Kommentar: Zu hoch gepokert
Von Andres Wulfes
Nun also doch: Am Krankenhausstreit zerbricht die CDU-Kreistagsfraktion. Ein neues Kapitel einer schier unendlichen Streitgeschichte, bei der die eigentlichen Themen fast in Vergessenheit geraten. Denn Baustellen im Heidekreis-Klinikum wie Kostendruck, Defizite in Millionenhöhe und Werben um neue Patienten schienen eher Nebensache zu sein. Stattdessen spielte ein anderer Kriegsschauplatz die Hauptrolle: das große Aufräumen, der Kampf gegen diejenigen, die sich als Kritiker der Umstrukturierung positioniert haben. Nach Chefarzt Dr. Wolfram Franz war der Kreistagsabgeordnete Mathias Ernst an der Reihe. Da drängte sich der Eindruck auf: Wer nicht auf Linie ist, fliegt raus.
Doch das rächt sich jetzt. Sicher, zunächst hatten die Gegner der Umstrukturierungs- skeptiker den Machtkampf scheinbar gewonnen. Doch nun zeigt sich: Sie haben nur einen Pyrrhussieg errungen. Die drei Walsroder haben zu hoch gepokert, denn nun ziehen die drei Soltauer Abgeordneten die logische Konsequenz und gehen. Die Kreistagsmehrheit ist weg, die CDU sitzt auf einem Scherbenhaufen. Und das Heidekreis-Klinikum? Auch im Aufsichtsrat wird ein Weiter so kaum möglich sein. Die Rauswürfe mögen zwar zur Einigkeit führen. Ohne kontroverse Diskussionen und Mahner aber werden kaum neue Ideen entwickelt und mögliche Fehlentwicklungen aufgezeigt werden.
Unzweifelhaft hat die Umstrukturierung ihre Vorteile und kann auch wirtschaftlich erfolgreich sein. Und welche Variante dabei die bessere ist, wird sich erst in Zukunft zeigen. Doch jede Änderung ist entscheidend auf die Akzeptanz der Bevölkerung angewiesen. Nicht nur medizinisch müssen die Häuser überzeugen, das Image muss stimmen. Ein Machtkampf gegen „Andersgläubige“ hilft da kaum.