Klinikchef richtet Blick nach vorn
vo Bad Fallingbostel. „Ich bringe keine Vergangenheit mit, sondern nur Zukunft.“ Was der künftige Geschäftsführer des Heidekreisklinikums (HKK), Dr. Christof Kugler, mit diesem etwas verklausulierten Satz sagen wollte, war allen Zuhörern klar. Der 58-Jährige kann nach eigener Einschätzung unbelastet an seine Aufgabe gehen, weil er von außen kommt und sich somit nicht dem Verdacht aussetzen muss, einem der beiden Krankenhausstandorte – Soltau oder Walsrode – möglicherweise mehr zugetan zu sein als dem anderen. Am Freitag stellte sich Kugler im Kreistag offiziell vor: Der Kreistag ist Gesellschafterversammlung des Klinikums in Trägerschaft des Landkreises. Zum 1. Januar betritt er die Kommandobrücke des in Not geratenen Schiffs HKK. Er löst als Kapitän die beiden bisherigen Geschäftsführer Norbert Jurczyk und Peter Lehmann ab, um den angeschlagenen Dampfer wieder auf Kurs zu bringen und dabei auch noch den Umstrukturierungsprozess voranzubringen.
Dass es angesichts der anhaltend schlechten Bilanzzahlen und der dem Image nicht gerade förderlichen öffentlichen Auseinandersetzung eine Herkulesaufgabe ist, zumindest eine große Herausforderung, dürfte ihm klar sein. Und sie dürfte noch wachsen, „denn der Finanzierungsdruck auf die Krankenhäuser wird nicht weniger werden“. Kuglers Vision, sein Ziel, ist ebenso einfach wie ambitioniert: „Die Bewohner des Heidekreises gehen bei gesundheitlichen Beschwerden nach Soltau und Walsrode.“ Antworten auf die sich dabei ergebenden Fragen müssten immer über die medizinische Konzeption gegeben werden, fordert er. „Schnittstellen dürfen nicht zum Nachteil des Patienten geraten“, so Kugler, der eine stärkere Verschmelzung von ambulanten und stationären Versorgungsangeboten anstrebt.
Ärztlicher Direktor
Der neue HKK-Geschäftsführer kommt ursprünglich nicht aus der kaufmännischen Ecke, sondern ist Chirurg. Die vergangenen zwölf Jahre hat Kugler als ärztlicher Direktor und Geschäftsführer in Berlin, Gießen und Frankfurt gearbeitet, war zudem Lehrbeauftragter für Sozialmedizin an der Goethe-Universität Frankfurt. Im April 2009 kehrte er beruflich zurück nach Frankfurt, wurde medizinischer Betriebsleiter für die städtischen Kliniken Frankfurt/Main-Höchst. Diese Zusammenarbeit endete im April 2013, seit dem 1. November dieses Jahres ist Kugler Partner der Jomec GmbH, einer Beratungs- und Managementgesellschaft für Krankenhäuser.
In seinem Internet-Profil werden als Tätigkeitsschwerpunkte Geschäftsbesorgung, Management, Restrukturierung und Sanierung von Kliniken, Strategieentwicklung und Krankenhausbedarfsplanung aufgeführt – alles Kenntnisse, die bei seiner Tätigkeit in den Krankenhäusern des Heidekreises gefragt sein dürften. Jomec stellt ihn als Geschäftsführer des Heidekreis-Klinikums auf Grundlage eines Managementvertrags. Obwohl in der Vergangenheit viel in Ballungszentren tätig, weiß der HKK-Geschäftsführer um die strukturellen Probleme seines künftigen Wirkungsbereichs: „Die Sicherung der medizinischen Versorgung gestaltet sich auf dem Land noch schwieriger als in den Metropolen.“ Deshalb müssten noch mehr als bisher Ressourcen gebündelt, Vernetzungen geschaffen, Kooperationen gebildet werden – „auch für kleine Fallmengen“.
Beruflich ist für Kugler also künftig die Heide angesagt. Im Privaten wird sein Lebensmittelpunkt aber die Mainmetropole bleiben. Das hat er auf Nachfrage von Klaus Kunold deutlich gemacht. „Wo wohnen Sie“?, wollte der Walsroder WBL-Mann von Kugler wissen und erhielt eine geteilte Antwort: Über die Woche hier im Heidekreis, wo er sich eine Wohnung nehmen werde. Zum Wochenende werde er dann zu seiner Familie in die Mainmetropole pendeln, so Kugler. Das sei er von früheren Tätigkeiten gewohnt. Und: „Als Arzt ist man da, wenn man da sein muss“, sagte er zum Schluss seiner mit aufmunterndem Beifall quittierten Kurzvorstellung. Auch wenn Kugler für sich eine Einarbeitungszeit reklamierte, „um mich schlau zu machen“, sind die Erwartungen an ihn hoch. Ganz viel Vorbereitungszeit dürfte er nicht haben. So könnte man jedenfalls die freundliche, aber bestimmte Aufforderung des Kreistagsvorsitzenden Friedrich-Otto Ripke interpretieren: „Dann werkeln Sie mal los.“