Ein doch etwas anderer Geburtstag
Soltau. Im Jahr des 30-jährigen Bestehens denken die Verantwortlichen der Soltau-Therme kaum ans Feiern. Corona hat ihnen die Möglichkeiten versagt und ein stückweit die Stimmung verhagelt. Stattdessen stehen Hygienepläne, Abstände in und außerhalb des Wassers, Maskenpflicht und manchmal auch die Auseinandersetzung mit uneinsichtigen Gästen im Mittelpunkt. „Wir wollen das Bewusstsein schärfen für die Coronamaßnahmen“, und man wolle Vertrauen aussenden, dass in den Becken der Schwimmhalle und der Sole durchaus sicher geschwommen werden könne.
Thermeleiter Ronny Dechau hat mit seinem Team für jeden Bereich des Schwimmbads ausgerechnet, wie viele Gäste sie begrüßen können. Es ist ein Viertel weniger als unter normalen Bedingungen. Aber auf diese Zahlen komme man gar nicht, es könnten ruhig mehr sein, findet er. Zwar kämen durchaus viele junge Familien mit Kindern, aber gerade im Sole-Bereich der Therme fehle es an den älteren Schwimmern, dem eigentlichen Klientel.
"Wir betreiben einen großen Aufwand"
An diesem Morgen ist kurz nach 10 Uhr nur wenig los. Im Schwimmerbecken ziehen drei Frauen ihre Bahnen im Kreis, im Lehrschwimmbecken lässt sich ein Mann vom Wasserschwall massieren. In der Sole ist etwas mehr los, eine Familie ist da, ein jüngeres Pärchen, einige Ältere. Dass vor fast genau 30 Jahren der Solebereich eröffnet wurde, ist letzteren dabei wohl kaum bewusst, dass insbesondere die erhebliche Kostenüberschreitung beim Bau die heimischen Stadtwerke nahe an den Ruin brachte, interessiert kaum noch jemanden.
Die Jahrzehnte sieht man der Anlage aber auch nicht an, die Fliesen halten wie gehabt, Renovierungen hat es im Laufe der Zeit gegeben. Dechau zeigt das reinweiße Salz, dass dem Wasser seinen Auftrieb gibt und gesundheitsfördernd sein soll, gut für Gelenke, Haut und Kreislauf. Gefördert wird es aus 230 bis 330 Metern direkt unter dem Gebäude aus einem Salzstock, der Soltau einst seinen Namen gab.
Nach dem Landesbergrecht ist die Förderanlage ein Bergwerk, Bergwerksdirektor ist Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Claus-Jürgen Bruhn. Er ist stolz auf das Salz, dass nicht aufbereitet werden müsse, wenn es in flüssiger Form emporgepumpt werde. Die geförderte Sole habe einen Salzgehalt von 26 Prozent.
Für den Einsatz in der Therme werde das gewonnene Salz wiederum verdünnt und mit Chlor versetzt – ein vollautomatischer Prozess. Der Rest des vom Salz befreiten aus der Tiefe geförderten Wassers dürfe in die Böhme eingeleitet werden. „Das ist ein Riesensalzstock. Wir werden nicht erleben, dass er leer gefördert wird“, ist sich Bruhn sicher.
146 Gäste könnten in Coronazeiten gleichzeitig in der Sole schwimmen, weitere 93 im Hallenbad und noch 30 weitere mehr, die an den Kursen des Vitadroms teilnehmen. In der Sole seien mehr Menschen zugelassen, weil man dort stehen und sich einfacher aus dem Weg gehen könne, erklärt Dechau.
Viel los sei häufig im Lehrschwimmbecken, dort seien die meisten aber verständig, wenn das Personal dort besonders auf die Einhaltung der erlaubten Schwimmerzahlen achte. Zu Beginn habe man zum Schwimmen auch das Springerbecken vorgehalten. Aber der Bedarf zum Springen sei größer, auch die Rutsche sei mittlerweile wieder offen. Die erlaubte Gästezahl in der Sauna wird aktuell von 50 auf 65 hochgesetzt, fünf Saunen von sechs seien geöffnet.
„Wir versuchen, einen Gesundheitskompromiss zu fahren“, sagt Dechau. Dafür gelte es aber auch auf der anderen Seite, das Bewusstsein zu schärfen, Akzeptanz und Toleranz von den Gästen einzufordern. Wie im Großen sei das auch im Mikrokosmos Therme häufig ein gesellschaftlicher Charaktertest, zitiert Dechau Gesundheitsminister Jens Spahn.
Manche ignorierten das vorgeschriebene Maskentragen bis zum Umkleidesprint, andere legten ihr Attest des Arztes nicht vor, wenn sie die Maske nicht tragen müssten. „Wir betreiben einen großen Erklärungsaufwand“, sagt Dechau. Manchmal brauchten die Mitarbeiter aber auch ein dickes Fell. Dechau wirbt für Vertrauen für die Maßnahmen der Therme. Der Aufwand jedenfalls stehe leider kaum im Verhältnis zum Nutzen.
„Dieses Jahr wird schlimm“, sagt auch Bruhn. Aber man sei froh, den Betrieb überhaupt offen halten zu dürfen, den Mitarbeitern eine Perspektive zu geben. Aktuell seien noch mehr als zehn Prozent in Kurzarbeit, niemand aber auf Null. Der Badebetrieb soll auf jeden Fall gewährleistet werden, schließlich sei die Therme ein Leuchtturm für die Region.