Völkische auf dem Immenhof: Gemeinde wappnet sich
Die Gemeinde Bispingen ist alarmiert: Kurz bevor der Immenhof in Hützel wieder vor der Zwangsversteigerung steht, hat eine im verborgenen stattgefundene Tagung auf dem weitläufigen Gelände am Wochenende hohe Besorgnis hervorgerufen. Eine rechte Gruppierung soll dort Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet mit Zelten und Wohnwagen zusammengeführt haben. Nach Recherchen der Online-Plattform „Endstation Rechts“ handele es sich dabei nicht um klassische Rechtsextreme, sondern um ein breites Personenspektrum, das aus den Milieus von Verschwörungstheoretikern erwachsen sei. Die Gruppierung wird der völkischen „Anastasia“-Bewegung zugerechnet. Kommunalpolitiker befürchten eine völkische Ansiedlung.
Zwangsversteigerung am Mittwoch
„Wir sind hochgradig alarmiert“, sagt Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis. Die Gemeinde gehört zu den Gläubigern, deren Forderungen zur neuerlichen Zwangsversteigerung geführt haben. Das Amtsgericht Soltau setzt das rund 42 Hektar große Grundstück erneut zur Versteigerung an. Der Verkehrswert wird mit 320 000 Euro angegeben.
Gemeinde will völkische Ansiedlung verhindern
Der Eigentümer Helmut Bierwirth steht bei der Gemeinde in der Schuld: Hohe Außenstände für die Wasserversorgung und die Grundsteuer schlagen zu Buche, ohne dass die Gemeinde genaue Angaben zur Höhe machen will. Die Verwaltung ist seit 2016 mit dem Eigentümer im Gespräch, allerdings „in niedriger Frequenz und ohne messbare Ergebnisse“. Anlass dafür ist die Sanierungssatzung. Die Gebäude befinden sich alle in einem maroden Zustand. Der Immenhof ist als Sondergebiet Gesundheit und Erholung ausgewiesen. „Wir wollen alles in unserer Macht stehende tun, um die völkische Ansiedlung zu verhindern“, sagt Bülthuis.
Protest heute am Rathaus
Ein breites demokratisches Bündnis aus Grünen, SPD, CDU, DGB und Verdi will gegen das Vorhaben Flagge zeigen und lädt kurzfristig für heute Abend ab 18.30 Uhr zur Protestkundgebung in den Park neben dem Rathaus ein. Das Motto lautet: „Bispingen gegen rechte Öko-Aussteiger*innen: Bunte Vielfalt gegen braune Einfalt“. Die Initiatoren erinnern an die Vergangenheit des Immenhofs: „Der Immenhof steht in seiner Tradition als Nukleus der Arbeiterwohlfahrt (Awo) für Werte und Ziele, die mit diesen Menschen nicht in Einklang zu bringen sind.“ Die Awo betrieb dort ein Kinder- und Jugendheim. Die Initiatoren befürchten den Kauf des Geländes durch rechte Verschwörungstheoretiker, Reichsbürger und völkische Öko-Aussteiger. Dies sei nicht tolerierbar und müsse mit allen Mitteln der zivilen Gesellschaft verhindert und bekämpft werden. „Es ist schon seit ein paar Wochen in politischen Kreisen bekannt, was sich dort tut“, berichtet Wulf Hemmerle, der aus Hützel stammt und nun im Südkreis für Bündnis 90/Die Grünen bei der Landtagswahl kandidiert. „Wir müssen uns dagegen wehren“, bezieht er Position.
Politischer Gegenwind
Lars Klingbeil, SPD-Bundesvorsitzender und Bundestagsabgeordneter aus dem Heidekreis, hat sich bereits im Vorfeld der Kundgebung gegen rechte Pläne auf dem Immenhof positioniert: „Wer andere ausgrenzt und unsere Demokratie gefährdet und spaltet, hat bei uns im Heidekreis keinen Platz. Deshalb wollen wir uns weiter gegen die Ansiedlung dieser Gruppe in unserer Heimat einsetzen.“ Dem pflichtet auch der SPD-Landtagsabgeordnete Sebastian Zinke bei: „Wir stellen uns gemeinsam gegen völkische Siedlungen in Bispingen. Hier ist kein Platz für Rechtsradikale, Faschisten und Rassisten.“ Es könne nicht sein, dass Gruppen, die vom Niedersächsischen Verfassungsschutz gelistet seien und einzelne Akteure, die Verbindungen zur verbotenen Reichsbürger-Gruppe pflegen, sich hier in unserer Heimat niederlassen, um völkisches Gedankengut zu verbreiten, so Zinke.