Renaturierung des Pietzmoors bindet Kohlendioxid

VNP-Mitarbeiter Stefan Wormanns an einem mit Wasser gefüllten ehemaligen Torfstich. Da sich die Torfmoose schlecht auf offenen Wasserflächen ansiedeln, die durch Wind sogar Wellenschlag aufweisen, werden Baumkronen in das Wasser gelegt, um windgesch…

VNP-Mitarbeiter Stefan Wormanns an einem mit Wasser gefüllten ehemaligen Torfstich. Da sich die Torfmoose schlecht auf offenen Wasserflächen ansiedeln, die durch Wind sogar Wellenschlag aufweisen, werden Baumkronen in das Wasser gelegt, um windgeschützte Zonen für die Torfmoose zu schaffen.Foto: len

Große Stapel gefällter Bäume an der Ostseite des Pietzmoors und viele im Vergleich zu den Vorjahren offene Flächen, die einen weiten Blick über das Hochmoor am östlichen Rand Schneverdingen erlauben, zeigen, dass sich dort etwas tut. Seit Jahren wird es renaturiert, soll nach dem jahrzehntelangen Torfabbau wieder ein funktionstüchtiges Hochmoor werden.

Diese Renaturierung hat schon in den 1980er-Jahren mit der Wiedervernässung durch Kammerungen, also das Anlegen von kleinen Dämmen zur Behinderung des Wasserabflusses begonnen. Ziel war es, die Mineralisierung des bis zu sechs Meter mächtigen Torfkörpers zu stoppen. Die Mineralisierung beginnt, wenn der fallende Wasserstand es dem Sauerstoff der Luft erlaubt, den Torf zu erreichen und dann die Zersetzung des dortigen Pflanzenmaterials beginnt. Das ist verbunden mit der Freisetzung von Kohlendioxid und weiterer Treibhausgase.

Und damit kommt auch der Klimaschutz ins Spiel. Moore sind nämlich ein starker Kohlenstoffspeicher. Durch den Torfabbau und die damit verbundene Austrocknung der Moore wird der Kohlenstoff abgebaut und unter anderem als Kohlendioxid freigesetzt. Wissenschaftler haben errechnet, dass Moorstandorte in Deutschland derzeit mehr als 45 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr freisetzen. Diese haben damit einen Anteil von fünf Prozent an den deutschen Gesamtemissionen und sind außerhalb des Energiesektors die bedeutendste Einzelquelle für Treibhausgas in Deutschland. Global gesehen werde in trockenliegenden Mooren mehr Treibhausgas freigesetzt als im Flugverkehr in Vor-Corona-Zeiten, wie jetzt die Süddeutsche Zeitung (21. Januar 2021) schrieb.

Zur Wiedervernässung des Pietzmoores, das nur durch Regenwasser gespeist wird, trägt nicht nur die Verhinderung beziehungsweise Verminderung des Wasserabflusses bei, sondern auch die Reduzierung der Wasserverdunstung. Diese geschieht über die zahlreichen Bäume und Büsche, die sich nach Trockenlegung des Moores angesamt haben.

Die Auflichtungsmaßnahmen der jüngeren Zeit wurden 2014 begonnen, wie Stefan Wormanns von der VNP-Stiftung erläutert. Der Diplom-Ingenieur koordiniert die naturschutzfachliche Vor-Ort-Betreuung. Die Stiftung hat für das Projekt „Fortsetzung der Hochmoor-Renaturierungsmaßnahmen im Pietzmoor-Komplex“ für die Jahre 2016 bis 2022 insgesamt 500000 Euro, als rund 80000 Euro jährlich, von der EU und dem Land Niedersachsen nach der Förderrichtlinie „Spezieller Arten- und Biotopschutz“ erhalten.