Es geschah am helllichten Tag
„Von der Weide weg.“ Noch immer fassungslos steht Hans-Hermann, kurz Hansi Wieckhorst vor dem Stück eingezäunter Wiese, von der am Dienstag drei von acht Rinder gestohlen wurden. Die Fahrspuren des von den Dieben vermutlich genutzten Kleintransportes sind noch in das Gras gedrückt.
Der Behringer hat wenig Hoffnung, die Tiere wiederzufinden: „Am helllichten Tag, das ist das Kaltblütigste, was ich erlebt habe. Das sind Profis gewesen. Die Tiere sind bestimmt schon in einer Kühltruhe.“ Hoffnung hat er allerdings, dass die Täter doch noch gefasst werden, Zeugen etwas beobachtet haben.
Die Tat ereignete sich am vergangenen Dienstag zwischen 7 und 15 Uhr. Die Weide nördlich Behringens gelegen, ist von der nahen Umgehungsstraße aus, die ins Naturschutzgebiet führt, nicht zu sehen. Wahrscheinlich haben die Diebe mit dem Lkw die kleine Herde zunächst an den hinteren Rand der mit einem stromführenden Zaun abgegrenzten Wiese gedrängt und dann drei der Rinder verladen.
Die Tiere gehören dem Behringer Verein zur Erhaltung von Nutztierrassen. Vor fünf Jahren wurde er gegründet, nachdem immer deutlicher wurde, dass es selbst auf einem Dorf wie Behringen kaum noch Kühe in der Landschaft gibt. Auch Bentheimer Schweine gehören zum Bestand und in manchen Jahren eine Gänseschar. Die Tiere sind auf verschiedenen Flächen im und rund ums Dorf verteilt. 25 Mitglieder hat der Verein, vom Klempner bis hin zum Elektriker, aber auch zwei Landwirte. Für Hansi Wieckhorst, der auf dem eigenen Hof zwei Esel hält und sonst Ackerbau betreibt, ist es das schönste Hobby, sich um die Tiere zu kümmern. Obwohl Landwirt, hat auch er in den fünf Jahren viel über Tierhaltung gelernt.
Inzwischen hat er die restlichen fünf Tiere auf eine andere Wiese gebracht, die besser von der Straße einzusehen ist. „Mir gegenüber sind sie sehr zutraulich“, erzählt er auf dem Weg dorthin. Und tatsächlich, kaum steigt er aus seinem Transporter kommen die schwarzen und rote Kühe schon angetrabt. Sie haben wie die drei gestohlenen Tiere jeweils einen eigenen Paß und Ohrmarke.
Ein tiefschwarzes Welsh-Black-Rind und zwei rote Limousin-Rinder wurden gestohlen. Alle um die zwei Jahre alt, sie sollten eigentlich bald trächtig werden. Auf 4500 Euro schätzt Wieckhorst den Schaden und damit den Fleischpreis der Tiere ein, die das ganze Jahr über auf der Weide stehen. Eines der Tiere sei besonders schön gewesen, mit langem Fell, vererbt von der Highland-Mutter, einer weiteren Rasse, die der Verein züchtet. Zur Herde gehören zudem Aubrac- und Angus-Rinder.
Seit Jahren kein ähnlicher Fall
Laut Polizeisprecher Olaf Rothardt ist der Diebstahl der Rinder sehr ungewöhnlich. An einen ähnlichen Fall in der Region könne er sich nicht erinnern. Aber es gebe auch keine Spur. Deshalb hofft auch die Polizei auf Hinweise über Telefon (05194) 982460.
Hansi Wieckhorst lässt sich in seinem Engagement für die Tiere durch den Vorfall nicht bremsen: „Das macht Spaß und ist etwas fürs Dorf und die Gäste.“ Dennoch hofft er nun, dass Einheimische oder Urlauber in den nächsten Tagen und Wochen vielleicht genauer hinschauen, wenn sich auf den Weiden ein fremdes Auto bewegt, etwas ungewöhnliches passiert.