozialer Kompetenzen in den Klassen.
Überhaupt gingen viele Kinder und Jugendliche auch des Gymnasiums inzwischen im Jugendzentrum ein und aus. Eine Verzahnung und Kontinuität, die gerade im Gefüge einer Kleinstadt Wunder wirken könne, freut sich auch Dr. Ulrike Begemann, stellvertretende Schulleiterin.