40 000 Menschen erneut vor den Kopf gestoßen

Zum Bürgerbegehren HKK-Standortfrage

In den Leserbriefen gegen das Bürgerbegehren findet sich kein schlagkräftiges Argument für den F4-Standort. Die Entscheider schüren mit Unwahrheiten (Verlust der Fördergelder, andere Standorte nicht genehmigungsfähig oder nicht möglich) Ängste, wir könnten durch das Bürgerbegehren die Chance für eine neue Klinik verlieren. So erreichen sie, dass sich einige Menschen für den gewählten falschen Standort mit Leserbriefen und sogar körperlich einsetzen.
Das Bürgerbegehren richtet sich aber nicht gegen eine neue Klinik, sondern dagegen, dass wieder fast 30 Prozent, das sind 40 000 Menschen aus dem Heidekreis, mit der Standortwahl einfach vernachlässigt und aus der wohnortnahen medizinischen Versorgung ausgeschlossen werden sollen. Das könnte die Politik doch sofort ohne den Druck eines Bürgerbegehrens korrigieren. Dann müsste niemand den Verlust möglicher Fördersummen aus Zeitgründen fürchten.

Bekanntermaßen hat die unkluge Kreistags-Entscheidung vor zehn Jahren das HKK ruiniert. Gegen den gemeinsam von Gutachtern und erfahrenen HKK-Mitarbeitern erarbeiteten Vorschlag (Plan A, später D) wurde der tragende, erfolgreiche Standort in Soltau, gelegen in der annähernden Kreismitte, weitgehend abgebaut. Wichtige Abteilungen wurden nach Walsrode verlagert und dort schlecht von den Patienten angenommen, heute nur noch von 46,3 Prozent. Normal wäre 70 Prozent. Dieser politische Fehler hat zum Erhalt des so nicht mehr lebensfähigen HKK den Kreistag bisher mehr als 65 Millionen an Unterhalts-Zuschüssen gekostet. Eine Korrektur durch eine kluge Standortwahl in der Kreismitte wäre heute möglich.

Menschen und sogar weniger differenzierte, einfachere Lebewesen lernen in der Regel aus Fehlern und wiederholen sie nicht. Aber angeblich „kreisübergreifend denkende“, in Wirklichkeit leicht durchschaubare, ihre Parteiinteressen vertretende Politiker schüren einen neuen Nord-Süd-Konflikt und stoßen 40 000 vor zehn Jahren verprellte Menschen einfach nochmal vor den Kopf und aus der wohnortnahen medizinischen Versorgung hinaus, ja für ihre Parteiinteressen sogar ihre eigenen Mitmenschen, Nachbarn, Freunde und Wähler. Und eine Bürgermeisterin entdeckt plötzlich erst jetzt, dass ihr von der Stadt extra für den Krankenhaus-Neubau erworbenes Grundstück gar nicht bebaubar ist. Ich habe für das Bürgerbegehren unterschrieben! Dr. med. Wolfram Franz, Soltau

Nicht die Gesundheit aufs Spiel setzen

Zum Bürgerbegehren HKK-Standortfrage

Das Bürgerbegehren läuft. Ich frage mich, warum das alles. Der beste Standort für ein gemeinsames Klinikum wurde nach neutralen Gesichtspunkten herausgefiltert. Es tut sich niemand einen Gefallen aufgrund einer geringfügig weiteren Fahrt ein modernes Krankenhaus zu verhindern. Wenn man krank ist, möchte man doch die möglichst beste ärztliche Versorgung. Was nützt es, drei Minuten eher im Krankenhaus zu sein, dann aber keine adäquate Behandlung zu bekommen. Das geplante Klinikum ist eine Chance für den Heidekreis, medizinisch auf den neuesten Stand zu kommen und so uns alle angemessen medizinisch versorgen zu können. Wer das aufs Spiel setzt, macht sich selbst schuldig für jeden, der nicht entsprechend geheilt werden kann oder sogar verstirbt und das nur aufgrund von wenigen Minuten Fahrzeit.

Was ist denn die Folge, wenn das Bürgerbegehren „Erfolg“ hat? Die Fördertöpfe fallen weg, die Kosten steigen. Die Initiative argumentiert dagegen, dass es dann vielleicht andere Töpfe gibt. Ich hätte da einen Vorschlag: Die Unterschriftenliste sollte erweitert werden um Kontodaten. Alle Mehrkosten können dann von den Personen eingezogen werden, die diese verursachen. Ohne Gelder wird der Neubau jedenfalls nicht erfolgen können. Die jährlichen Zuschüsse wird sich der Kreis nicht mehr lange leisten können. Die Folge wäre dann, dass ein Standort geschlossen werden müsste. Da Soltau nicht nur der kleinere Standort ist, sondern auch massive Erweiterungen dort nicht möglich sind, würde dann wohl nur der bisherige Standort Walsrode verbleiben. Der „Nordkreis“ kann den Initiatoren des Bürgerbegehrens dann dafür danken.

Aber woher rührt das alles. Letztlich steht über allem ein jahrzehntelange Hass, bei dem niemand mehr weiß, woher dieser kommt. Dabei muss ich sagen, dass ich derartige negative Bemerkungen aus dem „Südkreis“ noch nie über den „Nordkreis“ vernommen habe, das also ein einseitiges Problem zu sein scheint. Eine Erklärung habe ich oft angefordert, aber von den betreffenden Personen nie bekommen (können?). Vielleicht erklärt mir das aufgrund dieser Zeilen einmal jemand. Ich kann nur jeden bitten, nicht die eigene Gesundheit und die anderer aufs Spiel zu setzen für eine gehoffte kürzere Fahrzeit, sowie diesen unbegründeten Hass auf die eigenen Mitmenschen endlich einmal einzustellen.

Uwe Sieberg, Walsrode

Das Gutachten endlich veröffentlichen Zur Berichterstattung über die HKK-Standortentscheidung

Die Beiträge in der Böhme-Zeitung zum möglichen Bürgerbegehren zur HKK-Standort-Entscheidung werden immer emotionaler, und dabei gerät die Ursache des „Aufbegehrens gegen den Kreistagsbeschluss“ in den Hintergrund. Warum stellen sich die „Hüter der besseren Argumente“ nicht endlich der Diskussion und veröffentlichen das Gutachten? Wenn man dann noch den/die Gutachter die der Beurteilung zugrunde liegenden Grundannahmen und Gründe für die letztendliche Empfehlung erläutern lassen würde, könnten sich die Bürgerinnen und Bürger des Heidekreises ein fundierteres Urteil zum Bürgerbegehren bilden – oder ist genau das, was man nicht will/fürchtet?

Dr. Eckhardt Schmidt, Neuenkirchen

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