Lesermeinungen: Bei „Volksparteien“ wissen die Bürger nicht, was sie bekommen
Zum Thema HKK, BZ vom September 2020
Deutlich mehr als 10 000 Unterschriften hat das Bürgerbegehren in kurzer Zeit bei Corona-Beschränkungen, das heißt ohne größere Veranstaltungen, gesammelt. Dieses mehr als deutliche Ergebnis sollte nun dem Kreistag zu denken geben. Offensichtlich sieht ein nicht unerheblicher Teil der Heidekreisler die „F4-Lösung“ als problematisch an und möchte sie nicht! Bei CDU und SPD „brodelt“ es erheblich – das vermutlich zu recht! Die Bürger wissen nicht mehr, was sie „bekommen“, wenn sie diese „Volksparteien der Mitte“ wählen.
Auch den Befürwortern von F4 sollten es zu denken geben: wenn die Akzeptanz des Neubaus später nicht annähernd so ist, wie die Planer und HKK-Führung es prophezeien, wird der Neubau vielleicht gebaut, ist aber in Kürze pleite oder hart privatisiert – nur die Schulden bleiben als Mahnung für weitere Generationen. Die Bevölkerung wurde durch nur durch das Bürgerbegehren breit informiert – es war mühsam, eigentlich hätte die HKK-Führung und die Abteilung Unternehmens-Kommunikation diese Aufgabe gehabt. Aber dort ist man wohl eher mit der Bereitstellung von Aufklebern der Marke „schnuckelige Heidschnucke mit Bauhelm“ beschäftigt. Es werden Werbemittel zweifelhaft ausgegeben, gibt es gar kein HKK-Finanzierungsproblem? Steter Tropfen höhlt die Bilanz, schneller geht es mit noch mehr Gutachtern – das als „Tipp“.
Vielleicht sollte der Aufsichtsrat mit Hr. Norden, CDU, an der Spitze, sich auch einmal solcher Thematik annehmen – wenn schon die großen Themen wie die Finanzierung und die Veröffentlichung des Bau-Pflichtenheftes vernachlässigt werden. Jetzt dürfte entschieden sein, ob die Architekturbüros wirklich nur Einzelzimmer planen – genau dann bleibt die Frage offen, ob dieser Aufwand überhaupt durch die Geldgeber finanziert wird. Ganz zentral muss schnellstmöglich geklärt werden, wo die schon jetzt fehlenden circa 45 Millionen Euro (15 Millionen fehlende MWSt + 20 Mio Zinsen für den genannten 50 Mio-Kredit) „hergezaubert“ werden. Die Bürger fordern Klärung dieser Finanzierungslücke – sie wird sicher nicht kleiner werden.
Aber auch weitere „kleine“ Kostenpositionen sind zu erklären: Beispiel: warum benötigt Diepholz nur 9 ha für ein 340 Betten-Neubau, das HKK dagegen 30 ha?
Hier besteht dringender Aufklärungsbedarf! Der Kreistag muss endlich „aufwachen“ und seine Handlungsfähigkeit beweisen.
Dr. Claus Eikemeier, Soltau
Fusion mit Landkreis Harburg sinnvoller
Zum Nord-Süd-Konflikt
Zu dem „unsäglichen Nord-Südkonflikt der scheinbar immer noch in einigen Personen vorhanden ist“ habe ich folgende Meinung: Als ich 1965 nach Munster versetzt wurde, war die Welt noch in Ordnung: Ich zog samt Familie in den Landkreis Soltau, unser Auto bekam ein SOL-Kennzeichen und die Kreisstadt war Soltau und von Munster aus bequem per Auto oder Bahn erreichbar. Ein Krankenhaus interessierte uns wenig, weil wir noch jung waren. Fallingbostel war nur ein Name. Die allgemeine Orientierung war nach Norden, nach Hamburg ausgerichtet – nicht nur bei mir.
Am 1. August 1977 wurden die Landkreise Soltau und Fallingbostel im Rahmen der Gebietsreform in Niedersachsen aufgelöst und ein neuer Landkreis Soltau-Fallingbostel gegründet. Unser Auto bekam ein FAL-Kennzeichen, sonst änderte sich wenig. Nur waren jetzt zwei „Halbkreise“ entstanden: Der Nordkreis, der weiterhin traditionell nach Norden ausgerichtet war – und der Südkreis. Es wuchs nicht zusammen, was nicht zusammengehörte. Selbst dann nicht als unser Auto ein SFA-Kennzeichen erhielt.
Dann begann man das funktionierende Krankenhaus in Soltau zu plündern und wichtige Stationen nach Walsrode zu verlegen. Der Erfolg war, dass sich die „Nordbürger“ bei Bedarf ein Krankenhaus in der Nähe suchten: Uelzen, Celle oder Buchholz. Wir selbst würden uns sogar nach Hamburg-Harburg orientieren, denn das ist auch nicht viel weiter und besser ausgestattet. Selbst als sich ein Politiker ein Denkmal setzte und unser Auto nun ein HK-Kennzeichen führen musste, wuchs der Kreis nicht enger zusammen, und das hat nichts mit „ewig Gestrigen“ oder „Kirchturmdenken“ zu tun. Und wenn man jetzt versucht mit einem Krankenhaus-Neubau auf der Basis von „unabhängigen Gutachten“ die „Nordkreisler“ in den Süden zu zwingen, wird das nicht gelingen; es wird nur noch mehr auseinanderdriften. Sinnvoller wäre damals wohl eine Fusion mit dem Landkreis Harburg gewesen.
Winfried Przibilla, Munster