Kommentar: Durch die Hintertür
Von Andres Wulfes
Auf den ersten Blick scheint das ganz einfach und unspektakulär: Eine Handvoll Betten werden im Soltauer Krankenhaus hin- und hergeschoben, etwas anders verteilt – und schon entsteht der benötigte Platz für eine komplett neue Abteilung, für die Geriatrie. Doch ganz so simpel ist das dann doch nicht, der Teufel steckt im Detail – gerade angesichts der aufgeheizten Stimmung in Sachen Umstrukturierung. Da ist solch eine Verschiebung durchaus mehr als ein „Geschäft der laufenden Verwaltung“, zumal mal eben eine komplette Abteilung „heimatlos“ wird und scheinbar längst ad acta gelegte Ideen der Umstrukturierung nun durch die Hintertür verwirklicht werden.
Denn egal, welche Umstrukturierungsvariante zum Tragen kommt: Die Gynäkologie soll an beiden Standorten unangetastet bleiben. Umso unverständlicher erscheint die jetzige Maßnahme. Nach außen ist das ein deutliches Signal, für wie wichtig – oder eben unwichtig – die eigenständige Gynäkologie eingeschätzt wird, die immerhin ein wirtschaftlich wichtiges Standbein ist. Und zur Attraktivität trägt das sicher nicht gerade bei, wenn im Extremfall Fehlgeburtspatientin und junge Mutter fast Bett an Bett liegen. Die Diskussion zeigt eins wieder sehr deutlich: Nicht Veränderungen im Klinikum müssen unbedingt schlecht sein, die Außendarstellung ist es auf jeden Fall. „Transparenz von Leitungsentscheidungen und gegenseitige Information“ sieht das Klinik-Leitbild vor – doch in Sachen Umstrukturierung ist von transparenter Kommunikation und Fingerspitzengefühl wenig zu spüren.