Klinik-Streit: Droht Chefarzt Dr. Franz die Kündigung?

Soltau. Die Bandagen im Krankenhausstreit werden härter. Nun drohen einem der Beteiligten, Dr. Wolfram Franz, arbeitsrechtliche Konsequenzen. Sogar von einer möglichen Kündigung ist die Rede. Offiziell will sich niemand äußern. Doch aus E-Mails, die der BZ-Redaktion vorliegen, geht hervor, dass es hinter den Kulissen heftig brodelt. Dr. Wolfram Franz, ärztlicher Direktor des Soltauer Krankenhauses, ist langjähriger Chefarzt der geburtshilflichen-gynäkologischen Abteilung in der Böhmestadt und gilt als Kritiker der Umstrukturierungspläne. Öffentlich dürfe er sich dazu nicht mehr äußern, hatte Franz kürzlich selbst in einem BZ-Interview deutlich gemacht.

Doch darum geht es nicht, sondern um die Reaktion des Chefarztes zu Äußerungen Bernd Ingendahls im Vorfeld der jüngsten Kreistagssitzung. Zu dem Zeitpunkt deutete einiges auf ein Scheitern des sogenannten C-plus-Kompromisses mit einer Vier-Betten-Kinderstation in Soltau als Außenstelle der Walsroder Finkelsteinklinik hin. In dem Artikel „Kinderklinik: ,Das ist eine absolute Sauerei‘“ (BZ vom 18. Januar) hatte Ingendahl, einer der Initiatoren des Soltauer Bürgerbegehrens, mit deutlichen Worten davor gewarnt, den mühevoll gefundenen Kompromiss in Sachen Soltauer Kinderklinik wieder zu kippen. Das ist zumindest vorerst vom Tisch, nachdem der Kreistag noch einmal 250 000 Euro für das Soltauer Krankenhaus bereitgestellt hat. Unmittelbar nach Veröffentlichung des Beitrags hatte Franz Ingendahl per E-Mail zu seinem „erfrischenden Kommentar“ beglückwünscht und ihm eine argumentative „Hilfestellung“ für weitere Diskussionen mitgeliefert. Darin nimmt er kritisch Stellung zu den veränderten Zielbildern der Klinikum-Umstrukturierung und wirft Geschäftsführer Norbert Jurczyk vor, „von vornherein den Wortbruch gewollt“ zu haben.

Über den internen SPD-Verteiler, Ingendahl ist auch Vorsitzender der Soltauer Sozialdemokraten, war Franz‘ Beitrag allen Mitgliedern der SPD-Kreistagsfraktion zugeleitet worden. Zu der gehört auch Sebastian Zinke, der stellvertretende Klinikum-Aufsichtsratsvorsitzende. Laut Sendeprotokoll hat der Bomlitzer Sozialdemokrat die E-Mail an Klinikum-Geschäftsführer Jurczyk weitergeleitet – „zur Kenntnisnahme und ggf. weiteren (arbeitsrechtlichen) Veranlassung“. Innerhalb der SPD ist Zinkes Vorgehen nicht unumstritten. Ob es den Ausschlag gab, lässt sich nicht belegen: Auf jeden Fall war die Causa Franz ein Thema bei der Klinikum-Aufsichtsratssitzung in der vergangenen Woche. Hinter vorgehaltener Hand sprachen mehrere Mitglieder des Gremiums von einer heftigen Diskussion bei diesem Punkt.

„Kein Kommentar“, blockten dagegen Jurczyk, Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden und Zinke Nachfragen der BZ mit dem Hinweis auf die Vertraulichkeit der Sitzung ab. Beschlüsse über das weitere Vorgehen und mögliche arbeitsrechtliche Konsequenzen für Franz habe es nicht gegeben. Erst einmal solle es eine umfassende rechtliche Bewertung geben. Die soll am kommenden Freitag vorliegen, wenn der Aufsichtsrat wieder zusammenkommt. Franz ist zurzeit krankgeschrieben und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Andres Wulfes