Ackerwildkräuter: Die unerwünschte Konkurrenz der Nutzpflanzen
Ackerwildkräuter haben ein Imageproblem. In der Landwirtschaft gelten sie als unerwünschte Konkurrenten für die Nutzpflanzen und werden deshalb auch als Ackerunkräuter bezeichnet. Dr. Heike Brenken vom Landschaftspflegehof Tütsberg vom VNP sieht die andere Seite der Pflanzen: „Für den Betrachter bilden sie ein schönes Landschaftsbild, vor allem aber freuen sich viele Insekten und damit auch die Vogelwelt über die Ackerwildkräuter.“
Weil die Pflanzen deshalb aus Sicht des Naturschutzes eine wichtige Rolle übernehmen, finden sie schon lange ihren Platz auf dem Gelände des Landschaftspflegehofs. Seit vergangenem Freitag informiert auch der neue Ackerwildkrautpfad über ihre Bedeutung und ihren Schutz. Zusammen mit Schneverdingens Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens haben Dr. Andreas Koopmann und Dr. Heike Brenken, den neuen Informationspfad eingeweiht.
Ackerwildkrautpfad mit 17 Informationstafeln
17 Informationstafel auf dem Gelände zeigen, woher die angebauten Nutzpflanzen und ihre Begleiter die Ackerwildkräuter kommen, erklären die Geschichte des Ackerbaus, zeigen die Verwendung von Kultur- und Wildpflanzen und erklären, warum viele Wildkräuter heute gefährdet sind und was für ihren Schutz getan werden kann.
„Die grundsätzlichen Infos finden die Besucher direkt am Hof. Dort wird zum Beispiel die Frage geklärt, was Ackerwildkräuter überhaupt sind“, sagt Brenken. Verteilt über das Gelände des Hofes finden sich dann Informationstafeln zu den an der entsprechenden Stelle wachsenden Pflanzen.
Projekt in Zusammenarbeit mit Hochschulen
Die Vielfalt der auf dem Hof Tütsberg vorkommenden Pflanzen reicht dabei von den gängigen Ackerwildkräutern wie Kornblume, Kamille oder Mohn bis zu selteneren und gefährdeten Pflanzen wie dem Lammkraut. Einer für die Lüneburger Heide typischen Pflanze, wie Koopmann erklärt.
Der Ackerwildkrautpfad, der den Besuchern jetzt einen Einblick in die Welt der Ackerwildkräuter gibt, entstand im Rahmen des Projektes „Ökukult“. Der VNP arbeitet hier mit Forschenden der Leuphana Universität, der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz zusammen. Während des Projektes wurden Ackerwildkräuter kartiert und neue Methoden zu ihrem Schutz ausprobiert.
Ohne Getreide gibt es keine Ackerwildkräuter
„Wir können Ackerwildkräuter nur erhalten, wenn auch Ackerbau betrieben wird“, sagt Brenken. Für den Landschaftspflegehof Tütsberg heißt das auch, dass auf Kleegrasflächen Randstreifen entstehen, in denen Getreide angebaut wird. Das können zum Beispiel Dinkel oder Roggen sein, in beiden Getreidearten fühlen sich die Wildkräuter wohl. Auf den Kleegrasflächen selbst würden sie nicht wachsen, erklärt Brenken. Die werden aber wiederum als Futterlieferant für die Tiere gebraucht. Die Randstreifen sind so ein Kompromiss zwischen notwendigem Futteranbau und dem Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt auf den Feldern.