Munsteraner Panzerhaubitzen auf dem Weg nach Litauen
Eine Woche nachdem Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht bei ihrem Antrittsbesuch am 7. Februar beim deutschen Heer in Munster (siehe BZ vom 8. Februar) eine Verstärkung der Battle Group der Enhanced Forward Presence (verstärkte vorgeschobene Präsenz) in Litauen angekündigt hatte, ging es am gestrigen Montag an die Umsetzung dieser Vorgaben. Am Morgen machten sich rund 110 Soldaten samt gut 30 Radfahrzeugen von der Hindenburg-Kaserne in Munster aus auf den Weg. Am späten Vormittag wurden zudem sechs Panzerhaubitzen 2000 des Artillerielehrbataillons 325 aus Munster auf Schwerlasttransporter verladen, um ebenfalls den Weg nach Litauen anzutreten.
Artilleristen und sechs Geschütze verstärken Nato-Verband
Die Truppen aus Munster sind nur ein Teil der angekündigten rund 350 Soldatinnen und Soldaten mit rund 100 Fahrzeugen, die sich auf den Weg gemacht haben. Die Verstärkungskräfte bestehen darüber hinaus aus Aufklärungs-, ABC-Abwehr-, Feldjäger- und Sanitätskräften. Während die Panzerhaubitzen als Schwertransporte nach vorheriger Abstimmung mit zivilen Behörden vermutlich nachts unterwegs sein werden, um den zivilen Verkehr nicht zu behindern, werden die anderen Kräfte zunächst in einem Sammelraum beim Truppenübungsplatz Jägerbrück bei Torgelow (Vorpommern) zusammengezogen, um dann quer durch Polen nach Litauen weiterzufahren.
Zur Verladung der Panzerhaubitzen hatte die Bundeswehr die Presse und das Fernsehen in die Hindenburg-Kaserne eingeladen. Die sechs Panzerhaubitzen fuhren zur Verladerampe, wo bereits in einem ersten Schritt drei nagelneue Scania-Schwerlasttransporter warteten. Die vierachsigen Fahrzeuge mit dem achtachsigen Auflieger können 70 Tonnen Nutzlast bewegen. Nachdem die Haubitzen mit dem Rohr voran auf die Auflieger raufgefahren waren, wurden sie mit Ketten gesichert und machten Platz für die nächsten drei Schwerlasttransporter. Weitere zwei Elefant-Schwerlasttransporter fahren in dem Konvoi nach Litauen mit und haben einen Bergepanzer und einen Abra-Panzer (Artilleriebeobachtungsradar) an Bord.
Die Schwerlasttransporter wurden von der Streitkräftebasis gestellt. Sie stammten von den Logistikbataillonen 171 (Burg), 172 (Beelitz) und 161 (Delmenhorst).
Die Panzerhaubitze 2000, die seit 1998 in der Bundeswehr eingeführt wurde, ist das primäre Geschütz der Artillerietruppe. Sie hat eine 155-Millimeter-Rohrwaffe auf einem gepanzerten Kettenfahrzeug, das maximal 60 Stundenkilometer schnell ist und eine Reichweite (Fahrbereich) von 420 Kilometern hat.
Das Geschütz kann bis zu sechs Granaten so abfeuern, dass diese gleichzeitig im Ziel einschlagen. Der fünfköpfigen Besatzung – Kommandant, Kraftfahrer, Richtschütze und zwei Kanoniere – hat 60 Schuss an Bord. Je nach Aufgabenstellung können das Granaten mit Aufprallzünder, mit Verzögerungszünder, mit Bomblets sowie Nebelgranaten oder Leuchtgranaten sein. Die 57 Tonnen wiegende Panzerhaubitze kann die Granaten bis zu 40 Kilometer weit schießen, mit Standardmunition 30 Kilometer weit.
Das Artillerielehrbataillon 325 aus Munster hat 7 Batterien, darunter drei mit je acht Panzerhaubitzen und eine mit dem Mars-Raketenwerfer. Hinzu kommen die Stabs-, die Aufklärungs- (Standort Lüneburg) und die Ausbildungsbatterie.