Hadern oder Blick nach vorn?

Heidekreis. „Man muss es so akzeptieren, wie es ist“, bemüht sich Unternehmer Jürgen Röders darum, einen Zusammenhang zwischen dem Ausgang des Bürgerentscheids und möglichen Konsequenzen für sein Unternehmen zu vermeiden, doch so ganz gelingt es ihm nicht. Sein Unternehmen sei nun einmal auf hochausgebildete Mitarbeiter angewiesen, die ein entsprechendes Wohn-umfeld in Anspruch nähmen. „Ja, es ist eine Benachteiligung, aber wir haben ja schon eine Dependance in Hamburg-Harburg.“ Der Abzug des Krankenhauses aus dem Soltauer Nahumfeld sei „ein weiterer Minuspunkt für den Standort“ Soltau.

Nicht überall wird das Scheitern des Bürgerbegehrens im Bürgerentscheid bereits akzeptiert, oder der Sieg mit Blick auf berechtigte Interessen der Unterlegenen verhalten gefeiert. Beim Bürgerbegehren selbst sah man sich am Abend des Entscheids trotz des Unterliegens bestätigt. Das Ergebnis sei kein Grund, den Standort F4 weiter zu betreiben, glaubte Otto Elbers deuten zu können. Und der Schneverdinger Grünen-Politiker Markus Neuefeind legte „allen Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung, die sich in ein Klinikum für den südlichen Heidekreis verrannt haben“, den Rücktritt nahe. Während die noch mit dem Ergebnis hadern, lässt Klinikchef Dr. Achim Rogge nach Auszählung der Abstimmung eine feierlaunige Pressemitteilung versenden, in der seine Freude zum Ausdruck gebracht wird, dass „wir viele Menschen durch faktenbasierte Argumente überzeugen konnten“, aber leider wieder Wunden entstanden seien. Von der Fehlerhaftigkeit des Trinovis-Gutachtens keine Rede, von Respekt gegenüber jenen, die für einen anderen Standort gerungen haben fehlt jede Spur.

Norden räumt Fehler in der Kommunikation ein

Da legt man in der Kreispolitik etwas mehr Rücksichtnahme an den Tag. Der HKK-Aufsichtsratsvorsitzende Hermann Norden hatt e bereits Fehler in der Kommunikation eingeräumt. Und dass es jetzt einiges zu bereinigen gilt, bringt auch Sozialdemokrat Sebastian Zinke zum Ausdruck, der am Sonntagabend gemischte Gefühle zeigte. „Wir haben jetzt noch eine Aufgabe vor uns und müssen den Kreis wieder zusammenführen.“ Man müsse auch verzeihen können, sonst werde das nichts mit dem Zusammenhalt im Kreis, sendet der SPD-Kreisfraktionsvorsitzende eine klare Botschaft in alle Richtungen. Sowohl Norden als auch Zinke wollen sich für eine höchstmögliche Transparenz im Zusammenhang mit dem Architektenwettbewerb einsetzen. Das ist auch die Sichtweise der CDU-Verbände aus Bispingen, Munster, Neuenkirchen, Schneverdingen und Soltau, die gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Dr. Karl-Ludwig von Danwitz Akzeptanz und Respekt für das Ergebnis des Bürgerentscheids erklären. „Die weitere Vorgehensweise ist klar definiert“, so von Danwitz. Für die weiteren Schritte wünsche man sich „größtmögliche Transparenz und Nachvollziehbarkeit für alle Bürgerinnen und Bürger“.

Nach vorne blicken will auch SPD-Bundestagsabgeordneter Lars Klingbeil. „Die Entscheidung von Sonntag bedeutet, dass wir die Chance auf Fördermittel in Millionenhöhe für ein neues modernes Krankenhaus im Heidekreis haben. Wir brauchen jetzt Geschlossenheit im Landkreis und gleichzeitig müssen die Sorgen der Kritiker ernst genommen werden.“ Es werde in den kommenden Monaten nicht nur um das Klinikum gehen, sondern auch um „einen guten Zugang zum Gesundheitssystem“ für alle Menschen. bk

Das „Nein“ im Bürgerentscheid hat gewonnen und gibt den Weg zur Klinik der Zukunft vor. 	Foto: dpa

Das „Nein“ im Bürgerentscheid hat gewonnen und gibt den Weg zur Klinik der Zukunft vor. Foto: dpa

Bernhard Knapstein