Lesermeinungen: Standortentscheidung ist zu korrigieren

Zum HKK-Neubau

Streng wirtschaftlich betrachtet kann selbst ein verlockender Zu- schuss von 130 Millionen Euro ein kühler Tropfen auf den heißen Stein einer Anlage am falschen Platz sein. Fehlinvestition. Wo bleibt eine aufklärende Analyse zu den Gesamtkosten, deren Höhe private Investoren vermutlich abschreckt? Muss einerseits ein so trefflich akribisch ausgearbeitetes Projekt andererseits so überhastet rea- lisiert werden? Und kann es sich die Landesregierung überhaupt leisten, eine investive Förderung solchen Ausmaßes formalrecht- lich knapp zu begrenzen? Die unerwartete Intervention durch das demokratisch zulässige Bürgerbegehren sollte sinnvollerweise schnell zu einem zeitlichen Umdenken führen.

Beide Standorte haben durchaus ihre Berechtigung, weil auch Dorfmark, brückenhaft verbindend in der Landkreismitte, ebenfalls Autobahnanschluss, Bahnstation, gängige Zufahrtsstraßen und genügend Gelände für einen Hubschrauberlandeplatz zu bieten hat. Doch das letztlich einzig und allein entscheidende Kriterium ist eine absolute Akzeptanz. Die wird wiederum durch einen für alle gleichermaßen günstig erreichbaren Krankenhausplatz gewährleistet, der die möglichst vollständige Nutzung einer hohen Bettenzahl garantiert. Hier scheiden sich die Geister nach roten oder schwarzen Zahlen. Mit kaufmännischem Verständnis heißt das: Die Nachfrage ist marktentscheidend. Bei einer Notlage im geografischen Süden wurden bereits zum Ausgleich mangelnder Rentabilität Patienten anliegender Nachbarkreise befürchtend als „rettende Engel“ in Erwägung gezogen. So fördert man unnötige Konkurrenz, vernachlässigt aber die ursprünglich vorgesehenen Begünstigten und verfehlt damit die eigentliche Zielsetzung. Macht das Sinn?

Eine solche polartige Fehlplanung ist dagegen für einen Standort bei Dorfmark nicht relevant. Dort sind alle Voraussetzungen für ein nachhaltig wirtschaftliches Wachstum durch einen modernen Neubau mit allen medizinischen Schwerpunktbereichen unter einem Dach und effizienter Ausstrahlung in sämtliche Richtungen erfüllt. Gesundheitsversorgung und Rettungsdienst in unserem attraktiv schönen Heidekreis sind damit künftig auf Jahre hinaus zentral ausgerichtet. In einer Zeit wirtschaftlicher Zentralisation durch bevölkerungsmäßige Fusionen – siehe Bomlitz – sollte man die zusätzlich aufgekommene Überlegung eines Splittings schnell wieder vergessen.

Hermann Wrigge, Soltau

Zum HKK-Bürgerbegehren

Das Bürgerbegehren ist auch für ein neues HKK, aber an einem Standort, der für Patienten aus Nord- und Südkreis gleichermaßen gut zu erreichen ist. Die jetzige Standortentscheidung ist daher zu korrigieren. Das entscheidungsbegründende Gutachten ist nicht unabhängig und nach meiner Überzeugung sogar manipuliert. Das Ergebnis des Gutachtens ist, dass die Attraktivität des HKK für die Einwohner in der Region um den Standort, das heißt also auch für Patienten aus Nachbarkreisen, höher bewertet wird als eine schnelle Erreichbarkeit und Grundversorgung aller Patienten des Heidekreises, insbesondere derer aus dem Nordkreis. Das Gutachten wurde vom HKK bezahlt, der Auftragnehmer hat folglich das ge- macht, was der Auftraggeber von ihm gewünscht hat. Das Gutachten ist absolut nicht unabhängig erstellt worden. Die Bewertungskriterien, zum Beispiel Fallzahlen, Fahrzeiten, wurden vorher mit dem Auftraggeber abgestimmt. Das ist üblich bei Gutachten in der Wirtschaft. Der Vorstand des HKK hat die Vorgaben gemacht. Das Gutach- ten an sich ist logisch und stringent, aber an manchen Stellen nicht nachvollziehbar und frag- würdig.

Als Hintergrund: Der Heide- kreis hat etwa 139 500 Einwohner. Die Entfernung zwischen D4 und F4 betragen grob etwa sechs Kilometer respektive sechs Minuten Fahrtzeit. Das Gutachten ist so aufgebaut, dass Einwohnerzahlen aus der Region (einschließlich dere Einwoh- ner aus anderen Landkreisen) um das Krankenhaus mit den Einwohnerzahlen des Heidekreises verglichen werden. So werden die Einwohnerzahlen, die F4 in 30 Minuten erreichen können, plötzlich mit etwa 185 000 geschätzt gegenüber etwa 129 000 für D4. Wie lässt sich diese Differenz von etwa 56 000 zugunsten von F4 erklären, wenn F4 und D4 doch nur sechs km auseinanderliegen bzw. sechs Minuten? Beim selben Vergleich (30 Minuten Erreichbarkeit) bezo- gen nur auf die Einwohner des Heidekreises (ohne Region) wäre D4 mit etwa 107 000 Einwoh- nern gegenüber 100 000 für F4 sogar im Vorteil. Auch andere Vergleichswerte, bezogen nur auf den Heidekreis, unterscheiden sich nur marginal und nicht signifikant, sodass sie nicht entscheidungsrelevant sein kön- nen. Nur dann, wenn die Region mit dem Heidekreis vergleichend betrachtet wird, dann hat F4 plötzlich deutlich bessere Werte als D4. Und das nur bei dem geringen Entfernungsunterschied von sechs Kilometern? Wer soll das verstehen? Und wo sind die „weichen Kriterien“, z.B. Akzeptanz des Standortes in der Bevölkerung usw.?

Uwe Franke, Munster

Lesermeinung