Es ruckelt und hakt noch erheblich
Die Doppelnutzung müsse sich noch „zurechtruckeln“, hatte Soltaus Bürgermeister Olaf Klang bereits im Sozialausschuss Anfang der Woche erklärt. Thema war der Umzug kurz vor den Weihnachtsferien von 75 Kindergartenkindern in die Hermann-Billung-Schule. In der Kita Berliner Platz hatte es drei Wochen zuvor im November in einer Zwischendecke gebrannt, manche Kinder schilderten, dass das Feuer von der Decke getropft sein soll. Aber niemand wurde verletzt. Die Kita wurde geschlossen und bleibt es wohl noch für Monate. Als Übergangslösung werden die Kinder ab drei Jahren nun in der ehemaligen Hausmeisterwohnung sowie in den für die Hortbetreuung der Hermann-Billung-Schule vorgesehenen Räumen betreut. Die Krippenkinder zogen in das ehemalige Mütterzentrum Unter den Linden.
Das „Zurechtruckeln“, so Klang, sei auch der kurzen Zeit geschuldet, in der eine Lösung gefunden werden musste. Im Sozialausschuss wurden die Folgen allerdings weniger deutlich benannt als am vergangenen Donnerstag im Schulausschuss.
Stadtelternrat kritisiert Doppelnutzung
Schon kurz nachdem die Doppelnutzung bekannt geworden war, hatte sich der Stadtelternrat bei der BZ gemeldet und die Lösung kritisiert. Man habe aus der Zeitung erfahren, dass die Schulkinder im Ganztag und im Mittagsdienst kurzfristig durch weniger Personal betreut werden und zudem ihre bis dahin angestammten Räumlichkeiten verloren hätten, schrieb Vorsitzende Alexandra Büngener. Schon immer sei der Ganztag zu knapp mit pädagogischen Kräften ausgestattet. Selbst die Kinder des Mittagsdienstes seien betroffen, deren Eltern immerhin 40 Euro monatlich für eine Stunde Betreuung zahlten.
Im städtischen Schulausschuss nun machte auch Schulleiterin Antje Kleinschmidt deutlich, dass der Raum- und der Personalbedarf der Schule groß seien –nun noch verschärft durch die Kita-Notlage. Etwa 100 Kinder des Mittagsdienstes seien nun heimatlos, die Doppelnutzung von Klassen- und Fachräumen durch die Schulkinder am Morgen und die Ganztagsgruppen am Nachmittag „keine schöne Situation“, beschrieb sie den Jetztstand.
Das Personal, das für die gemeinsame Nachmittagsbetreuung von Hort und Ganztag zur Verfügung gestanden habe, sei abgezogen worden. Damit sei 50 Prozent der Personalressourcen weggebrochen. Glücklicherweise habe sich eine Lösung mit zwei Mitarbeitern des Jugendzentrums Youze ergeben. So könne der Ganztag von Montag bis Donnerstag für alle Jahrgänge aufrechterhalten werden, freitags allerdings nur noch für die ersten und zweiten Klassen. „Wir tragen das, wir sehen die Notlage der Kita. Man muss aber auch die Schulkinder im Blick haben“, erklärte Kleinschmidt. Dass der Ganztagsbereich der Hermann-Billung-Schule durch die Doppelnutzung am „meisten gebeutelt“ sei, stellte Ausschussmitglied Thomas Beckmann (CDU) fest. Er fragte, ob es nicht eine andere Lösung gegeben hätte. Das verneinte stellvertretende Fachgruppenleiterin Verena Ippich deutlich. Zudem wurde klar, wo ein weiteres Problem liegt: Die Kita-Eltern haben einen rechtlichen Anspruch auf Betreuung, der Ganztag dagegen ist noch (2026 soll sich das ändern) ein freiwilliges Angebot.
Eltern benötigen Verlässlichkeit
Elternratsvorsitzende Büngener betonte im Ausschuss, dass die Grundschuleltern natürlich wissen, dass die Kita-Kinder versorgt werden müssen. Aber auch die Betreuung der Grundschulkinder sei wichtig, die berufstätigen Eltern benötigten Verlässlichkeit. „Die Betreuerinnen waren von einem auf den anderen Tag nicht mehr da“, schilderte sie die Situation. Und da die Personalnot der Schule groß sei, könnten auch Lehrkräfte nicht einspringen, hatte sie bereit in dem Schreiben angemerkt und Flickschusterei beklagt. Sie mahnte im Ausschuss eine bessere Kommunikation an.
Die wird es möglicherweise geben. Eine Arbeitsgruppe aller Beteiligten soll kurzfristig installiert werden, um die Situation zu entspannen, hatte Bürgermeister Klang bereits im Sozialausschuss angekündigt und wiederholte es im Schulausschuss. Dann könnte es auch um die gemeinsame Hort- und Ganztagsbetreuung an der Hermann-Billung-Schule, den Modellversuch „Pintu“, gehen. Dieser wurde aktuell eingestellt. Grund: Corona, fehlende Kommunikation, unterschiedliche Zuständigkeiten und nun der Schwelbrand.