Unverständnis über zögerliche Luftfilter-Anschaffung bei KGS
„Je lauter das Gerät ist, desto schlechter ist die Luft im Raum“, sagt David aus der Klasse 6b an der Kooperativen Gesamtschule Schneverdingen. Ida ergänzt: „Dann leuchtet es rot.“ Manchmal sei das Gerät komisch, meint die Schülerin, denn obwohl die Fenster zum Lüften offen stehen, leuchte es weiterhin rot. Es dauere eine gewisse Zeit, bis die Luft gereinigt sei. Die Schülerinnen und Schüler sind froh über den Luftfilter, denn er gibt zusätzliche Sicherheit im Schutz vor Corona. Sie gehören zu den Kindern, die noch nicht geimpft werden dürfen und deshalb besonders im Fokus stehen. Doch selbstverständlich ist der Luftfilter im Chemie-Raum nicht. Nur für die Klassenzimmer der 5. und 6. Jahrgänge hat der Landkreis als Schulträger in den Herbstferien Luftfilter an die weiterführenden Schulen im Landkreis geliefert.
Ein Drittel des Unterrichts in Fachräumen
Aber die Fachräume gehören nicht dazu, obwohl rund ein Drittel des Unterrichts in Fachräumen stattfindet, wie KGS-Schulleiter Mani Taghi-Khani vorrechnet. Biologie, Kunst, Musik, Werken zum Beispiel. Es sei inkonsequent, findet Oliver Kippich, stellvertretender Schulleiter. Denn die Ansteckungsgefahr lasse im Fachraum nicht nach. In der Elternschaft steige das Unverständnis über die zögerliche Beschaffung der Luftfiltergeräte. „Ich bin fassungslos, dass so viel auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird“, macht sich Bianka Rogosch Luft. Die Schulelternratsvorsitzende hat ein Kind im 12. Jahrgang und Zwillinge in der 9. Klasse. Sie wundert sich, dass von den 200 Millionen Euro Fördermittel zur Anschaffung der Geräte nichts im Land ankommt. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland erst kürzlich berichtet hat, sei der Fördertopf bislang von keinem Bundesland angerührt worden.
Kriterium: schlecht zu lüftende Räume
Auf Nachfrage erklärt Sandra Michaelis, Pressesprecherin vom Heidekreis, dass schlecht zu lüftende Räume Voraussetzung für die finanzielle Förderung der Luftfilter seien. Der Landkreis habe 132 Luftfilter beschafft, die zusammen einen Wert von rund 100.000 Euro haben. Doch eine Erstattung gäbe es weder vom Land oder Bund, weil das Kriterium der schwer zu lüftenden Räume nicht erfüllt sei. Der Landkreis arbeitet daran, dass schlecht zu lüftende Klassenräume oberhalb der 5. und 6. Jahrgänge mit Luftfiltern versorgt werden. Ende November sei in Teilen die Durchführung geplant. Zusätzliche Räume an Schulen mit Geräten auszustatten, sei hingegen nicht vorgesehen.
Anschaffung von 16 zusätzlichen Luftfiltern
Die Kooperative Gesamtschule (KGS) hat sich dazu entschieden, kurzfristig die 16 Fachräume zusätzlich mit Luftfiltern zu bestücken. Davon profitieren nicht nur die Kinder der 5. und 6. Jahrgänge, sondern auch ältere Schüler, die die Fachräume nutzen. Die Summe von 14.680 Euro stammt aus dem Schuletat, der sich in den vergangenen Jahren aus Preisgeldern oder Eintrittseinnahmen der erfolgreichen Musicals gut gefüllt hat. Am liebsten hätte die Schulleitung alle Schulräume mit Luftfiltern ausgestattet. Die Summe von 56.000 Euro hätten sie noch stemmen können, so Schulleiter Mani Taghi-Khani. Aber für jedes Gerät müsse einmal im Jahr der Luftfilter ausgewechselt werden, so dass Folgekosten im fünfstelligen Bereich entstünden, die dann die finanziellen Möglichkeiten der Schule übersteigen. Die Bemühungen des Schulleiters gehen weiter: Er versucht Sponsoren zu überzeugen, Geld für die Luftfilterausstattung in allen Räumen zu bekommen. Das verstehe er als Teil seiner Verantwortung für die 1650 Menschen, die täglich an seiner Schule zusammenkommen.