Altbewährtes oder Neues?
Geht man nach den Anfangs- und Schlussstatements der Bewerber um den Bürgermeisterposten in Munster, können die Munsteraner bei der Wahl am 12. September zwischen einem Systemwechsel (Kandidat Dirk Sobczak, parteilos), einem Neustart (Kandidat Ulf-Marcus Grube, CDU) und einem bewährten und erfolgreichen System (Amtsinhaberin und Kandidatin Christina Fleckenstein, SPD) wählen. So zumindest äußerten sich die zwei Bewerber und die Bewerberin.
Zwei Stunden lang konnten sich die Munsteraner am Donnerstagabend ein Bild von den drei Kandidaten machen. Zur Podiumsdiskussion auf dem Freigelände des Allwetterbades hatte offiziell der Ratsvorsitzende Gerd Engel (CDU) eingeladen. Der weilte aber am Nordkap, die Moderation übernahm Martin Rettmer. Der Rhetoriktrainer ist im Vertrieb bei den Stadtwerken Munster-Bispingen tätig, freute sich zu Beginn des Abends, dass der Regen nach den Vorhersagen fernbleiben sollte, was er auch tat. Unterschlug aber, dass den Zuhörern der Diskussion dank ungewöhnlich niedriger August- temperaturen im Verlauf des Abends ziemlich kalt werden sollte.
Und das, obwohl sich Rettmer Mühe gab, zumindest den Kandidaten einzuheizen. Die mussten sich nach den Anfangsstatements erst den Fragen von Rettmer und schließlich Fragen aus dem Publikum stellen. Dieses saß nicht nur auf dem Rasen hinter dem Allwetterbad, sondern auch im Warmen vor dem heimischen PC, SPD und CDU Munster streamten die Diskussion live auf ihren Facebook-Seiten.
Sowohl beim Vorort- als auch beim Internetpublikum legten alle drei Kandidaten ihre Erfahrungen in die Waagschale. Den Anfang machte Fleckenstein, die auf ihre siebenjährige Amtszeit verwies, aber auch an ihre 30-jährige Erfahrung aus unterschiedlichen Positionen in der Verwaltung des Landkreises erinnerte. 40 Jahre Wirtschaft, 30 Jahre Ehrenamt und zehn Jahre Ortsvorsteher in Hützel hat Bewerber Ulf-Marcus Grube anzubieten. 43 Jahre Wohnort Munster und 20 Jahre Erfahrung aus der Arbeit in der Munsteraner Stadtverwaltung bot Dirk Sobczak auf, der auch aktuell im Rathaus als Verwaltungsfachangestellter arbeitet.
Fleckenstein nutzte in der Podiumsdiskussion ihren Vorteil als Amtsinhaberin. Souverän beantwortete sie die Fragen von Rettmer und später aus dem Publikum. Auf die Frage, was sie heute anders machen würde, antwortete sie: „Das eine oder andere wäre ich im Nachhinein anders angegangen. Grundlegend habe ich aber nichts falsch gemacht.“ Für mehrere ihrer Statements bekam sie Szenenapplaus vom Publikum. So, als sie die Frage aus dem Publikum nach Visionen für die Stadt Munster beantwortete und klarmachte, dass man ehrlich sein müsse, manches, was vielleicht gewünscht sei, rechne sich einfach nicht, wie zum Beispiel ein Kino in der Stadt. Fleckenstein: „Da kann man nicht einfach das Blaue vom Himmel versprechen.“
Auch Herausforderer Grube blieb in der Diskussion die Ruhe selbst. Auf die Frage, was er de- nen sage, die aufgrund seines Wohnorts Hützel sagten, jemand von außen brauche man nicht als Bürgermeister, antwortet er: „Hützel liegt quasi nebenan. Ort- schaften von Munster wie Trauen oder Kreutzen sind auch nicht näher. Und vielleicht ist ein wenig Abstand manchmal gut, um von außen draufschauen zu können.“ Grube ließ seine Vorbereitung auf das Bürgermeisteramt nicht unerwähnt. 150 Gespräche, so sagte er mehrfach, habe er bis jetzt geführt.
Der dritte Bewerber in der Runde, Sobczak, blieb gegen die Amtsinhaberin und den Mediator Grube rhetorisch farbloser. Häufiger schien seine Nervosität durchzukommen, sodass nicht selten ein gerades Satzende fehlte. In seiner parteilosen Bewerbung sah er einen entscheidenden Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern. Es bliebe so die Möglichkeit, sich denen anzuschließen, die die besten Argumente mitbrächten. Rettmers Nachfrage, ob das hieße, Munster bekäme mit ihm ein Fähnlein im Wind, verneinte er entschieden. Nur ein Beispiel für das engagierte Nachhaken des Moderators, der die drei Bewerber gut im Griff hatte und sie nur selten mit Unklarem durchkommen ließ.