Kommentar: Geheimniskrämerei setzt sich unvermindert fort

Von Jörg Jung

Alles wird gut. Kompetente Berater, die ein überzeugendes Konzept vorlegen, Geschäftsführer, die das Vertrauen der Belegschaft und des Aufsichtsrats besitzen, und ein kons¿truktiver Betriebsrat, in deren Händen das Wohl der Mitarbeiter bestens aufgehoben ist – was soll da noch schiefgehen beim Bemühen, das Heidekreis-Klinikum zu sanieren? Sogar mit Beifall werden die Lohfert-Leute von den Beschäftigten bedacht. Kann es einen schöneren Lohn für die schwere Arbeit geben? Ein Bild von allseitiger Zuversicht wollen die Protagonisten vermitteln. Das ist auch nicht schwer, haben sie doch selbst die Bedingungen geschaffen, sich in der Öffentlichkeit als Heilsbringer darzustellen. Denn zur Mitarbeiterversammlung war die Presse nicht eingeladen. Sie musste sich damit zufriedengeben, was Lohfert-Leute und Geschäftsführer anschließend über deren Verlauf erzählten.

Doch kommt es nicht selten vor, dass Einschätzungen auseinanderfallen. War der Beifall der Mitarbeiter aus Höflichkeit gefallen oder war er Ausdruck davon, dass sie mit den vorgeschlagenen Maßnahmen einverstanden sind, wie die Verantwortlichen zu suggerieren versuchen – und wenn ja: mit allen, mit einigen, mit vielen? Der Böhme-Zeitung bleibt zunächst nichts anderes übrig, als die Sicht derjenigen zu transportieren, die nicht für das Streben nach öffentlicher Transparenz bekannt sind. Und die Geheimniskrämerei setzt sich auch unvermindert fort: Eine Liste der 21 Maßnahmen gibt es für die Öffentlichkeit nicht. Damit weiß sie auch nicht, worüber konkret gesprochen, was an Änderungen vorgeschlagen und umgesetzt werden soll.

Mit dem Zeichnen eines Bildes des geschlossenen Aufbruchs in eine bessere Zukunft, die der Klinik absolut zu wünschen ist, verfolgen Berater, Geschäftsführung und Betriebsrat auch taktische Interessen. Das sollte jeder bedenken, der die optimistischen Botschaften einordnen will. Ein Interesse besteht darin, die Öffentlichkeit einzulullen. Dazu bedienen sie sich der Strategie, Eintracht zu demonstrieren. Denn wenn sich intern alle einig sind, verbietet sich Kritik von außen. Aber als die Böhme-Zeitung versucht, Mitarbeiter – auch unter Zusicherung von Anonymität – direkt nach ihrer Meinung zu fragen, erntet sie Schweigen. Ein Zeichen von Angst?

Es verhält sich mit dem Sanierungsplan wie zuvor mit dem gesamten Umstrukturierungsprozess: Es bleiben mehr Fragen offen als Antworten gegeben werden, da diejenigen, die über die Informationen verfügen, mauern. Still und heimlich soll das meiste geschehen. Die Öffentlichkeit wird dann vor vollendete Tatsachen gestellt.

Jörg Jung