Grundstein für die neue Kita in Soltau gelegt
„Der Personalmangel wird in den Kindertagesstätten eine Herausforderung bleiben.“ Gerhard Suder, Geschäftsführer der Lebenshilfe Soltau, die Betreiber zahlreicher Betreuungseinrichtungen vom Krippen- bis ins Kindergartenalter ist, sieht bis in die kommenden Jahrzehnte hinein für Eltern wenig Entspannung.
In anderer Hinsicht gibt es dagegen eine positive Entwicklung: Soltau bekommt eine neue Kindertagesstätte, die die Lebenshilfe im Auftrag der Stadt baut und betreiben wird. Der Bau ist schon in die Höhe und vor allem in die Länge gewachsen.
Nun wurde der Grundstein an der Winsener Straße in direkter Nachbarschaft zur Berufsbildenden Schule II gelegt. Suder und Bürgermeister Olaf Klang mauerten dafür eine Zeitkapsel gefüllt mit einer Bauzeichnung, einer aktuellen Böhme-Zeitung und ein paar Münzen in die Außenwand ein.
130 Kinder sollen künftig in dem rund 5,5 Millionen Euro teurer Neubau, der sich mehr als 80 Meter über das Gelände erstreckt, in vier Kindergarten- und zwei Krippengruppen betreut werden.
Eine besondere Herausforderung für Architekt Joachim Krampitz war die Geländetopografie. Die ehemalige Waldfläche ist augenscheinlich zwar platt, tatsächlich steigt sie aber um gut 1,50 Meter an. Entsprechend schwierig sei es zunächst gewesen, den Nullpunkt festzulegen, so Krampitz.
Nun steht das Gebäude an der Straßenseite auf einer Art Podest, auf der Waldseite musste viel Erde weggebaggert werden, damit das Gebäude barrierefrei und rollstuhlgerecht gebaut werden kann. Zudem war auf dem rechteckigen Grundstück nur ein solch schmales Gebäude möglich.
Ende von Provisorien und Containern
„Damit wird die Zeit der Provisorien und Container in Soltau beendet werden“, erklärte Bürgermeister Klang. In die neue Kita an der Winsener Straße, die Ende 2024 oder Anfang 2025 fertiggestellt sein soll, sollen die bisherigen Gruppen der Kita Schatzkiste vom Buchhopsweg und die Krippe Böhmezwerge von der Viktoria-Luise-Straße umziehen. Zudem entsteht eine zusätzliche Kindergartengruppe.
Für Klang ist der Neubau ein wichtiger Punkt für die Attraktivität der Böhmestadt, die weiter wachsen will. Dafür müsse man in die Infrastruktur investieren. Er kündigte an, dass die Stadt künftig bei der Neuausweisung von Wohngebieten grundsätzlich Kindertagesstätten mit planen wolle.
Eine Kindertagesstätte fällt nicht vom Himmel, stellte Lebenshilfe-Geschäftsführer Suder fest. In der Vergangenheit sei der Verein diesbezüglich oft hemdsärmelig unterwegs gewesen, um auch Notsituationen mit Übergangskitas aufzufangen. Eine Win-win-Situation für Stadt und Lebenshilfe. Vom Vertrauen profitiere man nun, so Suder.
Personal zieht mit um
Für die neue Kindertagesstätte der Lebenshilfe ist zumindest das Personalproblem ein Stück weit keines: Nicht nur die Kinder, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ziehen aus den bisherigen Provisorien Kita Schatzkiste und Krippe Böhmezwerge mit um. Die Leitungen sollen dann die bislang selbstständigen Einrichtungen gemeinsam übernehmen. Dennoch muss noch Personal für die weitere Elementargruppe eingestellt werden.
Insgesamt sechs Gruppen wird der Neubau Platz bieten. Dieser orientiert sich an einem Projekt, das das Architekturbüro Krampitz bereits in Munster umgesetzt hat. Es besteche durch die klaren Strukturen für eine schnelle Orientierung: „So finden sich die Kleinen im Gebäude gut zurecht“, erklärte Joachim Krampitz bei einer ersten Führung durch den Soltauer Rohbau.
Die Jüngsten dürfen sich auf eine Schaukelanlage freuen
In zwei Farbtönen soll dieser gehalten werden, zudem mit großen Fenster- und Türenfronten nicht nur viel Licht hineinlassen, sondern auch luftig sein. Da die Räume jeweils über Ausgänge verfügen, könne man die weitläufigen Flurbereiche als aktiven Spiel- und Bewegungsplatz nutzen. Was die Jüngsten dann erwartet, ist schon jetzt zu erahnen: An der Decke ist die Unterkonstruktion für eine Schaukel- und Kletteranlage angeschraubt.
Pläne für zweite neue Kita
Wenn es gut läuft, könne möglicherweise noch in diesem Jahr mit dem Bau einer zweiten Kita in Soltau begonnen werden, erklärte Bürgermeister Olaf Klang am Montag.
Die soll im Neubaugebiet Drögenheide entstehen, Betreiber soll die Arbeiterwohlfahrt Hannover sein. Mit dem Vorhaben beschäftigte sich bereits im Februar der Bauausschuss, da für den Bau zunächst der Bebauungsplan geändert werden muss.
Kurze Wege innerhalb des Neubaugebiets
Der Neubau soll nördlich des vorhandenen Haferwegs entstehen, um den neu zugezogenen jungen Familien im Wohnquartier kurze Wege zur Betreuungseinrichtung zu gewährleisten. Ausgewiesen werden soll die Fläche als allgemeines Wohngebiet.
Dadurch könne man in der Zukunft, falls sich der Bedarf ändere, den Standort flexibel umwandeln. Das sei anders als in der Innenstadt, wo der Bedarf grundsätzlich für eine Kita gegeben sei, hieß es in der Ausschusssitzung.
Für die Erschließung soll der Abzweig des Haferwegs die bisher geplante Ausbaubreite behalten, das Gebäude darf nun um die 50 Meter lang und eingeschossig gestaltet werden. Für die Zufahrt und die Stellplätze sollen konkrete Flächen festgesetzt werden, um im nachbarschaftlichen Gefüge keine Konflikte heraufzubeschwören.
Die Schalluntersuchung habe bereits ergeben, dass der rechtlich vorgegebene Pegel hinsichtlich des Verkehrslärms nicht überschritten werde. Veranstaltungen müssten aber bis 22 Uhr beendet sein. Die Unterlagen wurden nun öffentlich ausgelegt, um den Bebauungsplan weiter voranzubringen.
Brief an Kultusministerin
Schon bei der jüngsten Ratssitzung war der Fachkräftemangel Thema (BZ vom 5. März „Kita-Personalmangel bleibt“). Insbesondere war zuletzt die Kita Berliner Platz betroffen, weshalb Betreuungszeiten dort immer wieder eingeschränkt werden mussten.
Die Stadt sowie die Kita-Betreiber Lebenshilfe und DRK haben sich bezüglich des Fachkräftemangels mit einem offenen Brief an Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg gewandt und darin die aktuelle Lage als dramatisch beschrieben, weil viele Fachkräfte in Ruhestand gingen und neue Kräfte fehlten.
Daher forderten sie „endlich die landesrechtliche Regelung für eine praxisintegrierte Ausbildung, damit aus Schülern Auszubildende werden können“.
Erst eine solche Ausbildungsordnung ermögliche es den Trägern der Jugendhilfe, eine Ausbildungsvergütung nach Tarif zu bezahlen und die Ausbildung konkurrenzfähig auszugestalten. Dafür bieten die Unterzeichner dem Land an, das im Rahmen eines Pilotprojektes im Heidekreis auszuprobieren, heißt es in dem offenen Brief.