Bahnreaktivierung: Kein Halt in Hützel
Im Landkreis Lüneburg schlagen die Wellen im Zuge der geplanten Reaktivierung der Bahnstrecke von dort über Amelinghausen nach Soltau hoch. Grund dafür ist, dass die vorgesehenen Haltepunkte in Drögennindorf und Soderstorf wegfallen sollen. In der Folge gibt es vor Ort einen Sturm der Entrüstung, die Kommunalpolitik stellte laut Landeszeitung gar ihre Unterstützung für die Bahnreaktivierung infrage.
Der Zorn trifft die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen und den Streckenbetreiber Sinon (Schieneninfrastruktur Ost-Niedersachsen GmbH), die im Zuge der erfolgten Machbarkeitsstudie, in der die beiden Haltepunkte noch aufgeführt waren, in den letzten Monaten diverse Varianten auf ihre Umsetzbarkeit untersucht hatten. Herausgestellt habe sich, so Sebastian Schülke als technischer Leiter der Sinon gegenüber der BZ, dass der geplante Stundentakt mit Tempo 100 und die nötigen Anschlüsse an weitere Bahnverbindungen nur mit drei Stopps auf der Strecke zwischen Lüneburg und Soltau zu schaffen seien: in Melbeck/Embsen, in Amelinghausen und in Bispingen.
Damit ist auch klar, dass es keinen weiteren Halt im Heidekreis geben wird. Ursprünglich war in einer Machbarkeitsstudie über ein Stopp am Bahnhof in Hützel nachgedacht worden – zudem über einen Haltepunkt beim Heide-Park. Laut Schülke war letzteres im Hinblick auf den Heidebahn-Halt in Wolterdingen schnell hinfällig. Hützel habe man in der Machbarkeitsstudie mit betrachtet, aber die Chancen auf den Stopp seien nur gering gewesen.
Der Aufschrei in Bispingen und beim Landkreis Heidekreis, der finanziell an der aktuellen Planung beteiligt ist, blieb allerdings aus. Vor zwei Wochen hatte die SPD-Kreistagsfraktion dazu eine Anfrage an die Kreisverwaltung gerichtet – bislang, so Kreistags- und Bispinger Ratsmitglied Jan-Ole Witthöft ohne Reaktion. Er findet es fahrlässig, sich nicht stärker einzubringen, schließlich würde man mit einem Halt am bestehenden Bahnhof Hützel rund 1800 mögliche Fahrgäste in der Ortschaften und in Steinbeck erreichen. Das sei schon eine Hausnummer und würde die Akzeptanz für das Bahnangebot stärken. Lüneburg sei da „deutlicher auf Zack“, findet Witthöft, der lieber für mehr Akzeptanz als für die schnelle Fahrzeit plädiert.
Bispingens Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis hat bislang keinen Protest der Kommunalpolitik oder der Einwohnerschaft beispielsweise auf der Versammlung in Steinbeck wahrgenommen. Eine Informationsblatt des Unternehmens Sinon habe er verteilt: „Die Aufregung darüber ist nicht groß.“ Insgesamt sieht er Bispingen gut vorbereitet für die Wiederaufnahme des Bahnbetriebs: Der Bahnsteig im Kernort sei fertig, dort fehle nur noch die Beleuchtung und die Pflasterung.
Alles spricht für 2029
In einer Machbarkeitsstudie wurde die Wirtschaftlichkeit einer Reaktivierung des Personennahverkehrs auf der Bahnstrecke Soltau–Lüneburg ermittelt. In diesem Monat wurde erstmals das Betriebskonzept durch das Betreiberunternehmen Sinon öffentlich vorgestellt. Geplant ist, dass der Personenverkehr Ende 2026 starten soll. Das allerdings mit großen Fragezeichen, weil die nötigen modernen Batterietriebwagen und die Ladeinfrastruktur wohl erst 2029 zur Verfügung stehen. Hinzu kommt die zeitliche Verlegung der Generalsanierung der Bestandsstrecken im Rahmen des Alpha E von 2026 auf 2029. Davon betroffen sei auch die benötigte Leit- und Sicherungstechnik für den Anschluss der reaktivierten Bahnstrecke nach Soltau, so Sinon-Technikchef Sebastian Schülke: „Da spricht viel für 2929.“