Die „netten“ Kandidaten streiten nicht
Auf Konfrontation ist an diesem Abend keiner der Kandidaten aus. Jens Grote oder Manfred Ostermann, wer bestimmt als Landrat die Geschicke für den Heidekreis in den kommenden fünf Jahren? Um diese Frage ging es bei der Podiumsdiskussion der Böhme-Zeitung am Dienstagabend, moderiert von BZ-Reporter Reinhard Vorwerk.
Die beiden parteilosen Kandidaten sind sich in der Diskussion in vielem einig. Am ehesten trennt sie das Verständnis des Landratsamts. Grote sieht den Landrat als Manager, so formuliert er es. Als einen, der in allen Bereichen gestalte und auch als Ideengeber fungiere. Der aber nicht alles können und wissen müsse, weil er eine starke Kreisverwaltung im Rücken habe.
Ostermanns Verständnis geht eher in die Richtung eines Verwalters. Gefragt danach, was einen Landrat auszeichnet, sagt er, dass der offen sein müsse für Anregungen, egal ob von Bürgerseite oder aus der Politik. Darüber hinaus sei aber vieles von der großen Politik, vom Land oder Bund, vorgegeben, das man im Kreis eben umsetzen müsse. Großen Raum nimmt das Thema integrierte Gesamtschule (IGS) im Heidekreis ein. Ostermann hat sie in seinem Wahlprogramm stehen, und auch Grote sieht in der IGS ein „tolles Konzept“. Ihn störe aber, dass es in der Diskussion um die IGS im Kreis nicht um das pädagogische Konzept als solches gehe, stattdessen sei die Diskussion überlagert, würde vor dem Hintergrund der Überlastung des Gymnasiums Walsrode und dem Sanierungsbedarf in Bomlitz diskutiert.
Für Ostermann bietet eine IGS gerade für Schüler eine Chance, die nach der Grundschule noch nicht direkt reif fürs Gymnasium sind. Auf einer IGS hätten sie die Möglichkeit, sich später für den passenden Abschluss zu entscheiden. „Deshalb sage ich, dass wir es noch einmal versuchen sollten“, sagt er.
Auch wenn beide Kandidaten eine IGS grundsätzlich positiv sehen, greift Grote den Landrat in diesem Punkt indirekt an. Die Schulleitungen seien nicht genug in die Überlegungen eingebunden worden. Er hätte sich zudem auch eine Beteiligung der Nordkreis-Schulleitungen gewünscht. Mit den Leitungen als seine Mitarbeitenden hätte er sich, so Grote, frühzeitig zusammengesetzt. „Leider ist das nicht passiert. Ich würde mir wünschen, dass bei uns solch eine Kultur entsteht“, sagte Grote.
Kommunikation ist dann auch einer seiner Schwerpunkte. Im Falle seiner Wahl wolle er zuerst mit seinen neuen Mitarbeitenden ins Gespräch kommen, dann die Bürgermeister und Ratsvorsitzenden im Kreis an einen Tisch bringen.
Wie es um die Mitarbeiter in der Kreisverwaltung steht, das interessiert auch die Zuhörer. Von ihnen kommt eine Frage zur „hohen Fluktuation“ der Mitarbeiter im Jugendamt und Stellen, die anscheinend nicht nachbesetzt würden.
Ostermann widerspricht dem Eindruck, dass das Jugendamt nicht denselben Stellenwert wie andere Ämter genieße. Auch eine ungewöhnliche Fluktuation gebe es nicht, sehr wohl aber normale Weggänge, bei denen nicht nachgefragt werde, und solche aus Altersgründen. Probleme bei der Nachbesetzung von Stellen gebe es, hier konkurriere der Landkreis um Fachpersonal mit sozialpädagogischer Ausbildung mit freien Trägern. Aber: „Jede Stelle wird nachbesetzt“, sagt Ostermann.
„Arbeitgeber muss das Abschlussgespräch suchen“
Grote kann den Fachkräftemangel in diesem Bereich aus seiner Erfahrung als Leiter der Landesaufnahmebehörde bestätigen, schafft es aber dennoch, einen Punkt gegenüber dem Landrat zu setzen. Wieder geht es um Kommunikation. Grote setzt da an, wo Ostermann selbst sagte, nicht immer nachzufragen: Wenn ein Mitarbeiter geht, könne man als Arbeitgeber viel aus einem Abschlussgespräch mitnehmen, zum Beispiel den Grund für den Weggang.
Mehr Ansätze zur Konfrontation gibt es nicht, auch nicht bei der Frage, wie Nord- und Südkreis zueinander gebracht werden können oder bei der Finanzierungsfrage des Gesamtklinikums. Beide Kandidaten schätzen sich, so bekunden sie in der Abschlussrunde. Ein „netter Mensch“ sei der jeweils andere.