Impfen: Landkreis erreicht 2000 alte Menschen nicht
Die Weichen im Heidekreis waren auf grün gestellt, 11 Prozent der hiesigen Bevölkerung sollten schon Anfang April gegen Corona geimpft sein, das Impfzentrum bis dahin bis 20 Uhr und sogar am Sonnabend geöffnet sein, um 8000 Menschen in der Woche zu impfen. Sogar mobile Impfteams waren im Gespräch, um auch die letzten Älteren an ihren Wohnorten zu erreichen. Doch nun heißt es auch im Heidekreis: Stopp – zumindest für die Termine mit dem Impfstoff von AstraZeneca.
„Uns hat die Nachricht kalt erwischt, das wirft uns in unserer Kampagne einige Wochen zurück“, sagt Landrat Manfred Ostermann am gestrigen Dienstag bei einem Pressetermin im Impfzentrum in Bad Fallingbostel. 4521 Impfdosen hat das Impfzentrum auf Lager. Sie liegen nun auf Eis, bis der Bund eine andere Entscheidung fällt. Haltbar sind die Impfstoffe für sechs Monate.
Die bereits vergebenen Termine seien abgesagt worden, über die Impfhotline könne man sich dafür nicht mehr anmelden. Und auch wenn jemand trotz der unklaren Risiken sich mit AstraZenca impfen lassen wolle, das auch mit seiner Unterschrift bekunde: „Das geht nicht. Das ist schlichtweg verboten“, so Ostermann.
Seit dem Impfstart Anfang Januar sind bis heute im Heidekreis fast 9200 Menschen geimpft worden, fast 4800 haben ihre Zweitimpfung erhalten. Von den geimpften waren mehr als 7000 Menschen 80 Jahre und älter, die anderen kommen aus dem medizinischen Bereich. In 84 Prozent der Impfungen ist der Biontech-Impfstoff zum Einsatz gekommen, AstraZeneca macht bislang 13 Prozent und Moderna drei Prozent aus.
Nach dem Stopp von AstraZeneca werden die verbliebenen Termine nur an ab 80-Jährige vergeben, vereinbart seien bereits 3200. Aber 2000 80-jährige und ältere habe man noch nicht erreicht, möglicherweise gibt es keine Impfbereitschaft oder sie wüssten nicht, wie sie sich anmelden können.
Groß ist Ostermanns Sorge, dass bei Wiederzulassung der Impfstoff von AstraZeneca nicht mehr angenommen werde. Dann brauche es landes- und bundesweit erhebliche Überzeugungsarbeit. Von der bislang bekannten möglichen Nebenwirkung, der Bildung von Blutgerinnseln, ist im Impfzentrum des Heidekreises keine nachgewiesen. Überhaupt seien bislang bei allen Impfungen nur vier unerwünschte Nebenwirkungen aufgetreten, meist habe der Kreislauf verrückt gespielt, so DRK-Mitarbeiter Dennis Protz. Ansonsten habe es Impfreaktionen gegeben, „die wir uns auch wünschen“. Meist passiere das bei jüngeren Personen, bei denen das Immunsystem noch „auf Krawall“ gebürstet sei, bei Älteren sei es gemäßigter.
Biontech und Moderna liefern weiter
Zur Verfügung stehen aktuell noch 738 Impfdosen von Biontech im Impfzentrum des Heidekreises in Bad Fallingbostel an der Heidmarkhalle. Weitere 1170 Dosen sollen am heutigen Mittwoch, am 24. und 31. März geliefert werden, Moderna soll ebenfalls heute und am 31. März 300 weitere Dosen liefern. Außer den Menschen ab 80 Jahren sind Impftermine auch für bestimmte Berufsgruppen der 1. Prioritätsgruppe ermöglicht worden. Dazu gehören Rettungsdienste, Pfleger auf Intensivstationen, zentrale Notaufnahmen, Covid-Stationen, Altenheime und Tagespflegeeinrichtungen sowie Ärzte, die direkt Covid-Patienten behandeln, und Palliativärzte. Außerdem wurden bereits Mitarbeiter in 41 Arztpraxen geimpft, eigentlich standen 35 weitere Termine dafür an, 52 waren in Bearbeitung. Durch die AstraZeneca-Entwicklung gibt es auch da noch Verschiebungen.