Kommentar: Bitterer Verlust für Soltau
Von Andres Wulfes
Der Trend im Gesundheitswesen ist klar: Die Krankenhäuser stehen unter Kostendruck. Bei den Kosten herrscht Marktwirtschaft, bei der Bezahlung der Leistungen aber Planwirtschaft. Kliniken, die damit nicht klarkommen, haben keine Chance. Grundversorgung allein reicht da nicht. Spezialisierung auf neue, zukunftsträchtige und lukrative Angebote heißt das Zauberwort, um das Überleben zu sichern. Das Heidekreis-Klinikum macht da keine Ausnahme. Doch das hat massive Folgen für die gewohnte Struktur. Denn den Veränderungen fällt in Soltau nicht nur die Kinderklinik zum Opfer, auch für die Geburtshilfe dürfte die Entwicklung der Anfang vom Ende sein.
Bereits im vergangenen Jahr ist die Zahl der Entbindungen deutlich gesunken, liegt gerade noch bei 550 Geburten – und damit nah an der Überlebensgrenze. Denn unter 500 Geburten im Jahr, so die Gutachter, lässt sich eine solche Abteilung „nur selten mit einem positiven Ergebnis betreiben“. Doch diese Grenze dürfte schnell erreicht sein, wenn künftig Kaiserschnitte und sogenannte Risikoschwangerschaften entfallen. Für den Nordkreis und besonders für Soltau ist das ein herber Verlust. Eine Überraschung aber ist diese Entwicklung nicht: Absehbar war das bereits im September, als der Kreistag die jetzige Lösung beschlossen hat. Er hat damit zwar ein Bürgerbegehren abgewendet – allerdings mit einem Kompromiss, der das Papier nicht wert war, auf dem er stand.
Ehrlicher wäre es gewesen, den Menschen trotz Kommunalwahlkampfstresses von vornherein reinen Wein einzuschenken. So bleibt ein bitterer Nachgeschmack – und für viele das Gefühl, hinters Licht geführt worden zu sein.