Fußball: Tore nur noch gegen Bezahlung?

Eine Siegprämie nach einem Fußballspiel in der Bezirksliga? Ja, das kommt im Heidekreis tatsächlich vor. Vor allem sehr gute Spieler erhalten Zuwendungen. Foto: moj

Vor mehr als zehn Jahren drohte im Heidekreis der Ausfall eines Fußballspiels in der Kreisliga, also der 8. Liga, und das aus einem Grund, der einen kopfschüttelnd zurücklässt: Spieler des gastgebenden Vereins hatten ihre Aufwandsentschädigung noch nicht erhalten und drohten damit, das Spiel sausen zu lassen, sollte das Geld nicht unverzüglich in der Kabine verteilt werden. Ein Vereinsvertreter zog los zur Bank, hob das Geld ab und war 15 Minuten vor Anpfiff wieder am Sportgelände. Die Partie wurde angepfiffen.

Möglichst hohe Liga reicht oft nicht aus

Gewiss, das dürfte ein Ausnahmefall gewesen sein, klar ist aber, auch im Heidekreis bekommen Amateurfußballer Geld. Das ist ein offenes Geheimnis, darüber plaudern wollen nicht viele. „Ich selbst habe keinen Einblick in die Vereine, aber es weiß ja jeder, dass es nicht allen guten Spielern bei Wechseln nur darauf ankommt, möglichst in einer hohen Liga und in einem guten Umfeld zu spielen. Das ist schade“, sagt Daniel Wächtler, Vorsitzender des Fußballkreises.

Aber wie viel Geld fließt wirklich? Wie viel geht über die erlaubte Aufwandsentschädigung hinaus? Schwarzgeld im Amateurfußball sei für das Finanzamt Soltau kein Schwerpunkt, erklärt Finanzamtleiter Peter Kröger. Es sei denkbar und könne vorkommen, dass besonders gute Spieler Geld von ihrem Verein oder einem Sponsor erhielten, wenn eine Mannschaft unbedingt aufsteigen solle. Kröger geht aber davon aus, dass das in einer Größenordnung geschehe, die keine große Rolle spiele. Der Finanzamtschef, der seinen Dienst in Soltau im Mai aufgenommen hat, sagt: „Ich will solche Zahlungen nicht ausschließen, glaube aber nicht, dass das im Heidekreis massiv betrieben wird.“ Wenn Spieler bei einem Unternehmen angestellt seien, für ihr Gehalt aber in der Realität nur Fußball spielen müssten, sei das nicht erlaubt. Solche Praktiken vermutet Kröger aber auch eher in Ligen, die an den Profibereich grenzten. Zumindest habe er keinen anderen Sachstand. Das Finanzamt habe zu diesem Thema auch keine konkreten Erkenntnisse, sprich keine Statistiken.

60 Prozent der Spieler haben schon einmal Geld erhalten

Das Recherchenetzwerk Correctiv, das mit der Böhme-Zeitung kooperiert, hat in Zusammenarbeit mit dem Regionalfunk Berlin-Brandenburg (RBB) eine Umfrage unter Deutschlands Amteurfußballern gestartet. Das Ergebnis ist ebenso eindeutig wie erschreckend: 60,2 Prozent der Befragten gaben an, schon einmal Geld fürs Fußballspielen bekommen zu haben. Hochrechnungen der ARD zufolge fließen pro Saison mehr als eine Milliarde Euro in die Taschen von Amateurspielern. Davon werden mutmaßlich 500 Millionen Euro als Schwarzgeld gezahlt.