„Beide Krankenhäuser haben eine Zukunft“
wu Soltau. Auf die „Gretchenfrage“ gibt es für Dr. Christof Kugler nur eine Antwort: „Ja, beide Krankenhäuser haben eine Zukunft.“ Denn für den neuen Geschäftsführer des Heidekreis-Klinikums ist klar: Er ist nicht angetreten, um Teile des kreiseigenen Unternehmens abzuwickeln, sondern um beide Häuser in Soltau und Walsrode zu erhalten und zu entwickeln. An der grundsätzlichen Strategie will der 58-Jährige nichts ändern: „Die Grundausrichtung mit der Spezialisierung ist richtig und die einzige Zukunftschance.“ Nun müsse diese Struktur mit Leben erfüllt werden, müsse hausübergreifend gearbeitet und Übergänge geschaffen werden.
Denn vielfach bestehe die Klinik eben doch noch aus zwei Häusern: „Wir haben zum Beispiel zwei Abrechnungs- und Budgetkreise.“ Und auch neue Bereiche will Kugler erschließen. Schließlich hat der Aufsichtsrat ihn eingestellt, damit er für neue Impulse und einen neuen Anfang mitten in der Umstrukturierung und Sanierung sorgt. Chef der beiden Krankenhäuser mit 450 Betten und etwa 1100 Beschäftigten wird der 58-jährige Mediziner am 1. Januar. Dann löst er die beiden bisherigen Geschäftsführer Norbert Jurczyk und Peter Lehmann ab. Mit ihnen hat der Aufsichtsrat nach Worten des Vorsitzenden Hermann Norden „einvernehmlich eine Vorruhestandsregelung vereinbart“.
Kugler wird aber nicht Klinikmitarbeiter, sondern von der Beratungs- und Managementgesellschaft Jomec gestellt, mit denen das kreiseigene Unternehmen einen Managementvertrag abgeschlossen hat. Den Wechsel hat der Aufsichtsrat am Donnerstag perfekt gemacht, Kugler bereits am Nachmittag den Mitarbeitern präsentiert. Der Wechsel kam nach Worten Nordens nicht aus heiterem Himmel: Die ersten Gespräche über einen Wechsel hätten bereits im Juli begonnen. „Das ist kein Wechsel im Streit“, sagte Norden. „Einmal ist die Luft raus“, fasste SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzender Dieter Möhrmann zusammen. Da sei ein Wechsel sinnvoll. Das könne auch ein Neuanfang sein, damit die Menschen wieder Vertrauen ins Klinikum gewönnen.
Bewegung hineinbringen
Norden sprach von einem „neuen Anfang, um Bewegung in den Laden hineinzubringen“. Landrat Manfred Ostermann schloss sich an: „Die Häuser habe tolles Entwicklungspotenzial, aber man muss mit anderen Sichtweisen rangehen.“ Bewegung wird es mit Kugler geben, wie Jomec-Geschäftsführer Dr. Hans-Peter Schlaudt deutlich machte. Ein „Weiter so“ werde es an vielen Stellen nicht mehr geben. Was genau geändert werde? Da ist Kugler zurückhaltend. Er müsse sich erst ein Bild machen, habe noch mit keinem Chefarzt gesprochen. Eins aber hat er sich fest vorgenommen: Das Unternehmen soll unter seiner Ägide nicht nur auf Entwicklungen reagieren, sondern selbst Akzente setzen. Die Voraussetzungen dafür beurteilt Schlaudt positiv: Das Gesamtvolumen und die Immobilien seien in Ordnung.
Kugler, der das Heidekreis-Klinikum auf „Augenhöhe mit den größeren überregionalen Krankenhausstandorten sieht“, will die wirtschaftliche Situation verbessern. Ein Ziel: Der Patient soll durch die ganze Erkrankung hindurch begleitet werden. Dazu sollen neue Aufgaben erschlossen und Abteilungen „inhaltlich ausgebaut“ werden – auch in Soltau. Einen Schwerpunkt sieht er in der Geriatrie, der Altersmedizin, die vom ambulanten Bereich bis hin zur Pflege reichen soll. Kritik an dem Verfahren beim Chefwechsel gab es vom Kreistagsabgeordneten Sven Köster (Linke). „Das ist doch ein starkes Stück, dass Kreistagsabgeordnete von dieser Entscheidung aus der Presse erfahren müssen.“ Und genaue Begründungen fehlten, obwohl der Aufsichtsrat nach außen immer hinter den bisherigen Geschäftsführern gestanden habe.
Doch letztlich wundere ihn das nicht. Damit werde die bisherige Intransparenz beim Klinikum fortgesetzt „Saubere, demokratische Abläufe sehen anders aus. Ich bezweifle, dass diese Hinterzimmer-Politik beim Bürger gut ankommt.“ Ostermann wies Kösters Vorwürfe zurück. Alle Abgeordneten seien am Abend informiert worden, zudem habe Norden in jeder Kreisausschusssitzung über die Entwicklung des Klinikums berichtet – und auch auf bevorstehende Strukturänderungen hingewiesen.