Kommentar: Ein bitterer Geschmack bleibt
Von Andres Wulfes
Nun ist es also soweit: Die Kinderklinik in Soltau dürfte in wenigen Wochen endgültig Geschichte sein, und auch die Geburtshilfe soll eingeschränkt werden. Der mühsam ausgehandelte Kompromiss kommt gar nicht erst zum Tragen. Und auch mit dem Kreistagsbeschluss vom Januar – er fordert alternativ eine „wirtschaftlich tragfähigen Lösung“, die dem Kompromiss nahekommt – deckt sich die neue Nulllösung nicht im geringsten. Wirklich überraschend ist das nicht: Absehbar war das bereits im September, als der Kreistag den Kompromiss beschlossen hat – eine Lösung, die das Papier nicht wert war, auf dem sie stand. Denn klar war von Anfang an, dass die Mini-Kinderabteilung in Soltau weder besonders lebensfähig noch für Patienten und Ärzte attraktiv sein würde.
Klar ist auch: Die Umstrukturierung und Zentrenbildung im Klinikum hat durchaus Vorteile. Der medizinische Notstand wird auch nach den Veränderungen – auch ohne Soltauer Kinderklinik – nicht ausbrechen, und zusätzliche Angebote wie die neue stationäre und ambulante Kardiologie sind eine deutliche Verbesserung für die Menschen. Dennoch ist der Verlust der Kinderklinik für Soltau bitter, das Prozedere fragwürdig. Wie kann ein und derselbe Gutachter eine Kompromisslösung erst für möglich erklären – und jetzt das genaue Gegenteil feststellen? Hat er damals nicht sorgfältig gearbeitet – oder war damals oder jetzt der politische Druck zu groß? Wieso werden die Kritiker einer Umstrukturierung erst mit einem Kompromiss ruhig gestellt, dann mundtot gemacht – und kurz danach dieser Kompromiss einkassiert?
Ehrlicher wäre es gewesen, frühzeitig mit offenen Karten zu spielen anstatt einen Kuhhandel zur Kommunalwahl einzugehen. So geht bei der jetzigen Entwicklung nicht nur ein Standortfaktor für Soltau verloren, auf der Strecke bleibt auch die Glaubwürdigkeit der Akteure, der Politik. Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack, das Gefühl, hinters Licht geführt worden zu sein.