Bispinger Gewerbegebiet an der A7 wächst um 16 Hektar
Bispingen verdoppelt sein Gewerbegebiet an der Autobahn 7. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg (WLH) wird das Wirtschaftsareal der Gemeinde um 16 Hektar erhöht. Nun sollen sich weitere Gewerbebetriebe zwischen dem schon jetzt bestehenden Gebiet Gauß’scher Bogen und dem Snow-Dome ansiedeln können.
„Wir haben eine große Nachfrage“, freut sich Bispingen Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis dieser auch in der Zukunft nachkommen zu können. Noch gebe es Platz am Gauß’schen Bogen, das Gewerbegebiet ist 18 Hektar groß, aber man wolle nicht wie andere Kommunen Gefahr laufen, keine Flächen mehr in der Hinterhand zu haben.
Schon vor einem Jahr legte der Gemeinderat den Grundstein für die Weiterentwicklung auf der schon lange für touristisches Gewerbe vorgehaltenen Fläche. Jetzt unterzeichneten Bülthuis und WLH-Geschäftsführer Jens Wrede einen städtebaulichen Vertrag für die weitere Kooperation bei der Vermarktung der Gewerbeflächen. Diese werden voraussichtlich in eineinhalb bis zwei Jahren zur Verfügung stehen. Bis dahin müssen die baurechtlichen Voraussetzungen mit einer Flächennutzungsplanänderung und einem Bebauungsplan durch die Gremien der Gemeinde geschaffen werden. 2023 könnte mit den Erschließungsarbeiten begonnen werden.
Nach der Ansiedlung des Snow Domes und weiteren touristischen Attraktionen wollte die Gemeinde ursprünglich auch diese Fläche für ein ähnlich großes Projekt zur Verfügung stellen. Jahrelang gab es die Idee, eine Art Schauproduktion unter der Überschrift „Genussreich“ anzusiedeln, zu zeigen wie bestimmte Lebensmittel gefertigt werden. Selbst der Landesregierung sei das Projekt vorgestellt worden: „Die Idee ist nach wie vor gut, leider hat sich niemand dafür gefunden“, erklärt Bülthuis.
Nun setze die Gemeinde wie auch am Gauß’schen Bogen auf einen Mix an touristischen Betrieben und vor allem auf mittelständisches Gewerbe. „Unser Ziel ist es nicht nur, die Wirtschaftsstruktur der Gemeinde zu stärken und weitere Arbeitsplätze zu schaffen, sondern auch wichtige Unternehmen und Arbeitgeber vor Ort zu halten, die dringenden Erweiterungsbedarf haben“, erklärt Bülthuis.
Vorgesehen ist, dass auf den Grundstücken, die direkt am Horstfeldweg liegen, also der Straße die in Richtung Kartbahn und Snow Dome führt, weitere touristische Angebote entwickelt werden sollen. Backstage, wie Bülthuis es formuliert, gehe es um normales Gewerbe. Die Gemeinde habe auch weiterhin ein Mitspracherecht zu Ansiedlungen – und habe das auch schon ablehnend angewendet.
Kreisübergreifende Zusammenarbeit
Mit der Unterzeichnung des städtebaulichen Vertrages sei der Weg für weiteres Wirtschaftswachstum am Standort Bispingen geebnet, betonten Bispingen Bürgermeister Bülthuis und der Chef der Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg (WLH), Jens Wrede, unisono. „Mit der Erschließung neuer Gewerbeflächen schaffen wir die idealen Voraussetzungen und setzen auch für dieses Projekt auf die Zusammenarbeit mit der WLH.“
Das Gewerbegebiet Gauß’scher Bogen sei ein Beispiel dafür, wie landkreisübergreifende Kooperation bei der Standort- und Wirtschaftsentwicklung im Interesse der gesamten Region gestaltet werden könne: Seit Erschließung des ersten Gewerbegebietes durch die WLH und der Einweihung 2016 sei die Nachfrage nach Flächen regional wie überregional ungebrochen. Das Gebiet liege verkehrsgünstig an der A7. Von den 14,5 Hektar Gesamtfläche seien bereits 9,3 Hektar an 13 Betriebe vergeben.
37 Millionen investiert, 200 Arbeitsplätze geschaffen
13 Betriebe haben sich mittlerweile auf dem Gewerbegebiet Gauß’scher Bogen in Bispingen angesiedelt. Laut dem Projektentwickler, der Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg (WLH), mit dem die Gemeinde eng zusammenarbeitet, haben die Ansiedlungen Investitionen in Höhe von 37 Millionen Euro nach sich gezogen, 200 neue Arbeitsplätze entstanden.
Etwas mehr als fünf Hektar stehen für weiteres Gewerbe noch zur Verfügung. Hinzu kommt in absehbarer Zukunft eine Fläche von 16 Hektar. WLH und Gemeinde sind sich einig: „Der Bedarf ist da.“ Die Branchen-Schwerpunkte der Entwicklung liegen bislang im Tourismus und Handel, sollen noch erweitert werden.
Die Gemeinde hat bei den Ansiedlungen ein Mitspracherecht. Kritisch stehe man insbesondere Unternehmen der Logistikbranche gegenüber, erklärt Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis.
Laut Bülthuis werde es daher in Zukunft auf den Flächen keine Halle geben, wo beispielsweise nur Rohre gelagert werden, der Mehrwert für die Gemeinde Null sei. Denn eine Ansiedlung solle nicht nur Gewerbesteuern in die Kasse spülen, sondern auch qualitativ hochwertige Arbeitsplätze bieten.
Ein Beispiel, wo das bislang nicht gut klappe, sei das Unternehmen GLP, das auf dem Gauß’schen Bogen in Richtung Bispingen mit blauem Anstrich das Logistikcenter Hamburg Süd errichtet hat. Doch die Terminals für die Lkw-Anlieferung und -Abholung sind verwaist, das Firmengelände wird bislang nicht genutzt. So etwas werde es wohl in Zukunft nicht wieder geben, erklärt Bülthuis.
Der Investor GLP errichte deutschlandweit solche Hallen und suche sich erst dann Mieter. Bislang gebe es in Bispingen keinen. „Das war schon eine schwere Entscheidung zur eigentlichen Ansiedlung Ja zu sagen. Mit den heutigen Erkenntnissen würde sie so nicht noch einmal fallen“, erklärt der Bürgermeister zum Ratsbeschluss. Am Gauß’schen Bogen haben nach dem Sommer die Bautätigkeiten erheblich zugelegt. Unter anderem entsteht ein Schnellladepark. Das Energieunternehmen EnBW baut in der ersten Ausbaustufe 16 besonders schnelle HPC-Säulen (High Power Charging) mit je 300 Kilowatt Leistung. Fahrzeuge von Audi, Porsche, VW oder Ford sollen dort zügig geladen werden können – für ein Elektroauto und eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern reichten dann noch fünf Minuten Ladedauer, erklärt EnBW.
Wie am Schnellladepark wird zur Zeit noch an anderer Stelle gearbeitet. So entsteht nahe des Irrgartens das neue Gastroangebot von Timberjacks. Burger King hat sich zudem ebenfalls ein Grundstück gesichert, die Baugenehmigung liegt schon lange vor, die Arbeiten haben noch nicht begonnen.