Bioabfall: AHK beginnt mit Bau der Vergärungsanlage
Leichter Nieselregen liegt über Benefeld und dem Gewerbegebiet Bayershofer Weg. Von sechs Spaten fliegt etwas Sand durch die Luft und landet fast geräuschlos auf einem kleinen Sandberg. Der erste Spatenstich ist damit vollzogen. Reine Symbolik, denn hinter den behelmten Offiziellen mit den Schippen wartet bereits die plangemachte Fläche im Umfang von zwei Hektar für die künftige Bioabfall-Vergärungsanlage unübersehbar auf die in den kommenden Monaten folgenden Hochbauaktivitäten.
Die Abfallwirtschaft Heidekreis (AHK) und die Kompotec Kompostieranlagen GmbH investieren in einer privat-öffentlichen Kooperation elf Millionen Euro in die Anlage, die ab Januar 2022 die Bioabfälle des Heidekreises und einem weiteren Kontingent an Bioabfällen aus dem Landkreis Diepholz verwerten soll. Es soll das erste Projekt im Energie- und Umweltpark Benefeld sein.
Gefahr durch Botulismuserreger?
Die Vergärungsanlage kann jährlich 25 000 Tonnen Biotonnenabfall verwerten. Der Bioabfall wird dabei in fünf Garagen in einem sauerstoffarmen Verfahren fermentiert und anschließend in drei Rottetunneln unter Sauerstoffnutzung kompostiert. Das bei der Vergärung entstehende Gas wird über zwei Blockheizkraftwerke verstromt. 650 Haushalte könnten damit energetisch versorgt werden. Die ebenfalls entstehende Abwärme wird im Rotteverfahren eingesetzt. Ganz ohne Kritik blieb das Projekt im Kreis nicht, wie Walsrodes Bürgermeisterin Helma Spöring und auch Landrat Manfred Ostermann durchblicken ließen. Die Bedenken von Anwohnern richteten sich zum einen gegen Geruchsemissionen, zum anderen gegen die Anlage als möglichen Produktionsherd für die gesundheitsgefährdenden Botulismuserreger. Die Böhme-Zeitung war diesem Vorwurf im vergangenen Jahr nachgegangen und hat die Verfahren und den Kompost einer gleichartigen Anlage im nordrhein-westfälischen Saerbeck untersucht. Als problematisch wurden Fleischreste in den braunen Biotonnen gesehen, da die Erreger sich vor allem in Kadavern leicht vermehren können, wenn sie ein sauerstoffarmes Umfeld umgibt. Mit dem Biokompost, so die These, kämen die Erreger auf die Felder und somit an dort wachsende Feldfrüchte. Die Analysen bestätigten die auch in der Wissenschaft formulierte Gefahr indessen nicht (BZ vom 2. Oktober 2019).
Eigentlich habe man schon im vergangenen Jahrzehnt eine solche Anlage errichten wollen, formuliert AHK-Chef Helmut Schäfer anlässlich des symbolischen Spatenstichs. „Wir konnten das aufgrund langfristiger Verträge aber noch nicht umsetzen.“ Die neue Kompostierungsanlage sorge für deutlich geringere Umwelteinflüsse, zudem werde grüner Strom produziert, freut Schäfer sich auf die moderne Anlage, die von der Eggersmann-Gruppeals Kooperationspartner baulich realisiert und betrieben wird.