Aug Augenhöhe: Grobes Foul
Von Jörg Jung
Der Gedanke lag auf der Hand: Der Soltauer Unternehmer Jürgen Röders hatte sich in einem Gastbeitrag in der Böhme-Zeitung kritisch zur Standortentscheidung eines neuen Heidekreis-Klinikums (HKK) in Bad Fallingbostel (F4) geäußert. Nun sollte der Geschäftsführer des HKK, Dr. Achim Rogge, Gelegenheit bekommen, dazu in einem eigenen Gastbeitrag Stellung zu nehmen. Diesen Vorschlag unterbreitete ich Rogge, und dieser willigte ein. Wie nicht anders zu erwarten, hat Rogge in seinem Beitrag den Standort F4 verteidigt, was vollkommen in Ordnung ist. Nicht in Ordnung ist dagegen, dass er seinen Beitrag gleich weiterreichte an die Walsroder Zeitung. Wenn eine Zeitung einen Gastbeitrag anfragt und der Angefragte zusagt, einen Text für diese Zeitung zu formulieren, dann ist es üblich, dass auch nur diese Zeitung den Beitrag veröffentlicht. Schließlich war die Idee des Gastbeitrags dort geboren, und jede Tageszeitung legt großen Wert auf Exklusivität. Gastbeiträge können zwar auch in mehreren Zeitungen veröffentlicht werden; nur wird das zuvor unter den Beteiligten abgesprochen. Das ist aber in diesem Fall nicht geschehen. Wie vor dem Hintergrund eines solchen Verhaltens, das man nur als grobes Foul bezeichnen kann, künftig ein respektvoller Umgang möglich sein soll, ist mir schleierhaft. Aber vielleicht ist das von Rogge auch gar nicht gewollt. Die Walsroder Zeitung liegt ihm in der Frage der Standortentscheidung ohnehin wesentlich näher als die Böhme-Zeitung, wenn man die jeweiligen Kommentare in den Zeitungen vergleicht. Dem Leser kann dieser Vorgang mehr oder weniger egal sein. Schließlich hat er den Gastbeitrag in der BZ lesen können. Auf einen weiteren Punkt muss ich dennoch hinweisen: Wie bereits beschrieben, gab es bei diesem Gastbeitrag keine Absprachen zwischen der BZ und der WZ. Die- oder derjenige, der beide Zeitungen zum Beispiel im Internet liest, könnte aber genau auf diesen Gedanken kommen. Aus diesem Grund möchte ich darauf hinweisen, dass die BZ die Überschrift in der WZ „Fakten-Check zur Kritik am Neubau“ inhaltlich nicht teilt. Ein Fakten-Check (dieser Begriff findet sich genau so auch auf der Internetseite des HKK, wo der Beitrag ebenfalls veröffentlicht worden ist) wird von einer qualifizierten, neutralen Stelle vorgenommen. Erreicht werden soll damit die Vermittlung eines möglichst objektiven Bildes. Rogge ist aber alles andere als eine neutrale Stelle für einen Fakten-Check, sondern Partei – also vollkommen ungeeignet für diese Rolle. Er hat seine subjektive Sicht der Dinge dargestellt – wie auch zuvor Jürgen Röders. Die Leserinnen und Leser der Böhme-Zeitung können nun für sich entscheiden, ob sie eher Röders‘ oder Rogges Argumente überzeugend finden.