Viele Probleme, ein Resultat: Unpünktliche Züge
Feuerwehreinsatz auf der Strecke, Ersatzverkehr, Zugausfall, Polizeieinsatz, Warten auf Anschlussreisende, Reparatur am Zug, kurzfristiger Personalausfall, technischer Defekt am Zug, Vorfahrt eines anderen Zuges, Verspätung aus vorheriger Fahrt, behördliche Maßnahme, Verzögerung wegen verlängerter Ein- und Ausstiegszeit: Wer sich auf Twitter die Tweets der Start Deutschland GmbH zur Regionalbahn 38 anschaut, bekommt einen guten Eindruck davon, was auf den Schienen zwischen Hannover und Buchholz/Nordheide alles schiefgehen kann.
Es ist ein bunter Strauß von Gründen. Doch das Resultat ist immer gleich: Wieder am Bahnhof stehen und warten, wieder um den Anschluss in Buchholz bangen. Die Zuverlässigkeit der Bahn als Verkehrsmittel lässt im Heidekreis zu wünschen übrig, so war es zu Zeiten des Erixx und so ist es seit dem Betreiberwechsel nun auch unter der Regie der hundertprozentigen DB-Tochter Start. Es wird nicht besser, eher schlechter, so der verbreitete Eindruck unter denen, die oft die Heidebahn nutzen. Im Nordkreis sind das vor allem Menschen, die nach Hamburg fahren.
Gute Zuganbindung als Standortvorteil
Die Zuganbindung an die Metropole ist ein starkes Argument bei der Anwerbung von Neubürgern und Firmen. Zum Beispiel in Wintermoor. Die zu Schneverdingen gehörende kleine Ortschaft liegt idyllisch mitten im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Reguläre Fahrzeit zum Hamburger Hauptbahnhof: eine Stunde. Bedingt durch den Umstieg in Buchholz und die Zwischenhalte der langsameren von zwei Metronom-Varianten, die dort regelmäßig den Anschlusszug bildet, ist das länger als idealerweise notwendig. Aber immerhin: Eine Stunde, so lange braucht auch mancher Hamburger, wenn er sich durch den Berufsverkehr zum Arbeitsplatz am anderen Ende der Stadt quält.
Der Lagegunst und der Bedeutung der 1901 eröffneten Bahnstrecke zwischen Soltau und Buchholz mit Halt in Wintermoor sind sich die meisten der rund 450 Einwohner im Ort bewusst. Als vor über zehn Jahren die Stillle- gung der Haltestelle zur Debatte stand, regte sich Widerstand. Die damals gegründete Wintermoorer Bahnhofs-Initiative besteht noch heute. Und ihr Sprecher Henrich Kirchner schlägt, auch mit Blick auf die kommenden drei Monate, Alarm. Von Juni bis Ende August gibt es die groß angekündigten 9-Euro-Tickets endlich zu kaufen. Bundesweit für den Nahverkehr geltend, sollen sie auch Menschen an die Bahn heranführen, die das klimafreundliche Verkehrsmittel bislang nicht nutzen. Das könnte im Heidekreuz zu einem Fiasko werden. „Die Pünktlichkeit der Züge hat sich enorm verschlechtert“, weiß Kirchner. Der Betreiberwechsel im Dezember habe die Probleme noch vergrößert. „Das ist so traurig“, sagt Bahn-Fan Kirchner.
Mit seiner Klage steht er nicht allein. Auf einen Facebook-Aufruf der Böhme-Zeitung haben sich zahlreiche Bahnnutzer aus dem Heidekreis gemeldet und von ihren negativen Erfahrungen berichtet.
Die Probleme auf der Strecke sind komplex. Vielleicht war die Hoffnung, dass der Betreiberwechsel vieles schnell besser machen würde, eine Illusion. „Es fahren dieselben Fahrzeuge auf derselben Infrastruktur in denselben Fahrplanzeiten mit überwiegend demselben Personal – was soll sich also ändern?“, fragt sich Fabian Siems auf der Facebook-Seite der BZ. Sebastian Gaitzsch sieht es ähnlich: „Was erwartet man bei einer maroden, leider nur sporadisch ertüchtigten, unzuverlässigen, eingleisigen Nebenstrecke?“ Das Bahnunternehmen räumt gegenüber der BZ Probleme ein, verweist aber auch auf Verbesserungen seit dem Ende der Osterferien. Auf die Einführung des 9-Euro-Tickets werde man mit längeren Zügen reagieren.