Konzept gibt Ortschaften eine Zukunftsperspektive
Wie können sich Ortschaften so entwickeln, damit sie lebens- und liebenswert bleiben? Aufgrund der Baugesetze gibt es darauf keine einfache Antwort, bislang auch für die Soltauer Dörfer nicht, wie Ratsmitglied und Leitzingens Ortsvorsteher Jürgen Winkelmann (CDU) jetzt im Bauausschuss feststellte: „Gefühlt seit drei Bürgermeistern“ versuche man im Außenbereich Bauland auszuweisen, um junge Leute im Ort zu halten, den Generationswechsel zu schaffen, eine starke Dorfgemeinschaft mit einem ebenso starken Vereinsleben zu erhalten.
Nun aber ist die Stadt Soltau auf dem Weg dahin einen großen Schritt vorangekommen. Die Verwaltung mit den Fachleuten der Bauverwaltung Lorena Boy und Benjamin Schubert sowie Bürgermeister Helge Röbbert hat in Zusammenarbeit mit den Ortsvorsteherinnen und Ortsvorstehern ein Ortschaftsentwicklungskonzept erarbeitet, ergänzt durch konkrete kurzfristig umzusetzende Projektvorschläge.
Erstmals wurde das Konzept jetzt im Bauausschuss vorgestellt und einstimmig dem Stadtrat, der am 28. Oktober zum Ende der Wahlperiode noch einmal tagen soll, zur Beschlussfassung empfohlen. Das Konzept soll insbesondere in Sachen Baulandausweisung als Argumentationshilfe dienen, um im Hinblick auf Wohnbebauung nötige Bauleitplanungen umzusetzen. Grundlage des erarbeiteten Konzeptes ist das 2019 vom Stadtrat beschlossene integrierte Stadtentwicklungskonzept (Isek), das als eines der Leitziele die Stärkung und die bedarfsgerechte Entwicklung der Ortschaften vorsieht, wie Bauplanerin Boy dem Bauausschuss erläuterte.
Anhand einer Matrix habe man sich überlegt, wie die verschiedenen Ortschaften gleichberechtigt weiterentwickelt werden könnten. Dabei wurden zunächst in den Dörfern die Wünsche und Bedarf aufgenommen und mit den Einwohnern darüber diskutiert. „Die Bedarfe reichen von großflächigem Neubau bis hin zu einer Erweiterung im Bestand oder aber auch gar keinen Wünschen“, erläuterte Boy. Um aufgrund der Vielzahl der Bedarfe die Ziele nicht aus den Augen zu verlieren, habe man sie in kurz-, mittel- und langfristig umsetzbar eingeteilt.
„Das ist der erste Schritt, das ist die Grundlage“, betonte Boy. Nun gehe es darum, die weiteren Planungsschritte zu gehen. Dabei müsse es nicht grundsätzlich ein klassisches Bauleitplanverfahren sein. Dennoch gebe es natürlich die weitere Beteiligung der Betroffenen in den Verfahren. Alle vier Jahre, so Boy, soll das Konzept daraufhin überprüft werden, ob es den Zielen noch entspreche.
Zügig ist mit Baumöglichkeiten in den Dörfern allerdings nicht zu rechnen. Mit der Flächennutzungsplanänderung und der Aufstellung von Bebauungsplänen könnten für die ersten Projekte noch gut zwei Jahre ins Land gehen, erläuterte Boy.
Kurzfristige Projekte priorisiert
Nicht alle Ortschaften haben Bedarf für Wohn-, Tourismus- oder anderweitige Gewerbeentwicklung angemeldet. Um denen mit dringendem Bedarf zügig entgegenkommen zu können, hat die Stadtverwaltung eine Prioritätenliste für kurzfristig umzusetzende Projekte ermittelt. Danach ist das erste Projekt, die Grundlage, sogar eines der Verwaltung: Dort muss die Bauleitplanung für die Ortschaftsentwicklung vorbereitet werden mit dem Ziel, den Flächennutzungsplan in mehreren Teilbereichen zu ändern.
In der Ergänzung zum Konzept hat die Verwaltung dargelegt, in welchem Ort welche Vorhaben kurz-, mittel- oder langfristig umgesetzt werden können. In Brock könnten langfristig 2,7 Hektar überplant werden, eine Fläche auf der schon landwirtschaftliche Anlagen stehen, Platz wäre für ein bis zwei Bauplätze. Allerdings gibt es dort noch viele Fragezeichen – insbesondere aufgrund der Lage zur Autobahn 7.
Weitere 3,5 Hektar könnten in Penzhorn, das zu Brock gehört, zur Verfügung gestellt werden. Aber auch da ist jetzt schon klar, dass es planungs- und emissionsrechtlich hohe Hürden zu überwinden gilt. In Deimern stünden im südwestlichen Teil in der Ortsmitte drei Hektar Fläche und im östlichen Bereich 3,6 Hektar zur Verfügung. Bei beiden Flächen geht die Verwaltung nur von einer mittelfristigen Umsetzbarkeit aus, weil es auch da aus planerischer Sicht Hindernisse gebe. Kurzfristig dagegen könnten am Harmelinger Horstweg 2,8 Hektar ungenutzte Ackerfläche und ein Baugrundstück für Wohnbebauung zur Verfügung gestellt werden. Nur mittelfristig, ebenfalls wegen hoher Planungshürden, könnte an der Harmelinger Dorfstraße ein Grundstück mit 2,5 Hektar weiterentwickelt werden. Allerdings ist das bislang ein Waldstück.
In Dittmern könnte es in Friedrichseck kurzfristig ein neues Baugebiet auf 7,7 Hektar geben, bislang ist der größte Teil davon Acker. Pläne für Wohnungsbau gibt es auch in Harber. Direkt an der B 71 stünden 1,5 Hektar zur Verfügung, aber auch da ist die Planung nicht einfach, daher geht die Verwaltung von einem langfristig umzusetzenden Vorhaben aus. An der Tiegener Straße könne es in der Ortschaft auf 3,6 Hektar schneller mit der Wohnbauentwicklung gehen.
Viel vor hat auch die Ortschaft Hötzingen. Dort gibt es im Stübeckshorner Ortskern auf 6,4 Hektar mittelfristig Pläne, im Hötzinger Ortskern könnte kurzfristig Wohnungsbau erfolgen. Langfristig wird eine Wohnbebauung an der Schulwiese auf 2,1 Hektar und entlang der Kreisstraße 8 auf 4,2 Hektar vorgesehen.
In Leitzingen könnte der Tourismus auf 2,4 Hektar mit einem Ferienhausgebiet auf einer bisherigen Ackerfläche gestärkt werden. Die Verwaltung schätzt, dass das Vorhaben kurzfristig umzusetzen sei. Mittelfristig stehen weiter 6,7 Hektar in der Ortschaft ebenfalls für die touristische Entwicklung zur Verfügung.
In Marbostel ist ein Wohnprojekt in Dannhorn auf 4,6 Hektar mittelfristig geplant, zudem langfristig ein Lückenschluss zwischen zwei Grundstücken. Langfristig gibt es auf 1,3 Hektar in Dannhorn-Süd weitere Pläne zur Bebauung. Im Ortsteil Meßhausen dagegen könnten möglicherweise 5,5 Hektar kurzfristig bebaut werden, direkt in Marbostel langfristig weitere 1,2 Hektar.
Bedarf ist gibt es ebenfalls in Woltem: An Meyers Weg stünden 1,6 Hektar kurzfristig zur Verfügung, weitere 1,2 Hektar im Wohngebiet Woltem. Zudem weitere 0,5 Hektar als Ergänzung zu einem vorhandenen Grundstück. Langfristig gibt es zudem Gewerbevorhaben in der Ortschaft auf 2,6 und 0,8 Hektar Fläche.
In Wolterdingen gibt es innerorts viele Wünsche zur Verdichtung oder Erschließung von Baulücken, die kurzfristig umgesetzt werden könnten – ebenso in der Siedlung Wolterdingen. Gewerbe könnte sich auf 2 Hektar langfristig entlang der Schneverdinger Straße ansiedeln sowie Am Hollbusch auf 0,4 Hektar. Alle Vorhaben sollen stetig hinterfragt und gegebenenfalls ergänzt werden, heißt es im Ortschaftsentwicklungskonzept.