Digitaler Kraftakt bringt das Klassenzimmer nach Hause
Trotz hoher Corona-Zahlen möchte das Kultusministerium eine Rückkehr ins Homeschooling unbedingt vermeiden. Die hohe Belastung für die Eltern spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Angst um abgehängte Schüler. Doch bereits jetzt müssen zahlreiche Kinder und Jugendliche ihren Schulalltag von zu Hause aus bestreiten. An der KGS Schneverdingen liegt ihr Anteil aktuell bei knapp neun Prozent. Für diese Schüler hat die KGS jetzt eine digitale Struktur entwickelt, die eine Teilnahme am Präsenzunterricht ermöglicht. Möglicherweise wird sie darüber hinaus auch allen an- deren Schülern zugute kommen.
In einem „logistischen Kraftakt“ (Schulleiter Mani Taghi-Khani) hat die Schule seit vergangenem Sonntag 58 Klassenräume mit Web-Kameras, Richtmikrofonen und Konferenzlautsprechern ausgestattet, sodass im Laufe der Woche auch die aktuell 138 Schüler im Homeoffice direkt am Präsenzunterricht teilnehmen können. Dabei handelt es sich um Schüler, die entweder selbst zu einer Risikogruppe gehören oder mit einem betroffenen Familienmitglied in einem Haushalt leben. Oder um Kinder und Jugendliche, die unter Quarantäne stehen, weil ein Mitschüler mit dem Coronavirus infiziert ist. Bislang mussten diese Schüler quasi parallel zu ihren Mitschülern im Distanzunterricht beschult werden. Jetzt sind sie per digitaler Technik in Bild und Ton zugeschaltet, wenn diese im Klassenraum lernen und diskutieren.
Dass Lehrer im Klassenzimmer und Schüler im Elternhaus einander per Kamera zugeschaltet sind, ist dabei nicht die eigentliche Innovation. Das Kernstück der neuen Digital-Struktur sind die hochempfindlichen Konferenzlautsprecher und Mikrofone, die vom Lehrerpult aus die Beiträge und Diskussionen der Klassenkameraden über den Schulserver Iserv ins Homeschooling übertragen. Dadurch sind die Schüler vom Elternhaus beim Unterricht unmittelbar dabei und können sich an diesem beteiligen.
Die Digital-Offensive der KGS ist im Heidekreis einmalig und wohl auch landesweit eine Ausnahme. „Auch wenn es sich pathetisch anhört: Es ging uns wirklich darum, so wenig Schüler wie nur irgend möglich zu verlieren“, sagt Taghi-Khani. Zugleich schafft die neue Struktur die Voraussetzung für eine Verzahnung von Präsenz- und Distanzunterricht, sollte es zu der seit längerem erwarteten Rückkehr zum Wechselmodell kommen. Dieses teilte vor den Sommerferien jede Klasse in zwei faktisch getrennte Lerngruppen. Ab sofort könnte die KGS beide Gruppen gemeinsam beschulen – die eine zu Hause, die andere im Klassenzimmer