Folgen der Trockenheit: Heide bewässern wird zur Hauptaufgabe
Seit April hat es nicht mehr richtig geregnet, sagt Eberhard Radtke. Die langanhaltende Trockenheit spürt er jeden Tag. Der Inhaber der gleichnamigen Gärtnerei im Soltauer Ortsteil Hötzingen ist zusammen mit seinen drei Mitarbeitern und zwei Aushilfen in diesen Wochen eigentlich nur mit einer Aufgabe voll beschäftigt: Wässern - von früh bis spät. Die Heide soll schließlich zum September in perfekter Form sein. Es ist sein Hauptgeschäft im Jahr.
Mit Brunnen auf sicherer Seite
Die Auswirkungen der Trockenperiode im Hochsommer bekommen Gärtnereien verstärkt zu spüren. Wasser ist existenziell, um Blumen, Bäume, Obst und Gemüse zum Gedeihen zu bringen. Wie hoch sein Wasserverbrauch gestiegen ist, kann Radtke noch nicht beziffern. Er sieht sich mit seinem Brunnen auf der sicheren Seite. Dieser zapft das Grundwasser tief genug an, um die zwei Hektar große Freilandfläche zu bewirtschaften. Die 4500 Quadratmeter großen Gewächshäuser laufen im Moment nebenbei, auch wenn da schon die Setzlinge für das nächste Jahr in Reih und Glied stehen. Aber trotzdem sehe er, wie sehr das Wasser fehle. Denn der Teich, der das Regenwasser aus den Gewächshäusern auffängt, ist nur noch eine Pfütze. 25 Jahre sei er randgefüllt gewesen.
Masse geht in Großhandel
230 000 Töpfe gefüllt mit Calluna Vulgaris „Garden Girls“ sind der Schatz der Gärtnerei Radtke. Sie werden in wenigen Wochen nicht nur in seinem eigenen Betrieb an der Lüneburger Straße in Soltau in den Verkauf gebracht, sondern auch in den Großhandel, der die Heide bis an den Niederrhein und nach Berlin bringt. „Kurioserweise wird die Ware aus der Heide besser in der Ferne verkauft als vor Ort“, sagt Radtke. Doch damit die Heide in bestem Zustand in die Blumengeschäfte kommen kann, müssen die Mitarbeiter sie ständig feucht halten. Zwei Stunden braucht die Anlage, bis sie die komplette Fläche erfasst hat. „Und dann kann sie eigentlich schon wieder direkt zurücklaufen“, sagt er. Ganz langsam gibt der Wasserspender die Wassertropfen zielgenau in jeden Topf ab. Deshalb stehen sie akkurat in der Reihe. „Uns fehlt der Landregen, weil er eine gewisse Grundfeuchte geben würde“, erklärt der Gärtner. Dann wäre die Bewässerung nur zusätzlich im Einsatz.
Friedhofspflege ein zusätzliches Problem
Erschwerend käme hinzu, dass nur noch torfreduzierte Substrate verwendet werden. Die Ersatzstoffe, die den Torf ersetzen, sind physikalisch nicht so gut darin, das Luft-Wasser-Verhältnis zu wahren, so dass dadurch mehr Wassereinsatz nötig wird. Auch in der Friedhofspflege spürt er den höheren Aufwand: „Es ist ein gigantisches Problem mit dem Bewässern“, sagt Radtke. Mit Blick auf die Witterung rät er zur Eisbegonie, die sich nach einer Trockenphase schnell wieder regeneriert. Sonst müsse man sein Grab bis zu dreimal wieder neubepflanzen.
Experten-Tipps zum richtigen Gießen
Die Fachleute raten dazu, die Pflanzen lieber tröpfenweise kontinuierlich zu gießen, als abends mit dem Sprenger oder der Gießkanne große Menge abzugeben. Zudem empfiehlt Eberhard Radtke hochwertige Blumenerde, damit die Feuchtigkeit länger gehalten wird. Und es sei ratsam, die Beete zu mulchen, also beispielsweise mit Rindenmulch zu bedecken, damit es nicht so schnell verdunstet. Carola Beuße, Inhaberin der Gärtnerei in Heber, empfiehlt robuste Stauden wie Sedum („Fette Henne“) oder Geranium, die trockene Phasen leichter verzeihen als andere.