Neuer Bus und noch mehr Fahrgäste
Er quietscht noch, so neu ist der Bus, der Schneverdingens Ortszentrum mit den Ortschaften tagtäglich verbindet. Wobei quietschen nur im übertragenen Sinne gemeint ist. Tatsächlich ist der Kleinbus mittlerweile gut eingefahren. Seit Ende Oktober ist er im Linienverkehr im Einsatz.
Die Anschaffungskosten in Höhe von 102 000 Euro hat zu drei Viertel das Land Niedersachsen übernommen. 20 000 Euro hat der Landkreis Heidekreis gezahlt. Den Rest haben die Stadt Schneverdingen und der Bürgerbus-Verein getragen, wie Andreas Kurock aus dem Vorstand berichtet. Die Elektro-Variante des Fahrzeugs habe keinen Sinn ergeben, sagt Jutta Duden, die selbst eine der wenigen Fahrerinnen ist. Aktuell gibt es 23 Fahrer, vier weitere befinden sich in Ausbildung. Die Reichweite eines E-Busses liegt bei 150 bis 180 Kilometer und ist damit zu gering. Es müsste mehrere Unterbrechungen am Tag geben, um das Fahrzeug wieder aufzuladen. Von dem Walsroder Verein wisse sie, dass der E-Bus wiederzurückgegeben wurde, weil er sich noch nicht bewährt habe.
Obwohl der Vereinsvorstand den plötzlichen Tod des Gründers und langjährigen Vorsitzenden Heinrich Mahnken zu verkraften hat, steht der Verein gut da. Mahnken habe das Ehrenamt fast wie einen Job betrachtet, und bis zu 30 Stunden in der Woche gearbeitet, erinnert sich Vorstandsmitglied Klaus Kolmsee. Es war klar, dass man so jemanden nicht ein zweites Mal finden würde. Aber glücklicherweise hätten sich mehrere Mitglieder aus dem Verein bereit erklärt, Aufgaben zu übernehmen. Nun muss sich der Vorstand, zu dem neben Duden, Kurock und Kolmsee auch Wolfgang Schubert gehört, inhaltlich und personell neu aufstellen.
Bestes Jahr seit Bestehen: Ein Drittel mehr Fahrgäste
Die Motivation könnte durch den guten Zuspruch kaum besser sein: „Wir sind hochzufrieden mit unserer Fahrgastzahlenentwicklung in diesem Jahr“, sagt Kurock. Es sei das beste Jahr seit Bestehen 2015. Von Januar bis Oktober sind 7310 Menschen mit dem Bürgerbus unterwegs gewesen. Das sei ein Zuwachs von knapp 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit ist unser großes Plus“, sagt Duden, das wüssten die Fahrgäste zu schätzen. Sie erinnert sich nur an einen Ausfall-Tag im vergangenen Jahr, und der sei der kritischen Wetterlage mit Sturm und Glatteis zuzuschreiben gewesen. Im Bürgerbus wird das 49-Euro-Deutschland-Ticket anerkannt. 23 Prozent der Fahrgäste würden es vorzeigen. Insbesondere Hamburg-Pendler konnten so hinzugewonnen werden. Die finanzielle Differenz, die dem Verein dadurch entgeht, werde durch die Verkehrsbetriebe (KVG) ausgeglichen. „Unsere normalen Fahrgäste sind aus Schneverdingen, oft aus den Ortschaften, die ein- oder zweimal im Monat für Arztbesuch und Einkauf ins Zentrum wollen“, sagt Duden.
Der Stellenwert des Bürgerbusses ist beim Landkreis gewachsen, freuen sich die Vorstandsmitglieder. Der neue Landrat Jens Grote sei sehr kooperativ. Die Spritkosten werden nun vom Landkreis übernommen, dafür hatte der Bürgerbus-Verein im vergangenen Jahr gekämpft. Bei den steigenden Spritkosten hätten sie sonst noch Geld mitbringen müssen.
Gemeinschaftlicher Ersatzbus wird angestrebt
Auf Sicht wäre es das Aus des ehrenamtlichen Vereins gewesen. Zwischen 16000 und 18000 Euro im Jahr kommen da zusammen. Im Juni wird rückwirkend für das erste halbe Jahr überwiesen, der Rest folgt nach Ablauf des Jahres. Auch bei den Reparaturkosten wird der Verein nunmehr entlastet: ein Drittel übernimmt der Landkreis, zwei Drittel die jeweilige Kommune. Dies würde sich dann auch im Haushalt beim Defizitausgleich bemerkbar machen, so Kolmsee.
Nun geht es noch um einen gemeinschaftlichen Ersatzbus für die fünf Bürgerbus-Vereine im Heidekreis. Schneverdingens Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens vermittelt zwischen den Kommunen und dem Landkreis. In Schneverdingen gibt es zwar auf Engagement des früheren Vorsitzenden Mahnken einen Ersatzbus, dieser sei aber von privatem Geld der Mitglieder als Darlehen finanziert worden. Die Landesnahverkehrsgesellschaft habe bereits ihr Einverständnis für die Anschaffung eines Ersatzbusses gegeben. Doch die Zahlungen für den laufenden Unterhalt müsse beim Landkreis liegen, so die Bedingung. Bislang wehrt sich der Landkreis dagegen und zieht sich auf 20 000 Euro als Förderung für die Anschaffung zurück.
Online-Umfrage der BZ
Die Böhme-Zeitung startet heute eine große Online-Umfrage zum Thema Mobilität im Heidekreis. Unter kurzelinks.de/36ka können Leserinnen und Leser ihre Einschätzung zu Fragen rund um den ÖPNV und mögliche Alternativen abgeben.