Nach einem Gerichtsurteil herrscht Uneinigkeit in der Fitnessbranche
Der Betreiber eines Fitnessstudios in Unterlüß hat sich kürzlich die Öffnung seines Studios erklagt - wenn auch nur im kleinen Rahmen und unter der Voraussetzung, dass es ein Hygienekonzept gibt. Es dürfen sich stets nur eine Person oder nur Personen aus einem Haushalt im Studio aufhalten. So wie es Niedersachsens Coronaverordnung für den Individualsport eben vorsieht. Nur, ist der Beschluss des Verwaltungsgerichts Hannover für die Fitnessstudios und ihre Sportler überhaupt zielführend? Darüber gehen die Meinungen im Heidekreis auseinander.
Kiro Feldmann in Bad Fallingbostel hat seinen Aktiv Fitnesstreff geöffnet. Stundenweise lässt er seine Mitglieder und auch Nichtmitglieder rein und raus. Vor dem Gehen müssen sie selbst die von ihnen benutzten Geräte desinfizieren. Trainieren nach dem Motto "Besser als gar nichts". "Wir wollen den Leuten zeigen, dass wir uns einsetzen", sagt Feldmann.
Julia Eggers folgt diesem Beispiel nicht, ihr Studio Impuls in Bispingen bleibt geschlossen. „Eine Öffnung für einzelne Sportler würde eher zu mehr Verärgerung führen, als dass es den Mitgliedern nutzen würde", es seien ja alle gleichberechtigt. Kleinen Studios mag das Gerichtsurteil helfen, meint Eggers.
Für Impuls und andere würden sich nur heikle Frage stellen: Wer darf kommen? Müssten Mitglieder für den Mehraufwand zusätzlich zahlen? Ähnlich sieht es Pierre Rehfeld in Schneverdingen. Seine Crossfit-Box wird ebenfalls bis auf weiteres nicht geöffnet. "Bei der Anzahl meiner Mitglieder wäre es schwer zu koordinieren, wer wann hinein darf", so Rehfeld, der Streit um die besten Zeiten befürchtet. Feldmann in Fallingbostel hat eine Website eingerichtet, auf der Fitnesssportler ihre Terminwünsche hinterlegen können, "damit alle mal drankommen. Die Leute verstehen aber auch, wenn ihre Anfrage mal abgelehnt wird."
Der Fitnesstreff-Inhaber räumt ein, dass eine direkte Betreuung der Sportler allein wegen der Abstandsregeln nicht möglich sei. "Fehler bei den Übungen kann man aber auch aus der Distanz korrigieren", beteuert er. Rehfeld kann sich sein Crossfit-Angebot unter Coronabedingungen nicht vorstellen. "Es wäre nicht das gleiche Training, die Leute wollen gut betreut werden." Auch Eggers sagt: "Ich kann die Menschen nicht allein trainieren lassen, die Gefahr, sich zu verletzen oder falsch zu trainieren wäre zu hoch." Ihre Mitarbeiter seien in Kurzarbeit.
Stattdessen bietet sie dreimal in der Woche Onlinekurse über eine App an. "Das ist auch nicht das gleiche wie unter normalen Bedingungen, aber wird ganz gut angenommen." Dafür nimmt sie kein Geld extra. Ähnliches hat Rehfeld in Schneverdingen in petto. An den täglichen Workouts nehmen auch Nichtmitglieder teil, die dafür Tageskarten kaufen. Neueintritte haben Fitnessstudios derzeit so gut wie nicht, Kündigungen schon, das weiß auch Feldmann. Bis sich die Coronafolgen finanziell ausgeglichen haben, werden drei, vier Jahre vergehen, da sei er sicher.