Aktion für Erdbebenopfer auf dem Sofa beschlossen
Die Jahrhundert-Erdbeben in der Türkei und Syrien mit – Stand Freitagmittag – über 40 000 Toten und Verwüstungen bringt die Hilfsorganisationen an ihre Grenzen. Helfer können nur noch Tote bergen und versuchen, Bedingungen zu schaffen, damit sich irgendwann wieder so etwas wie normales Leben entwickeln kann. Organisationen wie Rotes Kreuz und ihr türkisches Pendant Roter Halbmond versuchen, die Überlebenden mit dem Nötigsten zu versorgen. Darüber hinaus gibt es in Deutschland und anderen Ländern zahlreiche Initiativen, die Spendengelder für das Katastrophengebiet zu sammeln: Frisöre, Supermärkte und Imbissbetreiber stellen Einnahmen zur Verfügung.
Aufruf in den sozialen Medien
Eine Hilfsaktion hat der Soltauer Mahmut Tümenci quasi aus dem Stand, genauer im Sitzen, am Montagabend voriger Woche gegen 23 Uhr auf dem Wohnzimmersofa initiiert. Der heute 38-Jährige ist 1989 aus der Türkei mit seiner Mutter und fünf Geschwistern nach Deutschland geflüchtet. Angesichts der Bilder in den Nachrichten, die zu dem Zeitpunkt erst einen Bruchteil des Ausmaßes zeigten, habe er spontan zu seiner Frau Meryem gesagt, „komm, wir machen eine Spendenaktion.“ Die habe den Gedanken aufgenommen. Dazu wollten die beiden die Möglichkeiten der sozialen Medien nutzen. Seine Frau unterstützte ihn bei der Formulierung des Aufrufes, der ins Netz gestellt wurde. Die Nachricht wurde verlinkt, geteilt, immer weiter. Auch SPD-Ratsherr Birhat Kaçar sorgte, neben anderen, für ihre Verbreitung in weitere Foren.
Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Bereits am Dienstagmorgen kamen die ersten Sachspenden am Grundstück der Familie an. Und es wurden immer mehr Pakete, Kartons und Tüten. Nachdem klar war, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Textilspenden benötigt wurden, sondern vor allem Hygieneartikel, Decken und Jacken als Schutz vor der Kälte, Babynahrung und -sachen, wurde der Aufruf präzisiert. Anfangs habe er noch gedacht, dass zwei Sprinter-Kleintransporter ausreichen würden, doch als erfahrener Lagerist bei der Firma Harry Brot realisierte Tümenci schnell, dass für das, was sich in dem 30 Quadratmeter großen Carport ansammelte, ein größeres Fahrzeug erorderlich sein würde, ein Siebeneinhalbtonner, den Thomas Strizek zur Verfügung stellte.
Nach zweieinhalb Tagen verkündete er übers Netz den Annahmeschluss, auch um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, alles, was angeliefert wurde und geeignet war, den Erdbebenopfern zu helfen, auch dorthin zu bringen. Es wären noch viel mehr Spenden gekommen, ist er sicher, „aber mehr war nicht zu schaffen“. Keiner sollte den Eindruck bekommen, dass seine Unterstützung vergebens gewesen sei.
Türkische Pizza, Kaffee, Kuchen und Sport
Die Anteilnahme für die Erdbebenopfer ist groß, die Bereitschaft, sich für die betroffenen Menschen zu engagieren, hält an. So hat die DITIB Türkisch-Islamische Gemeinde Soltau am Sonnabend Lahmacun, türkische Pizza, verkauft. Die Einnahmen gehen an die Erdbebenhilfe. Sportvereine und andere Organisationen verkaufen bei ihren Veranstaltungen Kaffee, Kuchen und Getränke ebenfalls für diesen Zweck.
Der Walsroder Fußballklub SV Ciwan plant für kommendes Wochenende ein Benefizspiel, bei dem sich am kommenden Sonnabend Kicker aus dem nördlichen und dem südlichen Teil des Kreisgebiets im Walsroder Eckernworthstadion gegenüberstehen