Höheres Eigenkapital erschwert Bauprojekt
Hätten Sie bloß früher mit dem Bau beginnen können, denkt sich die Projektgruppe um den genossenschaftlichen Wohnbau in Schneverdingen heute. Die Zeit hat nicht für das innovative Bauprojekt gespielt. „Hätten wir in der Niedrigzinsphase angefangen, hätten wir es längst locker finanziert bekommen“, sagt Annette Jacob. Die Tochter des Tischlers Meyer ist im Vorstand. Ihr Elternhaus an der Oststraße soll für eine Mehrparteienwohnhaus weichen. Doch, wann es soweit ist, ist derzeit völlig unklar.
Baukosten sind gestiegen
17 barrierefreie und bezahlbare Wohnungen in einem Holzrahmenbau mit Strohdämmung und Lehmputz von dem Lüneburger Architekten Stefan Seeger, die sich speziell an Senioren richten, sind geplant. Wobei es längst nicht mehr so günstig ist, wie angestrebt. Mittlerweile sind sie bei 12 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter, was selbst für Schneverdinger Verhältnisse hoch sei. Die Baukosten sind nochmal deutlich gestiegen, führen die Vorstandsmitglieder Werner Riebesell, Wolfgang Schubert und Jacob an. Bei 3,4 Millionen Euro sind sie gestartet, vergangenes Jahr wurde wegen der Teuerung auf 3,5 Millionen Euro mittlerweile rechnen sie mit 4 Millionen Euro. Ein zusätzlicher Aufschlag kommt durch die Banken zustande. Sie rechnen zehn Prozent drauf „als Reserve“, so Jacob. Auch die Eigenkapital-Quote sei angestiegen. Von 20 auf 30 Prozent. Bauen ist in kurzer Zeit extrem teuer geworden. Doch die Projektgruppe steht weiter hinter dem innovativen Konzept, das sich genossenschaftlich organisiert hat. Egal wie viele Anteile, zwei Anteile zu je 500 Euro sind das Mininmum zum Einstieg, jedes Mitglied hat eine Stimme, so Jacob.
Vier Wohnungen noch verfügbar
Wie gut das Konzept ankommt, zeigt die auf 60 gewachsene Mitgliedergruppe. Auch die Wohnungen sind bis auf vier bereits vergeben. Bewerbungen liegen für die sechs großen Wohnungen (75 Quadratmeter) vor und sowie sieben für die elf kleinen (55 Quadratmeter). Ein bisschen Bewegung ist drin, einige haben sich umorientiert, denn nicht jeder hat einen langen Atem. Seit acht Jahren existiert bereits das Bauvorhaben. Wir brauchen mehr Mitglieder, die für ihre Zukunft in Zehnoder 15 Jahren bereit sind mit Anteilen in das Projekt zu investieren,“, sagt Jacob. Sie sei selbst ein gutes Beispiel dafür. Noch lebe sie mit ihrem Ehemann in einem Haus, aber es beruhige sie ungemein, zu wissen, wohin sie kann, sollte sie mal allein sein. Auch Riebesell ist beruhigt. Denn sollte er versterben, würden die Anteile an seine Erben ausgezahlt werden. Das Geld ist demnach nicht weg. 450 Anteile, die ein Finanzvolumen von 225 000 Euro ergeben, sind bereits auf dem Konto. Doch es fehlen noch rund 600 000 Euro. Eine andere Möglichkeit sei Darlehen von Mitgliedern zu bekommen, so Jacob, um das Kreditinstitut mit Eigenkapital zu überzeugen.
Warten auf Baugenehmigung
Außerdem wartet der Vorstand noch auf die Baugenehmigung. Der Landkreis hat die Unterlagen bereits seit Oktober 2022 in Bearbeitung. Zusätzlich erschweren teilweise monatliche Änderungen im Förderrecht das Projekt, so Schubert. Vieles sei gestrichen worden, wie zum Beispiel der Tilgungszuschuss. Dennoch hoffen sie weiter, dass geeignete Förderprojekte vom Bund aufgelegt werden. Auch der Architekt macht Mut, verhandelt weiter mit Betrieben um günstige Konditionen. Schließlich handele es sich um ein Vorzeigeprojekt.
Motto: Gemeinsam statt einsam
Die Idee eines Wohnprojekts für Senioren wurde im Jahr 2015 im Stadtmarketingprozess geboren. Wer in einer Hausgemeinschaft selbstständig, bezahlbar und innenstadtnah wohnen wollte, sollte darin ein neues Zuhause finden. Im März 2019 wurde die Genossenschaft „Meyer`s Hof“ gegründet. 2021 entstand durch einen Architektenwechsel ein neuer Entwurf. Auf eine nachhaltige Bauweise wurde Wert gelegt. Über das weitere Vorgehen entscheidet die Mitgliederversammlung am 27. Juni.