Risiko Wildunfall steigt mit Tempo und Zeitumstellung

Wildwechsel-Schilder gibt es im Heidekreis viele. Zusätzlich haben Jäger auf Privatinitiative an Unfallschwerpunkten Fotoschilder aufgestellt, wie dieses in der Nähe von Neuenkirchen. Foto at

Zwischen goldenem Oktober und nasskaltem November ist im Straßenverkehr erhöhte Vorsicht angebracht. Wenn am Sonntag die Uhr eine Stunde zurückgestellt wird, verschiebt sich der Straßenverkehr mehr in die Dunkelheit, weiß Kreisjägermeister Wolfgang von Wieding aus Soltau und warnt vor einem erhöhten Unfallrisiko durch Wildwechsel.

Der Heidekreis ist seiner Auskunft nach einer der wildreichsten Landkreise in Deutschland. Hirsch, Reh und Wildschwein gehören zu den großen Säugetieren, die in den 1200 bis 1300 Unfällen pro Jahr verwickelt sind und zu einem hohen Gefahrenpotenzial für Autofahrer werden. Deshalb stehen zusätzlich zu den Warnschildern die je nach Aufkommen am Straßenrand platzierten Unfalldreiecke sowie die blauen Reflektoren an den Leitposten. Auf 450 Kilometer im Heidekreis seien die Reflektoren angebracht, um den Lichtkegel der Autos aufzubrechen und das Wild vor dem Kreuzen der Straße zu warnen, sagt von Wieding. Er sieht den Erfolg bereits darin, dass trotz des steigenden Verkehrsaufkommens die Unfallhäufigkeit stagniert.

Jeder dritte Unfall durch Wildtier

Wildunfälle machen in der Unfallbilanz der Polizei rund ein Drittel aus: Von insgesamt 4800 Unfällen im vergangenen Jahr stehen 1600 in Verbindung mit einer Wildbegegnung. „Es gibt durchschnittlich pro Jahr zwölf verletzte Insassen“, sagt Frank Rohleder, Verkehrssicherheitsberater bei der Polizeiinspektion Heidekreis, „und das allein durch das falsche Verhalten bei plötzlichem Wildwechsel.“ Er meint damit Ausweichmanöver. Dadurch verlieren die Autofahrer die Kontrolle über das eigene Fahrzeug. „Lieber einen kontrollierten Zusammenstoß mit dem Tier riskieren“, rät Rohleder, „als ausweichen. Denn in den meisten Fällen ist ein Zusammenstoß mit dem Tier weniger folgenschwer.“

Doch damit es gar nicht erst dazu kommt, rät der Kreisjägermeister zur Tempodrosselung. Bei 80 bis 90 Kilometer pro Stunde sei das Reaktionsvermögen sowohl beim Tier als auch beim Menschen noch möglich. So können beide Seiten einen gefährlichen Unfall vermeiden. Erlaubt sind 100 Kilometer pro Stunde auf einer Landstraße. Doch eine gerade Strecke wie die B3 verführe zum Rasen.

Hupen vertreibt das Wild

Auf jeden Fall vom Gas gehen, rät Rohleder, wenn ein Tier bereits die Fahrbahn überquert habe, denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass weitere im Rudel folgen. Beim Bremsmanöver sei es von Bedeutung, das Lenkrad gerade zu halten. Es helfe auch, das Scheinwerferlicht abzublenden. Autofahrer sollten versuchen, durch kurze Hupstöße das Wild zu verscheuchen.