Vor der Düngung der Äcker gibt es viele Fragezeichen
Am morgigen Sonntag endet die durch die Düngeverordnung festgelegte Sperrfrist für stickstoffhaltige Dünger. Ab Anfang Februar dürfen nach Angaben der Landwirtschaftskammer organische Düngemittel wie Gülle oder Gärreste aus Biogasanlagen wieder auf Acker- und Grünlandflächen aufgebracht werden, sofern diese aufnahmefähig sind – aber nicht unkontrolliert, sondern im Rahmen eines Düngeplans, der alle Mengen exakt dokumentiert und nachweisen soll, dass die zum Grundwasserschutz festgesetzten Einträge eingehalten werden.
Voraussichtlich erst im März
Wie hoch diese Mengen sind, ist aber unklar, denn die EU hat die Düngeverordnung des Landes einkassiert und fordert eine einheitliche Regelung. Die sollte bis zum 31. Dezember 2020 vorliegen. Doch so weit ist man in Niedersachsen nicht. Voraussichtlich Ende März ist die Verordnung fertig. Das ist zu spät, warnen Vertreter der Landwirtschaft, die wichtigste Zeit der Düngerausbringung stehe jetzt bevor. Dafür hätten die Landwirte mit ihren Beratungsorganisationen nach der Einsaat des Wintergetreides die benötigten und zulässigen Mengen an Mineraldünger errechnet und beim Landhandel geordert. Doch die Zahlen seien nicht mehr belastbar, sagt die Geschäftsführerin der Landberatung, Andrea Hoops.
"Absolute Katastrophe" für die Branche
Sie bezeichnet das als „absolute Katastrophe“ für die Branche. 350 Mitgliedsbetriebe benötigten rechtssichere Vorgaben. Denn unverschuldetes Unwissen schütze nicht vor Sanktionen, wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass zuviel gedüngt wurde. Vorsichtshalber könne man den Landwirten derzeit nur zu einem Abschlag bei der Ausbringung des errechneten Düngerbedarfs raten, zumal durch die neue Verordnung ohnehin eine Verringerung der zulässigen Menge zu erwarten sei. So seien bei der nächsten Ernte Einbußen bei Menge und Qualität der Erträge vorprogrammiert.
Aufgrund der geologischen Struktur des Heidekreises mit überwiegend „mageren“ Böden sieht Kreislandvolkchef Jochen Oestmann die Landwirte im Heidekreis besonders betroffen, da sie stärker auf Düngereinsatz angewiesen seien als ihre Berufskollegen in Regionen mit fetteren Böden, in denen sich Wasser und Nährstoffe besser halten. „Unsere Landwirte haben sich auf diese Bedingungen eingestellt, mit großem Aufwand die Ertragskraft ihrer Äcker durch den Auf- und Ausbau einer Humusschicht gesteigert“, beschreibt Oestmann die Arbeit seiner Kollegen und betont im selben Atemzug: „Wir stehen dafür, dass die Düngung so zu erfolgen hat, dass die Qualität des Trinkwassers nicht beeinträchtigt wird.“