Minus von mehr als drei Millionen Euro
wu Walsrode. Dr. Christof Kugler bleibt ruhig. Das Heidekreis-Klinikum hat 2013 zwar erneut dicke rote Zahlen geschrieben – aber der Geschäftsführer, seit Januar im Amt, sieht das gelassen. Er ist optimistisch, dass sein neuer Sanierungsplan greift und ab 2015 ein Plus auf der Bilanz erscheint. Gleichzeitig macht der gelernte Chirurg mit dem Jahresabschluss 2013 einen Schnitt: Mit dem Defizit sind auch die Pensionszahlungen an die früheren Geschäftsführer Norbert Jurczyk und Peter Lehmann abgegolten. Der Landkreis als Eigentümer des Unternehmens mit den beiden Krankenhäusern Soltau und Walsrode hat bereits sein altes Stammkapital auf Null herabgesetzt und drei Millionen Euro als neues Stammkapital eingezahlt.
„Es gibt ab 2014 keine Altlasten mehr“, betont Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden, als Kugler am gestrigen Freitagmittag die Bilanz vorstellt. Der Aufsichtsrat hat den Jahresabschluss laut Norden bei seiner Sitzung am Donnerstag einstimmig gebilligt und dem Kreistag als Gesellschafterversammlung zur Genehmigung vorgeschlagen. Auch die früheren Geschäftsführer wurden entlastet. Die Klinik mit rund 450 Betten und 1024 Beschäftigten in den zwei Krankenhäusern Soltau und Walsrode befindet sich mitten in der Umstrukturierung mit Schwerpunktbildungen und Sanierung. Berater, Aufsichtsrat und die frühere Geschäftsführung hatten prognostiziert, dass bereits ab Ende 2013 schwarze Zahlen geschrieben werden. Doch das wurde dann doch nicht erreicht – und der Aufsichtsrat zog mit dem Geschäftsführerwechsel die Notbremse.
„Es ist eine angespannte Finanzlage“, stellt Norden fest. Dabei leide das Heidekreis-Klinikum wie die meisten Krankenhäuser in Deutschland unter der anhaltenden Politik der Kostendämpfung im Gesundheitswesen. „Wir haben hier keine Sondersituation“, sagt Norden und verweist darauf, dass Landkreise wie Verden ihre Häuser seit Jahren mit Verlustausgleichen unterstützten. Nach Worten Kuglers verzeichnet das Heidekreis-Klinikum für 2013 ein Minus von 3,346 Millionen Euro, deutlich mehr als im Vorjahr. Der Fehlbetrag 2012 hatte – auf dem Papier – 1,623 Millionen Euro betragen. Dieses Defizit hatte das Unternehmen aber nur durch die Auflösung von Rücklagen erreicht – immerhin 3,629 Millionen Euro, um die das Minus 2012 sonst höher gewesen wäre.
Der Fehlbetrag 2013 ist laut Kugler vor allem durch „erhebliche Kostenanstiege“ im Personalbereich von 1,732 Millionen Euro sowie bei sonstigen Aufwendungen (+ 532 000 Euro) begründet. Der Anstieg der Krankenhauserlöse (+1,490 Millionen Euro) hat das nicht ausgeglichen. Insgesamt sind die Erträge des Unternehmens um 578 000 Euro auf 67,511 Millionen Euro gestiegen. Die Erlöse allein aus Krankenhausleistungen beliefen sich auf 55,6 Millionen Euro. Stationär wurden rund 18 700 Patienten in Soltau und Walsrode behandelt. Der durchschnittliche Auslastungsgrad beträgt 80 Prozent. Das zu erhöhen, ist Ziel Kuglers. Denn das Klinikum bietet nach seiner Einschätzung Leistungen, „die qualitativ auch überregional Bestand haben“. Das gelte etwa für die Chirurgie und die Innere Medizin in Soltau mit dem neuen Herzkatheterlabor. „Wir brauchen aber mehr Akzeptanz im Landkreis. Beide Häuser dürfen kein Fremdkörper im Landkreis sein.“
Das sei nicht nur für die Bilanz wichtig, sondern auch, um dauerhaft eine Daseinsfürsorge zu bieten. Denn das Gesundheitsangebot sei nicht nur ein wichtiger Standortfaktor, sondern auch für den Tourismus wichtig. „Wir haben im vergangenen Jahr über 2500 Urlauber stationär behandelt – das ist eine Menge.“ Die Sorgenkinder? Das ist beispielsweise die Gynäkologie und Geburtshilfe, die mit der Umstrukturierung in Walsrode konzentriert wurde. „Es geht da aber langsam voran.“ Aber auch bei den Wahlleistungen in der Chirurgie und Inneren Medizin seien die Kapazitäten größer als die Nachfrage“, umschreibt der Geschäftsführer, der auf stärkere Außenwahrnehmung setzen will: „Wir müssen uns mehr bekannt machen.“ Auch verbessert werden soll die Situation der Notaufnahme als Tor ins Haus.
Wende für 2015 erwartet
Und der Blick in die Zukunft? Kugler setzt nicht auf eine „kurzfristige Sanierung des Haushaltes“, sondern auf langfristige Strukturen für den Bestand des Klinikums. Für 2014 erwartet der Klinikchef noch einmal ein negatives Ergebnis von minus 1,6 Millionen Euro. Dann soll die Wende geschafft sein: „Im Jahr 2015 wird ein nochmaliger Erlösanstieg von 518 000 Euro und Kosteneinsparungen von 2,1 Millionen Euro angestrebt.“ Für 2015 erwartet Kugler dann ein positives Ergebnis von 528 000 Euro. Dazu beitragen soll das Sanierungs-Maßnahmenpaket mit einer Mischung aus Leistungssteigerungen und Kosteneinsparungen.
Damit sich die Zahlen etwas schneller verbessern, hat das Unternehmen nach Worten Nordens beim Land einen sogenannten Sicherstellungszuschlag beantragt – eine Summe von 1,8 Millionen Euro, die nicht vom Land selbst, sondern von den Kostenträgern aufgebracht werden muss. Solche Zuschläge sind laut Kugler zum Beispiel bereits in Schleswig-Holstein und für die Inselkrankenhäuser gezahlt worden. Das Geld ist ein Ausgleich für Kosten, die zur Vorhaltung der Notfallversorgung in einem dünn besiedelten Gebiet wie dem Heidekreis entstehen. Theoretisch könnte das Klinikum diesen Sicherstellungszuschlag jedes Jahr beantragen. Kugler setzt aber nicht auf dauerhafte Subventionen für das Unternehmen: „Wir wollen den Weg der Selbstfinanzierung gehen.“