Trauerarbeit: Mut und Kraft für die Ferienzeit

Zum Trauercafé in Soltau und Munster laden Pastorin Elke Conrad (links) und Lebensbrücke-Koordinatorin Marianne Kraft wieder ein. Die Zusammenkunft ist eine Art Selbsthilfegruppe mit Gesprächen und Mutmachen. Foto: at

Zum Trauercafé in Soltau und Munster laden Pastorin Elke Conrad (links) und Lebensbrücke-Koordinatorin Marianne Kraft wieder ein. Die Zusammenkunft ist eine Art Selbsthilfegruppe mit Gesprächen und Mutmachen. Foto: at

VON ANJA TRAPPE

Soltau. Begleitung in den Tod, das ist mit eineinhalb Metern coronabedingt einzuhaltendem Abstand anders und schwierig. Aber es ist aufgrund der Lockerungen zumindest im privaten Bereich möglich. Marianne Kraft, die die Arbeit des kirchlichen ambulanten Hospizdienstes Lebensbrücke in Soltau koordiniert, hat für die ehrenamtlichen Betreuer zudem einen Coronabeutel gepackt. Darin: Mundschutz, Desinfektionsmittel – und Einweghandschuhe, falls die Helferin oder der Helfer doch die Hand eines Sterbenden halten will.

Corona, das Virus das den Tod bringen kann, hat im März die Hospiz- und die Trauerarbeit von heute auf morgen gestoppt und die Einsamkeit mancher, Betroffene und Angehörige, in einer solch belastenden Phase extrem erhöht. „Abschiednehmen, Trauerfeiern, Trauern. Das sind auch Rituale mit einer stützenden Funktion“, sagt die Soltauer Pastorin Elke Conrad. Der Prozess sei erheblich eingeschränkt. Ein Stück Normalität gibt es mittlerweile, doch im Heidekreis-Klinikum oder in Pflegeheimen ist die Sterbebegleitung noch immer nicht möglich. Wobei viele der Ehrenamtlichen selbst zur Risikogruppe gehören, „die wir schützen müssen“, sagt Kraft. Sie schätzt, dass es aktuell rund Zweitdrittel weniger Sterbebegleitungen gibt, als noch vor einem Jahr.

Die Kontaktsperre hat Alternativen gefördert, wie Pastorin Conrad erzählt. Sie habe Grußkarten an Trauernde geschrieben, und mit ihnen telefoniert. „Das ist eine ganz gute Krücke“, sagt Conrad. Aber eben nur eine Krücke, denn weder könne man die Mimik des Gegenübers sehen, noch diesen in den Arm nehmen, wenn die Stille zu schwer laste. „Und wir sind spazierengegangen“, erklärt Kraft. Zu zweit und mit Abstand, oder mit den Trauernden, die sich normalerweise im Trauerbistro träfen, auch als Gruppe im Friedwald. „Trauer in Bewegung“, nennt Kraft die Begegnung mit Gesprächen, Stille und Baummeditation.

Die Trauerangebote sollen vor den Ferien, um für diese Zeit Kraft und Mut zu geben, in normalerem Rahmen starten. Am 19. Juli, dem 3. Sonntag im Monat, beginnt das Trauercafé, das sich an ältere Angehörige richtet in Soltau. Coronabedingt findet es ab 15 Uhr im Garten der St.-Johannis-Kirche oder bei schlechtem Wetter drinnen statt. Anmeldungen sind erforderlich, anonym soll es bleiben, auch wenn Namen und Adressen notiert werden müssen. In Munster findet das Trauercafé in und an der Schafstallkirche schon ab Mittwoch, 15. Juli, ebenfalls ab 15 Uhr statt. Das Trauerbistro, das sich an jüngere Trauernde richtet, die einen Partner oder auch Kinder verloren haben, startet erst am 22. August.

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Hospiz- und Trauerarbeit der Lebensbrücke: Ehrenamtliche gesucht

Für die Trauer- und Hospizarbeit der Lebensbrücke unter dem Dach des Kirchenkreises Soltau werden Ehrenamtliche gesucht. Voraussetzung ist Interesse an Menschen, Empathie und die Eigenschaft, sich selbst zurücknehmen zu können. Der Hospizdienst bietet einen Einstiegskurs. Wer sich dem Thema weiter zuwenden möchte, kann eine Weiterbildung zur hospizlichen Sterbebegleitung absolvieren – finanziert aus Spendengeld. Auch für die Hospizarbeit mit Kindern wird dringend Unterstützung gesucht. „Es ist Lebensbegleitung“, betont Koordinatorin Marianne Kraft zu dem Bereich, bei dem Familien im Mittelpunkt stehen. „Da wollen wir Zeit zum Luftholen schaffen.“ Kontakt über info@hospiz-lebensbruecke.de oder * (05191) 60144.