Gynäkologie nur noch ein Anhängsel?
wu Soltau. Die Gynäkologie als eigenständige Station im Soltauer Krankenhaus steht offenbar vor dem Aus. Denn der Aufsichtsrat des Heidekreis-Klinikums hat nach BZ-Informationen Pläne gebilligt, nach denen zwar die Abteilung nicht zur Disposition steht – dafür aber ihre geschlossene, räumliche Unterbringung im dritten Stock. Die Folge: Die Patientinnen werden auf verschiedene Bereiche „verteilt“, unter anderem auf die benachbarte Wochenstation. Hintergrund dieses Schrittes ist offenbar die Einrichtung der Geriatrie, für die die Räume der Gynäkologie benötigt werden. „Das ist Geschäft der laufenden Verwaltung“, gab sich Geschäftsführer Peter Lehmann zurückhaltend. Auch Aufsichtsratschef Dr. Karl-Ludwig von Danwitz wollte sich nicht weiter äußern. „Aus nichtöffentlichen Sitzungen erzähle ich nichts.“ Grundsätzlich gelte, dass mit Blick auf das Bürgerbegehren in den Häusern nur Maßnahmen umgesetzt würden, die unabhängig von einer Variante zur Umstrukturierung seien.
Wo die Betten der Geriatrie untergebracht werden, darüber „haben wir nicht weiter nachgedacht“, sagte von Danwitz. Wenn „Betten hin- und hergeschoben werden“, dann sei das „Geschäft der laufenden Verwaltung“, schränkte er ein. Der Aufsichtsrat hat das Vorhaben nach BZ-Informationen aber durchaus kontrovers diskutiert. Denn die Gynäkologie/Geburtshilfe am Soltauer Krankenhaus ist auch wirtschaftlich eine starke Abteilung – mit im vergangenen Jahr gut 400 000 Euro Gewinn. Bis Ende des Jahres umfasste sie 21 Betten – seit Januar sind es nur noch 19 Betten – und wies eine Belegung von durchschnittlich 81,45 Prozent auf. Dabei sind in der Statistik aber nur die stationären Patientinnen gerechnet, nicht beispielsweise die „Begleitväter“ im Familienzimmer oder Frauen mit ambulanten Operationen, die ebenfalls Betten belegen. Die Abteilung verzeichnete im vergangenen Jahr 672 Geburten, außerdem gut 600 stationäre gynäkologische Fälle und 400 ambulante Operationen. Die Räume der Gynäkologie als Domizil für die neue Geriatrie waren bereits einmal im Gespräch: Im Sommer 2010, als der komplette Abzug der Abteilung von Soltau nach Walsrode vorgesehen war.
An beiden Standorten
Diese Variante ist vom Tisch, an beiden Standorten Soltau und Walsrode sollen Geburtshilfe und Gynäkologie bestehen bleiben. Nach dem Kreistagsbeschluss für das sogenannte Umstrukturierungs-Zielbild D sollte allerdings die Kinderklinik nach Walsrode verlegt werden – und in deren Räume dann die Geriatrie einziehen. Diese Pläne sind aber ins Stocken geraten, weil sich genau gegen diesen Beschluss heftiger Widerstand vor allem aus Soltau regt und ein Bürgerbegehren läuft. Die Klinikleitung hat daraufhin angekündigt, diesen Ausgang abzuwarten und keine Fakten zu schaffen. Nach Auflagen der Krankenkassen kann die Geriatrie aber das nicht abwarten, die neue Station müsse bis Juni 2011 eingerichtet sein. Die Klinikverwaltung hat daher das neue Konzept erarbeitet, das die in sich geschlossene gynäkologische Station zur Disposition stellt. Danach sollen auf dieser Station 3B noch zwei gynäkologische Drei-Bett-Zimmer bestehen bleiben. Alle anderen Patientinnen müssen ausweichen, entweder auf freie Betten in der Entbindungsstation oder andere Zimmer im Haus.