Lesermeinungen: Pflegekräfte mit Inlinern?
Zum HKK-Bürgerbegehren – BZ unter anderem vom 19. April
Heute war für mich eine Premiere. Ich durfte das erste Mal meine Stimme bei einem Bürgerbegehren abgeben. Ein tolles Gefühl, dass man mal direkt in einen Beschluss des Kreistages eingreifen kann. Super! Als ich den Text des Wahlzettels dann eingehend studiert hatte, wozu ich dreimal zum wirklichen Verstehen brauchte, konnte ich endlich eine eindeutige Antwort treffen. Am Abend diskutierte ich mit meinem Vater über den Text auf dem Stimmzettel. Beide kamen wir zu dem Ergebnis, dass dieser Text eindeutig zu lang und außerdem zu kompliziert verfasst war. Um Demokratie zu leben, braucht es keine juristisch hochgestochenen Texte, sondern eine einfache Sprache. Gerade alte Menschen oder Menschen mit Migrationshintergrund sind bei solchen Textungetümen, wie auf dem Stimmzettel, leicht überfordet. Ich kann mir vorstellen, dass gerade deswegen so viele Menschen politikverdrossen sind. Mein Vorschlag für das nächste Begehren wäre: Sind sie für „A“? Dann kreuzen Sie bitte hier. Sind Sie für „B“? Dann kreuzen Sie bitte hier. Eine runde Sache. Und es würde auch noch Druckertinte gespart. Damit tun wir gleichzeitig der Umwelt etwas Gutes.
Arne Eggers, Soltau
Zu "Der Entwurf für das neue HKK steht" – BZ vom 21. April
Beim Betrachten des Siegerentwurfs stellten sich meine Nackenhaare senkrecht. In eklatanter Weise ist der wichtigste Punkt unberücksichtigt: das Prinzip der kurzen Wege. Dieses Prinzip war ja schon während der Standortfrage für die Planerinnen und Planer ein nicht übersetzbarer Begriff; und so kommt das Prinzip logischerweise auch im Siegerentwurf nicht zum Tragen. Der Weg zwischen den entferntesten Gebäuden dürfte gut einen Kilometer erreichen. Selbst wenn der Eingang in der Mitte des Komplexes liegt, darf die Zeit für den Besuch eines dieser Gebäude gute 15 Minuten betragen – ohne Berücksichtigung des Wartens auf einen Fahrstuhl. Pflegekräfte werden wohl mit Inlinern ausgestattet. Heiße Mahlzeiten aus der Küche können kalt sein, wenn sie beim Patienten ankommen.
Beim Suchen eines Zimmers kann ich mir einen Wolf laufen (aber der könnte ja gleich behandelt werden). Oder gibt es Flur-Transportbänder wie auf großen Flughäfen? Ich denke da besonders an Gehbehinderte und Rolli- und Rollstuhlfahrende; gibt es für diese Personen Elektro-Roller? Da das Gelände nachweislich nicht eben ist, ist mit Treppen und Umwegen für Roller zu rechnen – behindertengerecht ist was anderes. Ich stelle mir auch einen Notfall im abgelegendsten Patientenzimmer vor, bei dem eine sofortige Operation notwendig ist: Auf dem Weg zum OP kann unter Umständen gleich zur Kühlkammer abgebogen werden. Vielleicht gibt es auch hier Fenster mit Blick in die Landschaft. Ich habe den Eindruck, dass hier Inkompetenz und Dummheit Hand in Hand gehen: Erst ist es eine offensichtlich falsch beschriebene Ausschreibung; zweitens hat der Architekt scheinbar eine Schule statt eines Klinikums vor Augen gehabt. Und drittens: Die „Jury“, die nicht wusste, was sie da prämiiert. Allein wenn ich an die Entfernungen im Buchholzer Krankenhaus denke, kommt mir der Graus; und das neue HKK wird noch weitläufiger. Ich bin gespannt, welcher Murks in Zukunft an die Öffentlichkeit kommt.
Volker Schlüter, Schneverdingen