Verdi fordert „Ein Klinikum jetzt!“
Heidekreis. Verdi ist die zuständige Gewerkschaft für das Gesundheitswesen und vertritt nicht nur soziale und tarifliche Interessen, sondern macht auch immer wieder die gesundheitliche Versorgung zum Thema. Der Verdi-Ortsverein im Heidekreis hat sich noch einmal ausgiebig mit dem Thema Klinik-Neubau beschäftigt. Zurecht betone Dr. Achim Rogge als Geschäftsführer des Heidekreis-Klinikums (HKK), dass seit Jahren die Leistungen der Kliniken nicht mehr kostendeckend finanziert werden. „Genau das hat dazu geführt, dass Kliniken geschlossen, zusammengelegt oder privatisiert werden. Dass die Politik im Heidekreis weiterhin den Verkauf an einen privaten Klinik-Konzern ausschließt, halten wir Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter für verantwortungsvoll, denn Gesundheit ist keine Ware“, erklärt Verdi-Bezirksvorstandsmitglied Charly Braun.
Allerdings sei der Landkreis unter den jetzigen Rahmenbedingungen gezwungen, mit jährlich rund 10 Millionen Euro oder mehr den Klinikbetrieb zu stützen. Der Entschluss, die beiden Häuser in Soltau und Walsrode durch einen Neubau zu ersetzen, sei geeignet, die derzeitige Situation zu verbessern. Die dafür angebotenen Landesgelder jetzt zu nutzen und nicht zu warten, bis andere zum Zuge kommen, sei richtig und wichtig, erklärt Wolfgang Hawranke für Verdi. Verdi-Vorstandsmitglied Renate Gerstel befürchtet: „Da zwei Häuser zu mehr roten Zahlen führen und schlechtere Versorgung leisten als eines, wird ein „Weiter so“ das Defizit schon bald so hoch treiben, dass es durch den Landkreis nicht mehr ausgeglichen werden kann. Die Folgen wären Schließung beider Häuser, also keine Allgemeinversorgungsklinik mehr im Heidekreis.“
Ein zentrales Klinikum hat viele Vorteile
Verdi-Vertreter Hermann Reinecke führt die Vorteile eines zentralen Klinikums aus. Dazu rechnen die Gewerkschafter, dass diverse Doppelvorhaltungen ebenso entfallen wie der Hin- und Her-Transport von Patienten zu verschiedenen Untersuchungen. Die dann hinfällige arbeitsvertragliche Verpflichtung der Beschäftigten, mal in Soltau und mal in Walsrode eingesetzt werden, verbessere die Bedingungen für die Belegschaft und sei einer der Bausteine für sicheres sorgenfreies Arbeiten. Dass ein beständiger Arbeitsplatz viel familienfreundlicher ist und die Nähe der verschiedenen Fachabteilungen, Labore, Therapeuten zueinander der Genesung und dem Wohl der Patienten mehr diene, verstehe sich von selbst. Ein gemeinsames Haus biete bessere Chancen, notwendige Fachkräfte zu finden und zu halten. Je größer eine Klinik, desto mehr neue Fachrichtungen seien möglich. Auch Haus- und Fachärzte ließen sich eher nieder, wenn eine attraktive Klinik im Umfeld vorhanden ist. Reinecke betont: „Die Konzentration auf ein Klinikum an einem Standort, macht die Klinikversorgung in der Region zukunftssicher. Daher fordert Verdi für den Heidekreis: Ein Klinikum jetzt!“
Verdi unterstützt die von Dr. Rogge im April 2019 in Soltau vorgetragene Perspektive für ein eigenes attraktives Ausbildungskonzept für die medizinisch-therapeutischen Berufe des neuen Klinikums. Hierzu benötige man etliche neue kleine Wohnungen, um Auszubildende und Studierende anzuziehen. Für Patienten, Angehörige und Klink-Beschäftigte müsse dringend der bisher kaum vorhandene öffentliche Personennahverkehr im Heidekreis ausgebaut beziehungsweise überhaupt erst eingerichtet werden. DGB-Kreisvorsitzender Braun weist auf die aktuelle Forderung des Deutschen Gewerkschaftsbund Niedersachsen für ein massives Konjunkturprogramm hin, in dem nicht nur die Wirtschaft in den Blick zu nehmen sei, sondern vor allem der Mensch im Mittelpunkt stehen müsse. „Es ist im höchsten Maße menschlich, in eine Klinik mit moderner Technik und sozial abgesichertem Personal in allen Berufsgruppen zu investieren“, betonen die Mitglieder des Verdi-Ortsvereins einstimmig. bz