„Erfolgsmeldung“: Klinik-Defizit wächst langsamer

wu Soltau. Das Heidekreis-Klinikum schreibt zwar weiter rote Zahlen – aber das Defizit wächst inzwischen langsamer als noch vor einigen Monaten. „Ich habe das Gefühl, dass die Konsolidierung greift“, sagte Geschäftsführer Norbert Jurczyk. Doch Grund zur Beruhigung sei das nicht, warnte Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden. „Wir sind noch nicht über den Berg. Wir haben eine schwierige Situation.“ Das Klinikum befindet sich in einer problematischen finanziellen Lage. Das wurde zuletzt bei der Kreistagssitzung im Juli deutlich, als das Aus der Soltauer Frauenklinik aus personellen, aber auch aus finanziellen Gründen beschlossen wurde.

Das Unternehmen hat bereits die Hamburger Unternehmensberatung Lohfert & Lohfert „zur Konsolidierung und Sicherstellung des wirtschaftlichen Betriebs“ eingeschaltet, um so eine „hochqualifizierte und gesundheitspolitisch ambitionierte Krankenhausversorgung im Heidekreis“ zu sichern. Die ersten Maßnahmen scheinen nach Worten Jurczyks erfolgreich zu sein. Bis Mai betrug der Verlust 1,6 Millionen Euro, wuchs dann geringer. Im gesamten ersten Halbjahr liegt der Fehlbetrag bei 1,8 Millionen Euro.

Rund 450 Betten

Das Jahr 2011 hatte das Klinikum mit einem Bilanzverlust von 5,87 Millionen Euro abgeschlossen. Einziger Gesellschafter des Heidekreis-Klinikums, das die beiden Krankenhäuser Soltau und Walsrode mit zusammen rund 450 Betten und gut 1000 Beschäftigte umfasst, ist der Landkreis Heidekreis. Doch bereits bei der Kreistagssitzung hatte Landrat Manfred Ostermann deutlich gemacht, dass finanzielle Hilfe vom Landkreis nicht zu erwarten sei. Das Land genehmige weder eine Bezuschussung noch einen Defizitausgleich oder eine Stammkapitalerhöhung. Um die wirtschaftliche Lage zu verbessern, ist ein ganzes Bündel von Maßnahmen geplant.

Dabei geht es um Einsparpotenziale, um die Abrechnung, um die Arbeitsorganisation und die Stationsabläufe „mit geschätzten Einspar- und Einnahmeverbesserungen von etwa drei Millionen Euro pro Jahr“, wie die Berater deutlich gemacht haben. Auch neue Leistungen sollen zusätzliches Geld in die Kasse spülen. Ein Schritt dazu ist die Kardiologie in Soltau mit dem Herzkatheterlaborplatz. Ab Oktober wird er zunächst als mobiles Gerät, in einem speziellen Truck, am Soltauer Krankenhaus aufgestellt. Im Frühjahr soll die feste Lösung folgen – entweder als eigener Anbau oder im bisherigen Operationsbereich der Gynäkologie.

800 Untersuchungen

Jurczyk rechnet mit 400 Untersuchungen in der Aufbauphase, bei der 24-Stunden-Versorgung nach einem halben bis einem Jahr rechne man „konservativ“ mit 800 Untersuchungen im Jahr. Der Punkt, an dem sich die Anlage wirtschaftlich rechne, liege deutlich darunter. Nach AOK-Angaben kann ein Krankenhaus für eine Katheteruntersuchung zwischen 1210 und 2931 Euro abrechnen. Hinzu kommen die weiteren Behandlungen. Wenn bei dem Eingriff beispielsweise Stents gesetzt werden, die die Herzgefäße offen halten sollen, werden weitere 3567 Euro fällig. Bei einer Ballondilation kann das Krankenhaus sogar 5281 Euro zusätzlich zur Untersuchungsgebühr abrechnen. Dabei handelt es sich um die Aufdehnung krankhaft verengter Blutgefäße.

Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden (links) und Geschäftsführer Norbert Jurczyk hoffen, dass die Konsolidierungsmaßnahmen im Heidekreis-Klinikum greifen. Foto: wu

Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden (links) und Geschäftsführer Norbert Jurczyk hoffen, dass die Konsolidierungsmaßnahmen im Heidekreis-Klinikum greifen. Foto: wu

Andres Wulfes