Zum Schluss geht dem Heide-Shuttle die Puste aus
„Um Lichtjahre voraus“ sei man anderen Tourismusregionen mit dem Heide-Shuttle, hatte Hilke Feddersen, die Geschäftsführerin des Naturparks Lüneburger Heide, anlässlich der Eröffnung der 17. Auflage des kostenlosen Beförderungsangebots im Naturparkgebiet rund um den Wilseder Berg durch die Landkreise Harburg, Heidekreis und Lüneburg noch frohlockt (BZ vom 13. Juli). Doch von diesem Vorsprung hat das als Alleinstellungsmerkmal der Lüneburger Heide gefeierte Shuttle-Projekt nach verheißungsvollem Start einiges eingebüßt. Ab Mitte der dreimonatigen Saison vom 15. Juli bis 15. Oktober kam es ins Stottern, weil den beteiligten Busunternehmen das Personal ausging, und blieb am Ende sogar liegen.
Zum Facharbeitermangel, der der Branche nach Angaben des Neuenkirchener Busunternehmers Jens Prüser schon lange zu schaffen macht, kamen laut Naturpark-Geschäftsführerin Feddersen viele Ausfälle durch Coro- na. Das sei zu Lasten des „touristischen Leuchtturmprojekts“ gegangen, weil dann eine klare Rangierung gelte: „Die Schülerbeförderung hat Priorität.“
Auch eingedampften Fahrplan nicht eingehalten
Mitte September wurde ein Not-Fahrplan für die letzten vier Wochen aufgestellt, der eine drastische Reduzierung des Angebots brachte: Statt täglich sollten die fünf Ringstrecken mit einer Gesamtlänge von 350 Kilometern durch das Naturschutzgebiet nur noch an Wochenenden bedient werden. Dieser eingedampfte Fahrplan könne bis zum 15. Oktober „sicher eingehalten“ werden, war Oliver Blau, der Sprecher der KVG Stade, seinerzeit zuversicht- lich. Die Kraftverkehr GmbH ist zuständig für den Betrieb der mit Fahrradanhängern ausgestatteten Shuttlebusse.
Doch selbst das funktionierte nicht bis zum Schluss. Ausgerechnet am letzten Tag der Saison 2022 fiel der Betrieb auf mehreren Linien komplett aus. Am Sonnabend konnten lediglich zwei der fünf Strecken bedient werden. Ein bitterer Abschluss, wie Geschäftsführerin Feddersen einräumt. Und möglicherweise auch ein Imageverlust bei denjenigen Enttäuschten, die vergeblich auf einen Bus warteten.
Dabei waren die Voraussetzungen gut, das Ergebnis des Vorjahres mit gut 64 000 beförderten Personen zu wiederholen, vielleicht sogar zu toppen. „Die Kombination mit dem 9-Euro-Ticket, die nationale und lokale Mobilitätsdebatte, viele Menschen vor Ort die ihre freie Zeit in der Region verbringen, weniger Fernurlaubsreisen, Attraktivität der Heide, gutes Wetter – alles zahlte auf den Erfolg des Heide-Shuttles ein“, so Feddersen. Zudem hätten Befragungen im Auftrag des Naturparks ergeben, dass deutlich mehr als 50 Prozent der Fahrgäste aus der Region und näheren Umgebung kommen
Einheimische Nutzer in der Mehrzahl
In den ersten sechs Wochen der Heide-Shuttle-Saison wurden auf dem Ring 1 etwa 6500, auf dem Ring 4 etwa 5600 Fahrgäste gezählt. Das sind laut Naturpark-Geschäftsführerin Hilke Feddersen die vorläufigen Zahlen für die beiden Strecken mit der für den Heidekreis größten Relevanz. Fahrgastbefragungen hätten zudem ergeben, dass die Fahrgäste in der Mehrzahl Einheimische seien. Schon vor einer detaillierten Auswertung werde deutlich, dass der Shuttle für viele Heidjer zu einer Alternative in einer Region mit überschaubarem Angebot im öffentlichen Personennahverkehr geworden sei.